Als Kunde von Telefónica ist man es ja irgendwann gewohnt: Scheinbar wie aus dem Nichts wird die Telefonrechnung jedes Jahr 5 Euro teurer. Mindestens. 2017, 2018 und 2019 war es so. Zwar muss man fairerweise sagen, dass Telefónica die Preiserhöhungen schriftlich ankündigt, aber kaum jemand liest das wirklich. Inzwischen bekommen nahezu alle Kunden nämlich die Rechnungen nicht mehr per Post zugeschickt, sondern man muss mit einem Kennwort im Internet oder per App die Rechnung aufrufen. Und wie es eben so ist: Irgendwann verlegt man das Kennwort oder vergisst hineinzuschauen. Und selbst wenn man sein Passwort kennt und die Rechnung öffnet, wird in der Rechnung nicht auf die Erhöhung eingegangen. Sie erscheint in einem Anhang (anexo), der eigens geöffnet werden muss. Die letzte Preiserhöhung gab es am 5. Februar 2019.

Zusatzleistungen im Anhang

Am Telefon klärt die Mitarbeiterin im Service-Center auf: „An diesem Tag sind alle Fusion-Tarife angehoben worden." Teurere Fusion-Pakete wurden gar um zehn Euro teurer. Fusion heißen die Komplettpakete von Telefónica, die Handy, Festnetz, Fernsehen und Datenvolumen beinhalten. Natürlich kann Telefónica die Preise nicht für ein Produkt einfach so erhöhen, wenn die Leistungen dafür gleich bleiben. Deshalb werden die Pakete geringfügig verbessert, ohne dass das der Kunde allerdings gewünscht hat. Im Falle etwa des Pakets Fusion+ wurden aus acht Gigabyte Datenvolumen fürs Handy zehn Gigabyte. In dem der Rechnung angehängten Schreiben heißt es, dass eine derartige Preiserhöhung dem Kunden einen sofortigen Wechsel des Telefonanbieters ermöglicht, und das ohne Strafzahlungen. Die meisten Verträge ermöglichen jedoch ohnehin jederzeit einen Wechsel.

Die Verbraucherschützer haben inzwischen resigniert, zumal das Verhalten von Telefónica auch auf die beiden anderen großen Anbieter Orange und Vodafone abfärbt. Deshalb bringt selbst ein Wechsel des Anbieters selten eine größere Ersparnis mit sich. „Es ist immer wieder dasselbe Spiel, und weil die Anbieter wissen, dass die meisten Kunden trotzdem dableiben, machen sie das wieder und wieder", sagt Alfonso Rodríguez von der balearischen Verbraucherschutzorganisation Facua. Es sei nur eine Frage von ein paar Wochen, bis nach der Erhöhung von Telefónica alle Anbieter bei ihren Preisen aufgeschlagen hätten.

„Telefónica schickt den Hinweis auf die Preiserhöhung normalerweise Anfang Januar kurz nach den Feiertagen. Da sind die meisten Leute noch mit anderen Dingen beschäftigt. Und bis es dann im Februar zu der Erhöhung kommt, ist der Zorn darüber oft schon wieder verflogen." Rodríguez rechnet fest damit, dass bei der nächsten Erhöhung auch die anderen Anbieter schnell wieder mitziehen werden.

Stichtag 5. Februar

Da die Erhöhung im Jahr 2018 auch am 5. Februar kam, kann man beinahe davon ausgehen, dass auch am 5. Februar 2020 bei den meisten die Telefonrechnung wieder teurer wird. Laut der Mitarbeiterin im Service-Center von Telefónica ist das aber noch unklar. „Wir wurden bislang noch nicht über eine Erhöhung der Gebühren informiert", sagt sie. Auch Verbraucherschützer Rodríguez hat bisher keine Informationen darüber vorliegen, ob Kunden wieder mit einem Preisaufschlag rechnen müssen.

Er rät unzufriedenen Kunden dazu, die Erhöhung der Preise und der Leistungen nicht klaglos hinzunehmen. „Sie haben durchaus die Möglichkeit, am Telefon klarzumachen, dass sie etwa die Verbesserung beim Datenvolumen ausdrücklich nicht wollen und darauf beharren, im alten Tarif zu bleiben", sagt Rodríguez. Ob dieses Vorhaben Erfolg habe, sei davon abhängig, wie lange man schon Kunde bei Telefónica sei und an welchen Berater man gerate. Ein Gang vor Gericht sei jedenfalls wenig erfolgversprechend. Eine Klage aus dem Jahr 2017 ist derzeit noch anhängig. Vor der Preiserhöhung war ein Angebot mit dem Slogan „Para siempre" (für immer) beworben, aber trotzdem verteuert worden. „Aber die Gerichte sind chronisch überarbeitet", sagt Rodríguez, der sich keine Hoffnung auf ein baldiges Urteil macht.