Mit Wut und Frust haben viele britische Urlauber auf Mallorca am Wochenende (25./26.7.) auf die Entscheidung ihrer Regierung in London reagiert, Einreisenden aus Spanien erneut mit einer 14-tägigen Quarantäne zu belegen. Die Maßnahme hatte die Regierung unter Boris Johnson getroffen, nachdem die Covid-19-Fallzahlen in einigen Regionen auf dem spanischen Festland wieder gestiegen waren.

Die spanische Regierung versucht unterdessen, die katastrophalen Folgen für die Reisebranche zu minimieren, indem man auf Ausnahmen für Reisen zu den balearischen und kanarischen Inseln drängt, zumal die Infektionszahlen dort nach wie vor sehr niedrig sind. Die Maßnahmen betreffen zur Zeit allein Passagiere, die von Spanien nach Großbritannien reisen. Reisende nach Deutschland müssen nicht in Quarantäne.

Die spanische Tourismusministerin Reyes Maroto gab sich am Montag (27.7.) bei einem Treffen mit Spitzenpolitikern der Balearen auf Ibiza optimistisch, dass man mit der britischen Regierung zu einer Einigung komme. Sie vertraue darauf, dass "möglichst bald" ein sicherer Luftkorridor zwischen Großbritannien und den Inseln aufgebaut werde. Es gebe sowohl von Seiten der spanischen als auch der britischen Regierung den Willen, dementsprechend zu handeln. "Das Ziel ist, die Quarantänepflicht möglichst schnell zu kippen, lieber heute als morgen", sagte Reyes Maroto. Sie verwies dabei auf die positiven Erfahrungen, die die Balearen mit dem Pilotprojekt deutscher Urlauber Mitte Juni gemacht hatten.

Die Urlauber

Am Flughafen Palma de Mallorca herrschte am Sonntag (26.7.) eine Stimmung aus Wut und Frust. Nach Angaben der Flughafengesellschaft Aena war Son Sant Joan nach Málaga der Flughafen mit den zweitmeisten Flugverbindungen nach Großbritannien. Von den insgesamt 459 Starts und Landungen handelte es sich in 58 Fällen um Verbindungen zwischen Palma und britischen Airports.

"Ich bin sehr genervt", meint die britische Urlauberin Lucia Hast, die am Sonntagmittag zurück nach London fliegen wollte. Nach der Landung in London, wird sie zu Hause 14 Tage in Quarantäne gehen müssen. Ihre Zweitwohnung auf Mallorca wird sie wohl eine Weile lang nicht besuchen können. "Wir können es uns nicht leisten, jedes Mal in Quarantäne zu gehen", sagt sie.

Ähnlich frustriert reagiert eine weitere befragte Reisende, von Beruf Ärztin. "Ich glaube, dass das eine unreflektierte und sehr schnell getroffene Entscheidung meiner Rgierung war. Für den Tourismus ist das ein Todesstoß. Meine Landsleute werden nicht mehr reisen, sondern zu Hause bleiben."

Auch an der Strandpromenade von Magaluf blickte man in lange Gesichter. Als "chaotisch und verwirrend" werteten einzelne Geschäftleute in der bei Briten belieben Destination die Entscheidung der Regierung in London. "Wenn ich das vorher gewusst hätte, wäre ich doch nicht nach Mallorca gekommen", ärgert sich Urlauber Boo Beckett, der die Maßnahme kritisiert. "Entweder sperre ich mich 14 Tage in meinem Haus ein, oder ich zahle eine Strafe von 1.000 Pfund. Die spanische Regierung hat richtige Entscheidungen getroffen und die Maske vorgeschrieben, aber die britische Regierung ist chaotisch und verwirrend in Bezug auf das Coronavirus", lamentiert er.

Die Reiseagenturen

Was den Reisenden lästig erscheint, könnte für viele Geschäftsleute und Angestellte der Reisebranche den Ruin bedeuten. Die Hoteliers nahmen die Nachricht aus London "überrascht und verwundert" auf. María Frontera, Vorsitzende des Hotelierverbands auf Mallorca (Fehm), forderte den spanischen Premier Pedro Sánchez dazu auf, "eindeutig klarzustellen, dass es in Spanien Regionen gibt, in der die Zahlen der Pandemie sehr positiv sind".

Auch bei den Reiseagenturen verwies man auf die niedrigen Fallzahlen auf Mallorca und den Nachbarinseln: "Die Statistiken geben uns Recht", erklärte der Präsident des Verbands der Reiseagenturen, Xisco Mulet. Die Ansteckungsrate auf den Balearen liege nicht nur deutlich unter dem spanischen Durchschnitt, sondern auch deutlich unter der in Großbritannien. "Man muss diese Information bekanntmanche, damit diese Regionen von der Quarantäne ausgenommen werden", so Frontera. /tg/jk

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