Wenn er es für nötig erachtet, steigt Eric Jareño schon mal auf seinen Motorroller und fährt der Müllabfuhr hinterher, um mit eigenen Augen zu prüfen, ob die Bürger ordentlich ihren Abfall trennen. Der Bürgermeister von Lluc­major, der seit Mai 2019 im Amt ist, hat ein Anliegen: „Wir müssen unserem Planeten das zurückgeben, was wir ihm nehmen", sagt der erst 30-jährige Politiker der konservativen Volkspartei PP beim Treffen mit der MZ. Für ihn gehört zum Umweltschutz an vorderster Front eine korrekte und funktionierende Mülltrennung. Da war Llucmajor lange Zeit Schlusslicht auf Mallorca. „Gerade einmal 6,5 Prozent unseres Mülls wurde bis einschließlich vergangenes Jahr getrennt", sagt Jareño. Und das, obwohl die Vorgaben der Europäischen Kommission eine Recycling-Quote von 50 Prozent für 2020 vorschreiben.

Der Bürgermeister will das bis Ende des Jahres schaffen, zumindest im Ortskern - um das neue System auch in Arenal und den Urbanisationen an der Küste umzusetzen, bräuchte es noch Zeit, sagt der Bürgermeister. In Llucmajor selbst wird seit dem 20. Januar, wie auch schon in den meisten anderen Gemeinden auf der Insel, der Müll an der Haustür abgeholt. Zweimal die Woche ist Plastik dran, zweimal Restmüll und dreimal Biomüll sowie einmal Glas. Die Container sind bis auf vier Standorte im Gewerbegebiet, am Sportzentrum, am Wertstoffhof und am Restaurant Molí de Galdent verschwunden.

„Es funktioniert bisher sehr gut", berichtet Jareño, der die Bürger mit Vorträgen in Schulen und Seniorenzentren auf das Thema eingeschworen hat. „Die Kinder und die älteren Leute sind vielleicht deshalb auch die, die am besten mitziehen." Jareño erhofft sich in diesem Jahr eine deutliche Senkung der Kosten beim Müllheizkraftwerk in Son Reus. Allein 2019 zahlte Llucmajor für seine 23.000 Tonnen Abfall drei Millionen Euro an den Betreiber Tirme. Und geht dieser Betrag runter, können die Müllgebühren auch für die Einwohner gesenkt werden, sagt Jareño. Wichtig sei vor allem, dass endlich der Biomüll getrennt werde.

Nach Llucmajor soll bis spätestens September auch die viertgrößte Gemeinde der Insel, Marratxí, endlich den Biomüll trennen. Hier soll ab Herbst ebenfalls der Müll an der Haustür abgeholt werden, wie ein Sprecher des Bürgermeisters Miquel Cabot auf MZ-Anfrage bestätigt, allerdings peu à peu. „Wir werden erst einmal in einer kleineren Siedlung, wahrscheinlich in Pla de na Tesa, beginnen und dort Erfahrungen sammeln." Nach und nach sollen dann die anderen Orte im Gemeindegebiet nachziehen. Zum Schluss ist Pont d'Inca dran. „Das wird etwas komplizierter, wegen der vielen Mehrfamilienhäuser", sagt der Sprecher. Ob die Müllgebühren auch in Marratxí günstiger werden, steht noch nicht fest. „Das Teure in unserem Fall sind nicht die Verbrennungsgebühren in Son Reus, sondern die Abholung an sich, weil Marratxí aus vielen Siedlungen besteht."

Noch in diesem Jahr wollen auch Sóller, Pollença, Deià und Escorca den Biomüll recyceln. Dann wären auf Mallorca - Palma einmal ausgenommen - nur noch Sa Pobla, Banyalbufar, Estellencs und Fornalutx ohne gesonderte Abholung der organischen Abfälle. Inselweiter Spitzenreiter mit einer Gesamt-Recycling-Quote von 76 Prozent ist übrigens Esporles. Dahinter folgen die Gemeinden im Gebiet Raiguer - etwa Inca, Alaró und Binissalem - mit 68 Prozent und Bunyola mit 67 Prozent.

Eric Jareño in Llucmajor will möglichst bald in diese Sphären vordringen. Dafür will er noch dieses Jahr die Müllabfuhr und die Straßenreinigung im gesamten Gemeindegebiet von Llucmajor in die Hände einer einzigen Firma geben. Derzeit beackern drei Unternehmen dieses Feld. „Und dann wird der Müll auch in den restlichen Gebieten von Llucmajor getrennt an der Haustür abgeholt."