Der Tourismuskonzern Tui hält die Reisewarnung für ganz Mallorca für übertrieben. Das sagte Thomas Ellerbeck, der für Politik und Kommunikation zuständige Manager des Konzerns, der Zeitung "Rheinischen Post". "Wir bedauern, dass Deutschland nun eine Reisewarnung für ganz Mallorca ausgesprochen hat. Besser wäre eine regionale Reisewarnung für Palma, Magaluf oder andere Orte mit erhöhten Fällen gewesen", so Ellerbeck in der Montagsausgabe der Zeitung.

Die meisten Urlauber seien sehr verantwortungsvoll und hielten sich an die Regeln. Die pauschale Warnung sei auch deshalb fragwürdig, weil große Teile der Insel von der Pandemie nur minimal betroffen seien. Es habe in keinem Hotel der Tui in Mallorca einen Vorfall gegeben. Der Konzern und auch der Deutsche Reiseverband (DRV) erklärten, sie hofften auf ein baldiges Ende der Reisewarnung.

Auch wenn der Reiseveranstalter Tui Pauschalreisen bis einschließlich 24. August abgesagt hat, verzichten viele Urlauber laut dem Konzern auf die Möglichkeit, den Urlaub sofort abzubrechen. "Viele Gäste melden sich bei uns und möchten bleiben", so Tui-Chef Marek Andryszak zur "Bild am Sonntag".

Die Reisewarnung schade Mallorca und verunsichere die Verbraucher, kritisierte auch Mark Tantz, Geschäftsführer DER Touristik Deutschland, am Montag. "Es ist wichtig, dass Urlauber Klarheit über ihre Reisemöglichkeiten haben. Dafür ist es notwendig, dass zwischen differenzierten Reisehinweisen und Reisewarnungen ganz klar unterschieden wird", wird der Tourismusmanager von der Nachrichtenagentur dpa zitiert.

Bei DER Touristik gilt der Stopp bis vorerst 21. August. Gäste vor Ort könnten entscheiden, ob sie frühzeitig die Heimreise antreten oder den Urlaub fortsetzen wollten. Von dem Angebot der vorzeitigen Heimreise machten bislang aber nur wenige Urlauber Gebrauch. Auch die FTI Group lässt Pauschalurlaubern die Wahl, ob sie vorzeitig die Heimreise antreten möchten. Der Veranstalter hat Reisen nach Mallorca zunächst nur bis 18. August abgesagt. An dem Tag soll das weitere Vorgehen überprüft werden.

Der Reiseveranstalter Alltours verwies unterdessen darauf, dass Neubuchungen weiterhin möglich seien. „Wir überlassen es den Kunden, ob sie ihren Urlaub auf Mallorca verbringen möchten", wird alltours-Inhaber Willi Verhuven in einer Pressemitteilung zitiert.

Die Lufthansa hält unterdessen mit der Tochter Eurowings nach eigenen Angaben ihr Mallorca-Angebot von 180 Flügen aus Deutschland pro Woche aufrecht. Es gebe weiterhin genug Nachfrage, hieß es.

Die Reisewarnung hatte das Auswärtige Amt am Freitagabend (14.8.) ausgesprochen, sie gilt für Festland-Spanien, nicht aber für die Kanaren. Zuvor war die Grenze von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen deutlich überschritten worden. Neue Zahlen werden wieder am Montagnachmittag veröffentlicht. Gesundheitsminister Spahn appellierte am Wochenende an die "Wachsamkeit" der Mallorca-Urlauber, die weiter auf die Insel reisten, sowie die sorgfältige Einhaltung der Hygiene-Regeln. /ff