Während die Hoteliers auf Mallorca sich mit seitenlangen Auflagen darüber herumplagen müssen, wie sie die Gemeinschaftsbereiche sauber halten können, damit sich niemand mit dem Corona­virus infiziert oder es weiterverbreitet, haben es die Vermieter von Ferienwohnungen und Fincas leichter. Zumindest in den individuellen Unterkünften müssen sich die Gäste weder den Pool mit anderen Gruppen teilen, noch gibt es Kontakt an Rezeptionen oder im Speisesaal. Die perfekten Voraussetzungen für Social Distancing - oder?

„Grundsätzlich ist es für die Fincaanbieter tatsächlich einfacher, die Hygienevorschriften einzuhalten", bestätigt Meike Heber, Kundenbetreuerin bei Mallorca-Fincavermietung, das die Vermietung von gut 1.000 Fincas managt. Bisher gebe es noch keine speziellen Richtlinien für die Eigentümer von Ferienimmobilien. Stattdessen orientieren sich viele Anbieter derzeit an den Auflagen, die für das Hotelgewerbe gelten.

Kaum Kontakt

„Vieles davon betrifft die Fincabesitzer aber gar nicht", so Meike Heber. Denn wer Fincaurlaub bucht, der sei ohnehin auf Abgeschiedenheit aus, und Kontakt zur Außenwelt gebe es während des Aufenthalts meist nur, wenn die Gäste Ausflüge machen oder einkaufen gehen. Verändert werden müsse nur wenig. „Viele Anbieter nehmen jetzt überflüssige Dekoartikel aus den Häusern und räumen beispielsweise Tischdecken weg", sagt Heber. Auch offene Lebensmittel wie Gewürze, Zucker, Mehl oder Öle, die Gäste bei ihrer Abreise zurücklassen, werden in dieser Saison nicht für die nachkommenden Gäste stehen gelassen.

Kaum Einschränkungen

„Aber das Urlaubserlebnis wird das Gleiche bleiben, die Ferienhäuser können ohne Einschränkung genutzt werden", betont auch Janine Klein, Geschäftsführerin bei dem Unternehmen Porta Holiday, mit rund 1.300 Immobilien im Portfolio. „Die Bewohner brauchen keine Masken zu tragen, am Pool keinen Sicherheitsabstand zu wahren, und sie müssen auch nicht in Etappen essen." Janine Klein und ihre Mitarbeiter sind in den vergangenen Tagen in ständigem Kontakt mit den hiesigen Behörden. „Beim Gesundheitsamt haben wir uns informiert, welche Reinigungsprodukte besonders gut geeignet sind", erzählt sie. Der Mehraufwand beim Fincaputz halte sich aber in Grenzen. „Nach der Abreise einer Gruppe wird das Haus ohnehin grundgereinigt. In Zukunft werden die Reinigungskräfte wohl

etwas mehr Zeit auf stark benutzte Stellen wie etwa Türklinken verwenden müssen, aber so viel ändert sich nicht."

„Bei vielen Angeboten ist der Service enthalten, dass die Besitzer den Müll während des Aufenthalts der Gäste abholen. Das wird in diesem Jahr wohl nicht möglich sein", sagt Benjamin Schleining, Geschäftsführer bei

Fincallorca, einer Firma, die für rund 1.500 Ferienimmobilien Schnittstelle zwischen Kunden und Eigentümern ist. Dort erstellt man gerade aus den noch recht vagen offiziellen Informationen ein leicht verständliches Richtlinien-Heft für alle Anbieter. Noch seien viele Detailfragen offen, Sorgen macht Schleining sich aber nicht. „Es bedarf grundsätzlich gesunden Menschenverstands und mehr Absprachen, zum Beispiel mit den Poolreinigern und den Gärtnern, die teilweise ebenfalls während des Aufenthalts kommen." Auch die Schlüsselübergabe fände in vielen Fällen ohnehin kontaktlos mit Schlüsselboxen statt. Andernfalls müsse eben der Sicherheitsabstand gewahrt werden. „Wir werden die Kunden ausschließlich mit Maske willkommen heißen", sagt auch Isabel Fullana von der Firma Bellarural, die die Vermietung von rund 50 Fincas organisiert.

Nicht nur in Sachen Hygiene haben es die Anbieter von Fincas und Apartments in Zeiten von Corona leichter, sondern auch bei der Belegung. Während ein Hotel auch dann hohe Personalkosten tragen muss, wenn viele Zimmer leer stehen, sei ein Ferienhaus spontan einsetzbar. „Es ist nicht dramatisch, wenn es mal eine Woche leer steht. Vorher und nachher können trotzdem Gäste anreisen. Das kann für viele Ferienvermieter dieses Jahr noch retten", sagt Benjamin Schleining von Fincallorca.

Kaum Reiseangst

„Nach den vergangenen Monaten, die uns sehr gebeutelt haben, sehen wir endlich einen Hoffnungsschimmer", bestätigt Janine Klein von Porta Holiday. Nachdem alle Buchungen der vergangenen Monate storniert werden mussten, hätten manche Anbieter die Saison bereits abgeschrieben. „Dabei waren die Buchungen für den Sommer fast alle schon im vergangenen Jahr erfolgt. Der Einbruch an Neubuchungen kam erst im Februar", sagt sie. Nur in sehr wenigen Einzelfällen hätten Reiselustige ihren Aufenthalt für den Sommer in den vergangenen Monaten aus Angst storniert. „Das kam bei ein paar Risikopersonen vor, ist aber nicht die Regel", sagt Meike Heber von Mallorca-Fincavermietung. Und auch Fullana von Bellarural bestätigt: „Angst war nicht der Grund für die Absagen."

„Wir haben sehr treue Kunden", betont Meike Heber. „Die Leute wollen kommen, seit zwei Wochen gehen die Buchungen wieder steil nach oben." Ausschlaggebend sei definitiv die Nachrichtenlage, sagt Schleining von Fincallorca. „Da kann man die Uhr nach stellen: Sobald klar war, dass die Leute wieder kommen dürfen, gingen die Buchungen wieder los." Viele Kunden, die in den vergangenen Monaten ihren Urlaub nicht antreten konnten, hätten bereits auf Sommer oder Herbst umgebucht. „Es gibt trotzdem noch einige freie Fincas für die nächsten Wochen, auch weil Skandinavier und Briten ja noch nicht ab dem 1. Juli kommen dürfen", so Janine Klein von Porta Holiday, die viele Kunden aus diesen Ländern zählt. „Viele Deutsche haben ihre Reise vor Corona ab dem 27. Juni gebucht, weil es ein Samstag ist und in vielen deutschen Bundesländern Ferienbeginn. Wir freuen uns sehr, dass die Einreise nach Spanien nun schon ab dem 21. Juni gestattet ist, statt wie zunächst geplant ab dem 1. Juli. Das rettet einigen die Ferienplanung", so Heber.

Kaum Schnäppchen

Während der Reisewarnung und dem Lockdown waren die Stornierungen bei vielen Anbietern kostenlos oder wurden in Reise­gutscheine umgewandelt. Anders als einige Fluggesellschaften, die auch in den kommenden Monaten ihre Stornogebühren wegfallen lassen, scheint sich diese Kulanz in der Fincavermietungsbranche nicht grundsätzlich durchzusetzen. Gäste, die ihre ab Juli datierten Reisen nicht antreten, müssen in der Regel die anfallenden Stornogebühren selbst tragen. „Wir schauen uns aber die Einzelfälle an. Auch hier ist Absprache wichtig", so Benjamin Schleining von Fincallorca.

Die Preise für die Ferienhäuser seien wegen der Pandemie nicht in den Keller gegangen. „Viele Anbieter haben ihre Preise aufrechterhalten, auch wenn es vereinzelte Last-minute-Angebote gab", sagt Meike Heber von Mallorca-Fincavermietung. „Bisher war es noch nicht nötig, mit den Preisen herunterzugehen. Wir warten mal ab, es kann ja auch sein, dass die Nachfragen sogar durch die Decke gehen", sagt auch Janine Klein. „Wer weiß, vielleicht bringt die Corona-Krise ja sogar einen Trend zur Ferienfinca hervor."