In der Hysterie der Corona-Krise, nur ja genügend Lebensmittel zu Hause zu horten, haben die Geschäfte auf Mallorca teils bis zu dreimal so viel verkauft wie üblich. Die Branche hält diese Reaktion für übertrieben und muss nun mehr Leute einstellen, damit schneller die Waren nachgefüllt werden können. Eroski-Kommunikationschef Joan Ripoll hat wenige Stunden vor der Rede an die Nation von Ministerpräsident Pedro Sánchez dem "Diario de Mallorca" ein Interview über die aktuelle Situation gegeben.

"Wir verzeichnen bei manchen Produkten Verkaufszahlen, die wir nie für möglich gehalten hätten, teilweise bis zu 250 Prozent des normalerweise Üblichen, wie etwa bei lang haltbaren Konserven oder dem berühmten Toilettenpapier", sagt Ripoll. Häufig werde einfach deshalb nicht mehr verkauft, weil nicht mehr auf Lager sei. Es seien vor allem die Reinigungsprodukte, die bereits weitgehend ausverkauft seien, so etwa für die Wohnung oder auch die verschiedenen Alkohole zur Desinfizierung der Hände oder der Wohnung. Es sei auch unwahrscheinlich, dass diese Produkte in den kommenden Tagen wieder geliefert werden könnten. "Die Fabrikanten kommen kaum hinterher."

Für unproblematisch hält Ripoll die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln. "Der Gemüsegarten Europas liegt in Spanien." Und auch große Teile der Konservenindustrie komme aus Spanien. Das Land produziere mehr als genug Lebensmittel. Dass das Toilettenpapier derart begehrt sei, kann Ripoll zwar nachvollziehen, weil der Mensch seine körperlichen Bedürfnisse als erste befriedigen wolle. "Aber es ist nicht normal, dass diese Produkte vorher vier Tage im Regal standen und jetzt vier Stunden."

Wie lange die Kaufpsychose noch weitergehe, kann Ripoll nicht sagen. Er rechnet aber nach dem Ausrufen des Alarmzustandes und gleichzeitig geöffneten Geschäften am Sonntag (15.3.) damit, dass der Kaufrausch "bibilische" Züge annimmt. Er habe damit gerechnet, dass bereits rund um den 7. März der Höhepunkt erreicht sei, aber in den vergangenen Tagen habe sich die Psychose nicht nur nicht beruhigt, sondern sei exponentiell angestiegen.

Der Manager ist davon überzeugt, dass viele Menschen nicht ansatzweise all das verbrauchen können, was sie nun zu Hause gehortet haben. "Nicht einmal in drei Monaten werden sie das alles essen können." Niemand verbiete schließlich das Essen, und selbst im Alarmzustand dürfe man noch einkaufen gehen. "Werden die Leute viele Lebensmittel wegwerfen? Kein Zweifel."

Eroski hat einen Krisenstab gebildet, der dafür zuständig ist, die Versorgung mit Lebensmitteln zu beschleunigen. Die Lieferung über das Meer wurde ausgebaut. "Wer sich falsch verhält, ist bei allem Respekt der Kunde. die Unternehmen reagieren auf angemessene Weise." So habe Eroski zumindest für zwei Wochen Vorräte auf der Insel, ohne auf Schiffslieferungen angewiesen zu sein. "Wenn die Leute so weiterkaufen wie in den vergangenen Tagen, dann reicht es aber nur für elf Tage." Aber da es sich nicht um einen Krieg, sondern um ein Virus handle, werden die Schiffe weiter auf der Insel ankommen, so Ripoll.

Die Versuchung, Preise zu erhöhen, verspüre er nicht. "Und wer das tut, dem wird es in Zukunft schlecht ergehen, denn die Kunden werden es ihm nicht verzeihen." Es sei nicht der Moment, um die Lage auszunutzen, sondern um das Leben zu vereinfachen, so gut es gehe. /jk