Zum Skandal um die Prostitution minderjähriger Bewohner in Jugendheimen auf Mallorca haben sich nun der spanische Innenminister und die balearische Sozialministerin geäußert. Unterdessen beteuerte einer der Beschuldigten seine Unschuld im Fall der nach Weihnachten bekannt gewordenen mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung einer 13-jährigen Heimbewohnerin.

Innenminister verspricht Aufklärung

Der spanische Innenminister Fernando Grande-Marlaska bezeichnete die sexuelle Ausbeutung minderjähriger Heimbewohner auf Mallorca am Dienstag (28.1.) als "unbeschreiblich schwerwiegenden Fall". Der Innenminister war eigentlich wegen der Suche nach dem vermissten Schluchtenkletterer David Cabrera auf Mallorca, der während des Unwetters Gloria möglicherweise von den Wassermassen überrascht wurde.

Auf Anfragen der Medien äußerte sich Grande-Marlaska auch zu den Ermittlungen im Fall um die Prostitution minderjähriger Heimbewohner. "Wenige Vorfälle wiegen so schwer wie sexueller Missbrauch an Minderjährigen", erklärte der Innenminister und versprach eine schnelle und vollständige Aufklärung der Fälle.

Stärkeres Einschreiten der Polizei

Die balearische Sozialministerin Fina Santiago forderte unterdessen ein entschiedeneres Vorgehen der Polizei. Dazu müssten Protokolle verändert werden, wofür die Zustimmung der Stellen in Madrid notwendig sei.

Santiago reagierte auf kritische Anfragen der konservativen Opposition im Balearen-Parlament. In Bezug auf die Zustände in den Jugendheimen wies sie die Zuständigkeit von sich. Sie habe keinen Einblick in die Fälle und könne diese auch nicht fordern, weil die Jugendheime in die Zuständigkeit des Inselrats fielen.

In den Jugendvollzugsanstalten hingegen, die der Balearen-Regierung unterliegen, habe man in den vergangenen Jahren insgesamt fünf Mitarbeiter wegen unangemessenen Umgangs in Sachen Sexualität entlassen.

Als bekannt wurde, dass in den vergangenen Jahren die Fälle sexueller Ausbeutung von Minderjährigen auf den Inseln zugenommen haben, habe man mit Maßnahmen reagiert, die unter der Vorgängerregierung verweigert worden seien, so Santiago.

Mutmaßlicher Vergewaltiger beteuert Unschuld

Währenddessen laufen die Ermittlungen in dem Fall der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung einer 13-jährigen Heimbewohnerin über Weihnachten. Einer der mutmaßlichen Täter sagte vor Gericht aus, es habe sich um einvernehmlichen Sex gehandelt. Er habe sowohl in einer Wohnung in Son Gotleu, als auch später in einem Fahrzeug in La Soledat Sex mit der 13-Jährigen gehabt, so der 16-Jährige. Das Mädchen habe stets gewusst, was sie getan hätte, obwohl sie angetrunken gewesen sei.

Die 13-Jährige hatte bei der Polizei eine Gruppenvergewaltigung angezeigt. Die Berichterstattung über den Fall brachte die Debatte über die Zustände in Mallorcas Jugendheimen ins Rollen. /tg