Es scheint ein bisschen, als würde der Geist der deutschen Partyurlauber noch am Balneario 6 spuken. Die Strandabschnitte links und rechts des deutschen Urlauberzentrums füllen sich langsam, der Ballermann-Strand bleibt fast verwaist. Seit Montag (25.5.) dürfen sich die Menschen auf Mallorca wieder am Strand sonnen und im Meer baden. Der Start verlief ruhig.

Vereinzelte Passanten schlendern an der Promenade entlang. Sie sprechen alle Spanisch. Die Abstandsregeln haben sich bei vielen ins Gedächtnis gebrannt. Auch wenn es in der Phase 2 wieder deutlich mehr Freiheiten gibt, sind in den Mittagsstunden viele Eltern mit Kindern auf der Straße unterwegs.

Die Mallorquinerinnen Elena Obrador und Natalia Palacios sind die einzigen Strandbesucher, die sich an den Balneario 6 trauen. "Es ist paradiesisch so ganz ohne die Urlauber, der Strand ist endlich mal sauber", sagen sie. In den Vorjahren haben sie sich nicht ans Meer von der Playa de Palma getraut. "Zu laut, zu wenig Platz. Da sind wir lieber nach Alcúdia oder an den Es Trenc gefahren."

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Jetzt freuen sie sich, dass sie den Strand vor der Haustür nutzen können. "Die Mallorquiner gehen derzeit einfach nur die Straße runter ans Meer. Da auf Höhe vom Balneario 6 fast nur Discotheken und Hotels sind, ist hier niemand."

Richtung Balneario 7 zieht ein gestrandetes Boot die Blicke auf sich, das seit Monaten dort vermodert. Die Strandbesucher machen Selfies. Hier sind mehr Menschen, ins Wasser traut sich aber noch niemand.

Drei junge Männer haben sich in der Nähe von dem Schiff niedergelassen. "Es ist faszinierend", sagt die gemischte Gruppe aus Deutschland, Mallorca und Brasilien. Die drei Freunde wohnen in Llucmajor und Palma, sie haben sich in der Mitte am Ballermann getroffen. Ob das Urlaubsgebiet ohne die Touristen besser genossen werden kann, darüber sind sie sich uneinig. "Ich vermisse die Party", sagt der Brasilianer.

Anderer Meinung ist die Mallorquinerin Vanesa, die mit ihrer Mutter Ana den ersten Strandtag genießt. "Das ist Luxus. Endlich sind wir den Krach und die kotzenden Urlaubergruppen los", sagt Ana. Auch sie ziehen in der Hochsaison andere Strände vor. "Richtung Can Pastilla wird es ruhiger. Dort gehen viele Einheimische mit ihren Familien ans Meer."

Früher sei alles besser gewesen, erinnert sich die Rentnerin Ana. "Als es den Megapark noch nicht gab, konnten wir hier noch an den Strand gehen. Heute habe ich Angst vor den vielen Bällen, die durch die Luft fliegen, und mich stören die Urlauber mit ihren riesigen Radios."

"Im Mai haben wir den Ballermann noch nie so gesehen", sagt Vanesa. "Wenn Feiertage in Deutschland sind, ist es hier immer voll." Jetzt halten sich die deutschen Stimmen in Grenzen. "In der Gegend wohnen hauptsächlich Spanier. Viele sind vom Festland, leben aber seit 40, 50 Jahren hier."

Den Eindruck verstärkt ein Aushang vom Rathaus, der auf die neuen Strandregeln hinweist. Statt Deutsch sind die Vorschriften nur auf Katalanisch zu lesen. Man soll den Sicherheitsabstand von zwei Metern einhalten und darf die Duschen nicht nutzen. Bei der geringen Menschenanzahl ist das kein Problem. "Es ist toll. Wir haben keine Angst, dass wir uns anstecken", sagt Vanesa. "Problematisch wird es dann im Juli, wenn die Touristen wieder kommen sollen."

Auch das Rathaus zieht eine positive Bilanz des ersten Strandtags. Die Badegäste hätten sich verantwortungsvoll verhalten, heißt es in einer Pressemitteilung. Zudem seien die Rettungsschwimmer als Ansprechpartner für die Regeln sehr gefragt gewesen.

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Vom Meer weg ist die Ruhe etwas vorbei. An vielen Ecken an der Playa de Palma wird an Straßen und Gebäuden gearbeitet. In der Schinkenstraße sind noch alle Läden geschlossen. Etwas weiter hat das Deutsche Eck seit vergangenen Mittwoch (20.5.) wieder geöffnet. Die Coronakrise hat dafür gesorgt, dass die Kneipe zum ersten Mal seit Eröffnung 2004 auch mal geschlossen hatte.

Wegen der fehlenden Gäste hat man dienstags einen Ruhetag eingeführt. Die mallorquinische Rückeroberung vom Ballermann kann Wirtin Felicitas Bohrmann nicht bestätigen. "Bei uns ist das Verhältnis bei etwa 60 Prozent deutschen Kunden und 40 Prozent Spaniern. Man merkt, dass es langsam wieder losgeht. Das Personal vom Riu Hotel kommt täglich zu uns Kaffee trinken."

Die strikten Corona-Vorschriften ändern nichts daran, dass der Laden läuft. "Wir sind zufrieden. Die Einnahmen sind kostendeckend." Nur die Atemmaske sei ein Hindernis. "Im Hochsommer würde ich wegen der Hitze am liebsten im Bikini kellnern. Mit der Maske könnte es eine Frage der Zeit sein, bis der erste Kellner umkippt."

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