"Blaues Meer, dass wir das noch mal erleben dürfen!". Der so spontane wie begeisterte Ausruf beim Blick auf die Bucht von Palma von Klaus Hildebrandt, Chefredakteur des Touristik-Fachmagazins „fvw", dürfte an diesem Sonntag (21.6.) der Gefühlslage vieler der ersten Mallorca-Reisenden nach Aufhebung der Einschränkungen bei der Einreise nach Spanien entsprochen haben.

Unter ihnen waren auch 130 Reisebüro-Betreiber aus Deutschland, die sich auf Einladung des Reiseveranstalters DER Touristik, der Fluggesellschaft Condor und der Hotelkette Iberostar vor Ort davon überzeugen sollten, dass Mallorca ein sicheres Urlaubsziel ist. Um dies danach auch ihren Kunden daheim zu vermitteln.

Mit der wichtigste Punkt: die Erläuterung der Sicherheitsvorkehrungen auf einer Insel, deren Infektionszahlen mit dem Coronavirus den deutschen ähneln oder sogar darunter liegen. Die erste Rednerin auf einer Abendveranstaltung im Hotel Iberostar Selection Playa war denn auch die balearische Gesundheitsministerin Patricia Gómez. „Wir haben für die Urlauber den ganzen Sommer über einen eigenen Betreuungsplan eingerichtet", sagte sie.

Dazu gehörten die speziell instruierte Notrufnummer 061, besondere Behandlungsräume für Covid-19-Verdachtsfälle in den Krankenhäusern, Sonderprotokolle in den Gesundheitszentren der Urlaubsgebiete, Unterkünfte für leicht Erkrankte sowie genügend Intensivbetten für die schwereren Fälle. Gómez appellierte allerdings auch an die Eigenverantwortung, um Pandemie-Ausbrüche zu verhindern. „Die Balearen werden sicher sein, solange wir alle vorsichtig sind", sagte sie.

Sicherheit ist auch in den Hotels das oberste Gebot, wie der Iberostar-Manager Finn Ackermann erklärte: „Wir können es uns nicht leisten, dass irgendetwas passiert." Ein langer Katalog an detaillierten Maßnahmen minimiert das Ansteckungsrisiko in den Hotels. Um die notwendigen Sicherheitsabstände zu garantieren, werde man die Hotels diese Saison nur zu 70 Prozent belegen.Mallorca-Buchungen ziehen an

Dass viele Urlauber unter diesen Bedingungen dazu bereit sind, Mallorca einen Vertrauensvorschuss zu geben, zumal wichtige Konkurrenzdestinationen wie die Türkei derzeit noch für deutsche Reisenden geschlossen sind, zeigen die Zahlen, die bei der von Klaus Hildebrandt moderierten Diskussion genannt wurden. So befänden sich die Insel-Buchungen für diesen Sommer derzeit auf beachtlichen 50 Prozent des Vorjahres, so Sven Schikarsky von DER Touristik. Markus Orth, Chef der Lufthansa City Reisebüros, bestätigte: „Bei vielen unserer Kunden steht Mallorca an erster Stelle, wenn man jetzt eine Auslandsreise bucht, dann nach Mallorca."

Es sei gut zu sehen, dass der Insel-Urlaub wieder funktioniere, inklusive der „sehr professionellen" und „kaum wahrnehmbaren" Kontrollen am Flughafen, sagte Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbands. Man sei gekommen, um zu zeigen, „dass es geht und auch Spaß macht". Ohnehin sei seine Hoffnung für den Neustart immer Mallorca gewesen: „Wir brauchen dringend wieder Geschäft, wir müssen wieder anfangen, Geld zu verdienen", sagte der Verbandssprecher der deutschen Tourismuswirtschaft.

Wird es wieder wie früher?

Wobei die Lage weiterhin schwierig bleibt, wie allein schon die Zahlen von Iberostar deutlich machen, wo 80 Prozent der deutschen Kunden für die ersten beiden Juli-Wochen ihre Reservierungen storniert haben. Mit den verbliebenen 20 Prozent eröffnet man auf Mallorca nun zunächst fünf von 15 Häusern. Nach und nach wolle man dann den Betrieb im August auf etwa 50 Prozent des Vorjahresniveaus hochfahren.

Auch der Flugbetrieb bei Condor betrage derzeit nur ein Drittel eines „normalen Juli", so der Chef des Ferienfliegers Ralf Teckentrup. Wichtigste Destination: das „sehr, sehr gut" gebuchte Mallorca.

Dass die Reisebranche wieder Umsätze wie früher erreiche, sei allerdings, wenn überhaupt, erst in zwei (Orth von den Lufthansa City Centers) oder sogar erst in drei Jahren (Teckentrup) zu erwarten.

Miquel Fluxà: Den Wohlstand verteidigen

Doch man ist bereit zu kämpfen, wie schon zu Beginn der Abendveranstaltung der Präsident und Besitzer der Iberostar-Kette Miquel Fluxà seinen Gästen vermittelt hatte. Mallorca sei bis vor Jahrzehnten eine bitterarme Insel gewesen, "auf der es keine Toiletten gab - die Menschen mussten ihre Notdurft im Garten verrichten", so der 81-Jährige in einer Bemerkung, die wegen ihrer Deutlichkeit und Übertreibung bei einigen mallorquinischen Journalisten Kopfschütteln hervorrief. Erst der Tourismus habe die Insel wohlhabend gemacht.

"Nun müssen wir die Welt wissen lassen, dass wir bereits sind für die Tourismusindustrie zu kämpfen und dass wir unser Bestes tun werden, damit Ihre Kunden sicher und zufrieden sind", so Miquel Fluxà gegenüber den deutschen Touristikern.

In einem viel beachteten Pilotprojekt war ab dem 15. Juni bereits eine Vorhut deutscher Urlauber auf die Insel gelangt Koordiniert hatten das maßgeblich die Mitbewerber von Iberostar, DER-Touristik und Condor: der Reiseveranstalter Tui, die Hotelkette Riu und die Airline Tuifly. Nachdem Madrid die Reisebeschränkungen ab dem 21. Juni aufgehoben hatte, war die zweite Woche dieses Testlaufs hinfällig geworden.

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