Die Ankündigung des deutschen Robert-Koch-Instituts von Freitagabend (14.8.), Spanien inklusive der Balearen-Inseln als Risikogebiet einzustufen, sowie die darauf folgende Reisewarnung seitens des Auswärtigen AmtsBalearen-Inseln als Risikogebiet einzustufenReisewarnung hat auf Mallorca zahlreiche Reaktionen hervorgerufen. Wie die balearische Landesregierung in einer Pressemitteilung noch am Freitagabend bekannt gab, wolle man weiter mit den touristischen Märkten zusammenarbeiten und versuchen, so schnell wie möglich einen "sicheren Korridor" zwischen Mallorca und den wichtigsten touristischen Märkten wie Deutschland zu schaffen.

Generell gab man sich in der Landesregierung gemäßigt und betonte, dass die Einreise der internationalen Gäste auf die Balearen weiterhin erlaubt sei. Zusammen mit den Reiseveranstaltern wolle man dafür sorgen, dass die Nachfrage der Urlauber nicht gänzlich abreiße. Zudem beteuerte die Linksregierung, die Gesundheitsprävention auf der Insel so gewissenhaft wie zuvor fortführen zu wollen. Tatsächlich hatten die Verantwortlichen in den vergangenen Wochen zahlreiche Regelungen auf den Weg gebracht, die die Ansteckungsgefahr auf den Inseln verringern sollen. Neben der allgemeinen Maskenpflicht Maskenpflichtgehört dazu das Verbot von Trinkgelagen, Personenbeschränkungen bei privaten Treffen, die Schließung aller Discos und Tanzlokale sowie zahlreiche Hygieneauflagen für Restaurants und Hotels. Verstärkte Kontrollen sollen dafür sorgen, dass die Vorschriften eingehalten werden.

Trotz der steigenden Fallzahlen auf den Inseln betonte die Landesregierung zudem erneut, dass die Situation unter Kontrolle sei. Sowohl die Nachverfolgung von Infektionsketten als auch die medizinische Versorgung funktioniere derzeit gut. Der balearische Tourismusminister Iago Negueruela wies laut der Pressemitteilung darauf hin, dass die Situation der Pandemie derzeit in allen Regionen Europas verbreitet sei und alle Länder betreffe, und dass Reisewarnungen wie beispielsweise vom Auswärtigen Amt sich stets an der momentanen Entwicklung orientierten und bei einer Verbesserung jederzeit wieder aufgehoben werden könnten. Man sei zuversichtlich, dass durch einen guten Umgang mit der Pandemie durch alle Beteiligten die touristische Aktivität so schnell wie möglich wieder hochgefahren könne, und wolle alles dafür tun, dass sich die Situation in den kommenden Wochen wieder beruhige. Man stehe in permanentem Kontakt mit Hotelvereinigungen und Reiseveranstaltern.

Harte Worte der Opposition

In der Opposition im Balearen-Parlament fand man drastischere Worte. Die Volkspartei PP zeigte sich gegenüber der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" zutiefst pessimistisch. "Es ist ein dramatischer und definitiver Schlag für den Tourismus, die Saison kann damit für beendet erklärt werden", so PP-Führer Biel Company, der zudem die Balearen-Präsidentin Francina Armengol aufforderte, "alles mögliche in Bewegung zu setzen, um die Situation zu ändern". Die ebenfalls oppositionelle Partei Ciudadanos warf der linken Zentralregierung zudem ein "desaströses touristisches Management" vor und bezeichnete die linke Landesregierung als "unfähig".

Reaktionen der Reiseveranstalter

Auch der Reisekonzern Tuihat auf die Einschätzungen aus Berlin reagiert und ab Samstag (15.8.) alle Pauschalreisen nach Spanien. Den Kunden würden Umbuchungen zu anderen Reisezielen angeboten, wie ein Tui-Sprecher am Freitagabend der Nachrichtenagentur dpa sagte. Reisende, die bereits in den betroffenen Feriengebieten seien, biete Tui an, sie auf Wunsch früher als geplant nach Hause zu fliegen. Dies solle innerhalb der kommenden sieben Tage geschehen. (Was die Reisewarnung konkret für Pauschalurlauber und Individual-Reisende bedeutet lesen Sie hier).

Der Reiseveranstalter Alltours unterdessen informiert: "Bei Reisen nach Mallorca haben die Kunden die Wahl, ob sie die Reise antreten. Alternativ können sie ihren Urlaub mit Abreisen bis einschließlich 15.09.2020 kostenfrei stornieren. Neubuchungen für Mallorca sind ebenfalls weiterhin möglich. Die unternehmenseigenen allsun Hotels bleiben geöffnet." Es gebe ausreichend Flugkapazitäten ab den großen deutschen Flughäfen, geflogen werde überwiegend mit Condor und Eurowings. Der Konzern verweist zudem auf die Test- und Quarantäne- sowie Hygiene-Auflagen. „Wir überlassen es den Kunden, ob sie ihren Urlaub auf Mallorca verbringen möchten", wird alltours-Inhaber Willi Verhuven zitiert, eine Reisewarnung sei kein Reiseverbot.

Der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) bedauerte indessen die vom Auswärtigen Amt ausgesprochene Reisewarnung, betonte aber auch, dass die Entscheidung zu akzeptieren sei, da "der Gesundheitsschutz die höchste Priorität für die Tourismusbranche hat". BTW-Generalsekretär Michael Rabe mahnte Reisende und touristische Unternehmen zudem, "die geltenden allgemeinen Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten". Reisewarnungen müssten vor dem Hintergrund der ohnehin schon stark gebeutelten Tourismusbranche "tagesaktuell überprüft und bald möglichst zurückgenommen werden", zitiert die Nachrichtenagentur dpa Rabe.

Sorge bei den Hoteliers

Mallorcas Hoteliervereinigung FEHM brachte am Freitag ihren Unmut über die Situation zum Ausdruck. Die Erklärungen aus Berlin würden "sofortige Auswirkungen" haben, so Fehm-Vorsitzende María Frontera gegenüber dem "Diario de Mallorca". "Nach all den Anstrengungen, die wir Hoteliers und Reiseveranstalter unternommen haben, um ein Minimum an touristischer Aktivität in dieser Saison aufrecht erhalten zu können, ist es eine sehr schlechte Nachricht für uns", so Frontera weiter. Auch sie betonte, genau beobachten zu wollen, wie sich die Ereignisse in den kommenden Tagen entwickelten, sowohl, was den Flugbetrieb angehe, als auch die mögliche verfrühte Abreise einiger Touristen, die sich derzeit auf der Insel befinden. "Neue Ankünfte von Deutschen werden gleich null sein", prophezeite sie.

Juan Manuel Ordinas, Vorsitzender der Vereinigung kleiner und mittelständischer Hotels (Pinem), hingegen sagte auf die Ankündigung Berlins hin, "wir wussten, dass das passieren wird". Er betonte, dass es sich lediglich um eine Empfehlung handele und niemandem verboten werde, die Balearen zu besuchen. "Wir werden sehen, welche Auswirkungen das hat", so der Hotelier. /somo