Das dürfte noch einmal Wasser auf die Mühlen der mallorquinischen Kritiker der Kreuzfahrtindustrie sein: Wissenschaftler der Universitäten der Balearen, Lleida und La Rioja haben ausgerechnet, wie viel Wasser die großen Pötte verbrauchen, wenn Sie auf Mallorca anlegen. Zumindest bei den Schiffen, die Palma de Mallorca als Basishafen haben sind das beträchtliche Mengen: im Schnitt 628.000 Liter pro Station. Zum Vergleich: Die 4.000-Einwohner-Gemeinde Consell im Inselinnern verbraucht im Schnitt am Tag 600.000 Liter, wie aus Statistiken von 2018 der Balearen-Regierung hervorgeht.

Kreuzfahrtschiffe, die lediglich kurz Halt im Hafen von Palma machen, verbrauchen hingegen mit 69.000 Liter wesentlich weniger Wasser, so die in der Fachzeitschrift "Water" (2020/12) veröffentlichte Studie. Handelsschiffe verbrauchen im Schnitt 169.000 Liter Wasser, wenn sie in Palma anlegen. Die Wissenschaftler untersuchten den Wasserbrauch im Hafen zwischen den Jahren 2007 und 2018.

Zu den Reedereien, die Palma für einige ihrer Schiffe zum Basishafen für die Reisen im westlichen Mittelmeer erkoren haben, gehören auch die deutschen Aida Cruises und Tui Cruises. Ein häufig genannter Grund für diese Entscheidung sind die guten Fluganbindungen. Laut den Autoren der Studie kommt noch ein anderer hinzu: Die Wasserpreise seien in Palma günstiger als in anderen spanischen Häfen. 2017 habe die balearische Hafenbehörde den Reedereien 2,62 Euro pro Kubikmeter Wasser (1.000 Liter) in Rechnung gestellt. Eingekauft habe die Hafenbehörde den Kubikmeter für 0,93 Euro.

Indikator für Nachhaltigkeit

Die Autoren der Studie schlagen vor, den Wasserverbrauch pro Passagier zu einer der Indikatoren für die Nachhaltigkeit der Kreuzfahrt zu machen. Ihren in einer Pressemitteilung der Balearen-Universität nicht näher erläuterten Berechnungen zufolge betrug dieser durchschnittliche Verbrauch im Jahr 2016 im Hafen von Palma 285,5 Liter pro Passagier.

Der Hafen von Palma ist in den vergangenen Jahren weiter ausgebaut worden, um die immer größer werdenden Schiffe aufnehmen zu können. Zugleich wächst aber auch die Kritik an dieser Art von Tourismus. Umweltschützer und Bürgerinitiativen kritisieren unter anderem die Luftverschmutzung im Hafen sowie die Überfüllung der Altstadt mit Kreuzfahrttouristen in der Hochsaison. Dem gegenüber stehen die Einnahmen der Einzelhändler und Gastronomen der Stadt sowie der staatlichen Hafenbehörde.

Zumindest was die Einzelhändler der Stadt betrifft, so die Autoren der Studie, hielten sich die Vorteile bei den Schiffen mit Basishafen Palma allerdings in Grenzen. Die meisten Passagiere stiegen hier lediglich aufs Schiff auf und würden daher in der Stadt kaum Geld ausgeben. Nach der Rückkehr geht es dann oft direkt zum Flughafen.

Derzeit ist die Kreuzfahrt-Aktivität wegen der Covid-19-Pandemie ganz eingestellt. Mit ersten Schiffen im Hafen wird frühestens Mitte Juli gerechnet. Beobachter rechnen damit, dass die Wiederaufnahme der Kreuzfahrten sehr schleppend verlaufen wird. /ck