20 Jahre lang hat der Waldorfkindergarten auf Mallorca in Binissalem die Kleinsten nach den Grundlagen des österreichischen Anthroposophen Rudolf Steiner erzogen. Jetzt musste die auch unter deutschen Residenten beliebte, und auf ganz Mallorca bekannte Einrichtung schließen - die Konsequenzen der Corona-Pandemie haben die im Centro Cultural Cas Jai Tit untergebrachte Einrichtung in die Knie gezwungen.

Es war im September 2000, als ein Projektteam um Laura Pla vom Inseldorf Santa Maria del Camí in die Räumlichkeiten in der Inselmitte zog. Schon damals hatten sich die Erzieherinnen als Ziel gesetzt, Kinder von der ganzen Insel zu erreichen. Während es heute zahlreiche alternative Bildungseinrichtungen gab, war der neugegründete Waldorfkindergarten damals der einzige, der sich durch seine Ausrichtung von den herkömmlichen staatlichen oder kirchlich geführten "escoletes" unterschied.

Nicht nur die Arbeit mit Kindern im Alter von zwei bis sechs Jahren sollte von Beginn an im Vordergrund stehen, vielmehr sollte das Cas Jai Tit darüber hinaus zu einem kulturellen und künstlerischen Treffpunkt werden, in dem Raum für Poesie, Theater, Seminare und Musik geschaffen wurde. Das Vorhaben gelang.

"Unser Ziel ist immer gewesen, dass die Kinder durch Imitation lernen, deshalb versuchten wir, eine große Familie zu sein", so Leiterin Laura Pla. Es ging um freies Spiel, den fürsorglichen Umgang mit sich selbst und anderen, um den Kontakt zur Natur und zu den freien Künsten. All dies vermittele den Kindern ein Gefühl von Sicherheit, Zugehörigkeit und sozialer Verantwortung.

Der Kindergarten startete zunächst mit zwölf Kindern, gewann aber schnell an Zulauf. Als Höhepunkt beschreibt Pla das Jahr 2009. Damals wurden 25 Anwerber in einer dreijährigen Ausbildung zu Waldorfpädagogen geschult. Während das Konzept sich zunächst auf Kinder zwischen zwei und sechs Jahren beschränkte, eröffnete 2013 wegen der großen Nachfrage zudem eine Gruppe für Null bis Dreijährige.

Als Hauptgrund für die Schließung nennt Laura Pla die Coronakrise. "Es ist sehr ungewiss, wie wir in Zukunft weiter arbeiten können, schließlich fußt die Waldorfpädagogik auf dem engen Kontakt der Kinder und widerspricht dem derzeitigen Social Distancing." Doch auch die Nachfrage sei in den vergangenen Jahren gesunken, da in der Nähe auch viele andere alternative Kindereinrichtungen eröffnet hätten.

Ganz ausschließen, dass die Arbeit vielleicht eines Tages wieder aufgenommen werden könnte, will Pla aber nicht. Vielleicht könne man mittelfristig ein neues Waldorf-Projekt starten, in anderen Räumlichkeiten und anderem Rahmen. /somo

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