Viele Urlaubspläne sind ordentlich durcheinander geraten, wenn nicht ganz abgesagt, seit es Ende vergangener Woche Schlag auf Schlag ging: Erst stufte das Robert-Koch-Institut Mallorca und die Nachbarinseln als Risikogebiet ein, kurz darauf folgte eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes in Berlin. Am Dienstag setzte dann auch die Schweiz die Inseln auf die Liste mit erhöhtem Infektionsrisiko - zehn Tage Quarantäne sind vorgeschrieben -, und Österreich kündigte noch am selben Tag eine Reisewarnung ab Montag (24.8.) an.

Doch während viele ihre Reise frühzeitig abbrechen oder sie gar nicht erst antreten, entscheiden sich andere bewusst für den Inselurlaub. Denn eine Reisewarnung ist kein Reiseverbot, wie auch der balearische Tourismusminister Iago Neguerela betonte. Es handelt sich vielmehr um eine Empfehlung der deutschen Behörde, von touristischen Reisen abzusehen, weil davon ausgegangen werden muss, dass jedem Reisenden „eine konkrete Gefahr für Leib und Leben droht", wie es beim Auswärtigen Amt heißt. Und dennoch: Unter bestimmten Umständen ist ein erholsamer Mallorca-Aufenthalt weiterhin möglich.

Reise Antreten oder absagen?

Grundsätzlich basieren die Einschätzungen des Auswärtigen Amtes und des Robert Koch-Instituts auf einer wissenschaftlichen Beobachtung der aktuellen Corona-Lage auf der Insel. Trotz der zuletzt deutlich gestiegenen Corona-Zahlen beteuern Experten auf der Insel jedoch, dass das balearische Gesundheitssystem gut für eine zweite Corona-Welle gewappnet ist. Sowohl die Früherkennung der Fälle als auch deren Nachverfolgung laufe derzeit zufriedenstellend. Letztlich trägt jeder, der seine Reise antritt, das Risiko selbst und hat es weitgehend in seiner Hand, maximal aufzupassen.

Vor allem aber sollten Urlauber Flexibilität und Spontaneität mitbringen. Wer einen Arbeitgeber hat, der auf eine pünktliche Rückkehr an den Arbeitsplatz am Tag nach der Ankunft pocht, für den ist gerade wohl nicht der ideale Zeitpunkt für eine Reise. Anders kann die Situation für Studenten, Selbstständige oder Rentner aussehen, die bei der Zeitplanung ihr eigener Chef sind.

Bei Pauschaltouristen stellt sich die Frage, ob sie ihren bereits gebuchten Urlaub antreten möchten oder nicht, nur bedingt. Hier entscheidet der Reiseveranstalter, ob der Mallorca-Urlaub weiterhin möglich ist. Der Brachenprimus Tui sagte Pauschalreisen nach Spanien mit Ausnahme der Kanaren umgehend bis einschließlich 24. August ab, ähnlich verfuhren Der Touristik und die FTI Group. Der Reiseveranstalter Alltours dagegen betonte, seinen Kunden die Wahl zu lassen, ob sie wie geplant auf Reise gehen möchten. Auch Neubuchungen für Mallorca seien weiterhin möglich.

Wer Flüge, Unterkunft oder Mietwagen selbst gebucht hat, ist in seiner Entscheidung grundsätzlich freier, muss sich aber auch selbst erkundigen, ob die Leistungen wie geplant angeboten werden. Zwar betonte der Lufthansa-Konzern am Wochenende, am Reiseplan nach Spanien festhalten und mit seinen Airlines Lufthansa und Eurowings weiterhin 180 Flüge pro Woche nach Mallorca anbieten zu wollen. Dennoch muss mit so einigen Änderungen und Ausfällen bei Mallorca-Flügen gerechnet werden. Der Vorteil: Seit Ausspruch der Reisewarnung sind die Flugpreise stark gesunken, es finden sich für Ende August sogar Angebote unter 50 Euro für Hin- und Rückflug. Und auch die Hoteliers auf Mallorca setzen in der Krise auf Angebote.Hoteliers auf Mallorca setzen in der Krise auf Angebote

Die Einreise

Hat man sich für den Urlaubsantritt entschieden, müssen einige Formalien in Kauf genommen werden. Vor dem Flug muss jeder aus dem Ausland Einreisende die sogenannte Passenger Location Card ausfüllen. Das ist über die Website www.spth.gob.es oder mit der App „SpTH" auch auf Deutsch unkompliziert möglich. Nach Angaben zu persönlichen Daten und gesundheitlichem Zustand bekommt man einen QR-Code zum Ausdrucken zugeschickt. Dieser Code ist quasi das ­Ticket für die Einreise und muss am Flughafen vorgezeigt werden, sonst wird Passagieren die Einreise verwehrt. Am Airport in Palma angekommen, gibt es zudem eine Temperaturmessung, die den meisten Ankömmlingen aber kaum auffallen dürfte. Wärmebildkameras kontrollieren nach Angaben der Flughafenverwaltung Aena automatisch vor der Gepäckabholungshalle alle von internationalen Terminals eintreffenden Passanten.

Vor Ort

Einmal in der Unterkunft angekommen, steht der Entspannung vor allem in Ferienwohnungen oder auf abgeschiedenen Fincas nichts im Weg - hier sind Menschenansammlungen weit weg. Und auch im Zuge der Stornierungen vieler Urlauber wird es leichter, Menschenmassen in Mallorcas Tourismuszonen aus dem Weg zu gehen. Stets gilt: „Das Virus macht keinen Urlaub", wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in den „Tagesthemen" betonte:Mallorca-Urlauber müssen wachsam sein, Abstand halten, Hygiene-Regeln beachten und aufeinander aufpassen, auch wenn es in den Ferien gesellig und gelassen zugeht.

Während Party-Touristen die Rote Karte gezeigt wird, kommen Ruhesuchende auf Mallorca jetzt erst recht auf ihre Kosten. Karina Schmeling aus Dortmund beispielsweise, die ihren Cala-Ratjada-Urlaub trotz Reisewarnung durchzieht, sieht durchaus die Vorteile ihres Aufenthalts im „Risikogebiet". „Die Strände werden zunehmend leerer, und die strengen Hygienevorschriften auf den Balearen wie die Maskenpflicht in der Öffentlichkeit und die Zulassungsbeschränkungen in Restaurants werden wirklich eingehalten", so die 39-Jährige. „Wenn ich hier durch Läden bummele, fühle ich mich sicherer als in Deutschland. An jeder Ecke steht Desinfektionsgel bereit, alle tragen Masken, warum soll ich also Angst haben, mein Hotelzimmer zu verlassen?"

Ähnlich äußert sich der niederländische Tourist Jan Heger im Gespräch mit der MZ-Schwesterzeitung „Diario de Mallorca". „Hier sind wir sicherer als in Holland", findet er. Auch seine Regierung warnt derzeit vor Reisen nach Spanien, trotzdem hat Heger mit seiner Frau Marlies einige Tage auf Mallorca verbracht, ist auf Märkte und an Strände gegangen und habe den Sicherheitsabstand immer ohne Probleme einhalten können, beteuert er. „Und im Fernsehen sehen wir dann, wie die Strände in Holland proppenvoll sind. Da sind wir hier doch besser aufgehoben", findet Heger.

Die Rückkehr

Fakt ist, dass alle Reiserückkehrer einen PCR-Test machen müssen. Bis ein negatives Ergebnis vorliegt - das soll 24 bis 48 Stunden dauern -, müssen sich die Rückkehrer in Quarantäne begeben. Grundsätzlich muss jeder Reiserückkehrer binnen 72 Stunden nach seiner Rückkehr das Testergebnis im örtlichen Gesundheitszentrum einreichen.

Wie der kostenlose Test in Deutschland funktioniert, wie Sie Schlangen am Flughafen vermeiden können und der Quarantäne durch einen Test auf Mallorca möglichst entgehen können, lesen Sie hier.