Die Serie von sexuell missbrauchten Jugendlichen aus Kinderheimen auf Mallorca bricht nicht ab. Erzieher aus verschiedenen Einrichtungen zeigten laut "Diario de Mallorca" in den vergangenen Tagen vermehrt Fälle von jungen Mädchen an, die nach einer Flucht aus dem Heim mit Geld zurückkehrten und dieses demonstrativ vor den anderen Jugendlichen herumzeigten. Sobald Minderjährige mit Geld oder neuen Schuhen ins Heim zurückkommen, schrillen bei den Erziehern die Alarmglocken, weil klar ist, dass sie die Wertgegenstände als Ausgleich für sexuelle Kontakte erhalten.

Es wird davon ausgegangen, dass die neue Welle der Anzeigen zum einen darauf zurückgeht, dass durch die Berichterstattung das Bewusstsein bei den Erziehern für Missbrauch geschärft ist, aber auch, dass die öffentliche Diskussion und das Verhalten der Minderjährigen bei ihrer Rückkehr in die Heime einen Nachahmungseffekt fördert.

Die Polizei auf Mallorca ist nach wie vor davon überzeugt, dass es kein Netzwerk für die Prostitution der Heimkinder gibt, sondern dass es sich dabei um ein inzwischen "verbreitetes und normalisiertes Verhalten" handle. Die Jugendlichen seien sich nicht im Klaren darüber, dass sie missbraucht würden.

Viele Jugendliche der verschiedenen Heime haben untereinander Kontakt und treffen sich während ihrer Ausbrüche aus den Einrichtungen häufig in der Umgebung der Plaça d'Espanya im Zentrum von Palma. Dort suchen sie in besetzten Häusern Zuflucht, trinken Alkohol, konsumieren Drogen und prostituieren sich in nahegelegenen Wohnungen. Inzwischen ist bekannt, dass die Jugendlichen ein bekanntes Dating-Portal dazu nutzen, die Treffen mit Erwachsenen zu organisieren.

Erzieher und Polizei kritisieren, dass selbst nach Bekanntwerden der Fälle keine konkreten Maßnahmen getroffen werden. Immer wieder habe es Treffen mit dem zuständigen Inselrat von Mallorca gegeben, doch getan habe sich nichts.

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