Um die steigenden Ansteckungen auf Mallorca in den Griff zu bekommen, arbeitet die Balearen-Regierung an einer Verordnung, die lokale Lockdowns ermöglicht. Das kündigten die balearische Ministerpräsidentin Francina Armengol und ihre Gesundheitsministerin Patricia Gómez am Donnerstag (3.9.) bei einer Pressekonferenz in Palma de Mallorca an.

Die Grundlage dafür soll ein Kabinettsbeschluss am Montag (7.9.) ermöglichen. Dieser soll den Gesundheitsbehörden die Möglichkeit geben, für bestimmte Wohngebiete oder Gemeinden strengere Ausgangssperren zu verhängen, die den jeweiligen Bedingungen angepasst werden und maximal zwei Wochen lang gelten. Durch die Lokalisierung von positiven PCR-Tests und anderen Indikatoren könne man die Maßnahmen an die Situation konkreter Wohnviertel, Straßenzüge oder sogar "einzelner Gebäude" anpassen, erklärte die Gesundheitsministerin Gómez.

Als Beispiele für mögliche Maßnahmen nannte Armengol, Menschenansammlungen auf "maximal fünf Personen" und das Verlassen der Häuser "auf ein Minimum" zu beschränken. Der Gang zur Schule, zur Arbeit oder zum Einkaufen solle aber weiterhin möglich bleiben. Außerdem könnten nächtliche Ausgangssperren angeordnet werden. Diese Maßnahmen würden "selbstverständlich" mit zusätzlichen Tests und einer intensiven und koordinierten Aufklärungsarbeit verstärkt. Dabei setze man auf die Zusammenarbeit mit Schulen, Polizei und Gesundheitsbehörden.

Am Freitag werde es ein Koordinationstreffen mit den 15 am stärksten betroffenen Städten und Gemeinden der Balearen-Inseln stattfinden. Auf Mallorca nehmen an diesem Treffen die Bürgermeister von Palma de Mallorca, Santa Maria, Inca, Deià, Esporles Valldemossa, Marratxí, Alaró, Binissalem, Banyalbufar und Llucmajor teil (zu den 15 Gemeinden kommen auf Ibiza Sant Antòni und Ibiza hinzu sowie auf Menorca Ciutadella und Sant Lluís).

Zudem sollen Menschen, denen eine Quarantäne auferlegt wurde, weil sie ein positives Test-Ergebnis haben oder in engem Kontakt mit einem Infizierten gestanden haben, durch einen Brief vom Gesundheitsamt ausdrücklich auf ihre Pflicht hingewiesen werden, 14 Tage lang ihr Haus nicht zu verlassen. Die Daten darüber, wer unter Quarantäne steht, sollen zudem den vor Ort agierenden Sicherheitskräften wie der Ortspolizei mitgeteilt werden. Wer sich der Quarantäne widersetzt muss mit Bußgeldern von 100 bis 3.000 Euro rechnen.

Die wichtigsten Maßnahmen blieben aber auch weiterhin das Einhalten des Sicherheitsabstands, der Hygieneregeln und das Tragen von Mund- und Nasenschutz, erinnerte Armengol. Insbesondere in den am stärksten betroffenen Stadtvierteln von Palma de Mallorca und mehreren Inselgemeinden werde man verstärkt PCR-Tests anbieten und die Bevölkerung über die Bedeutung der Regeln aufklären. Man müsse die Menschen auch darüber aufklären, wie wichtig es sei, "die Quarantäne korrekt einzuhalten", wenn sie für bestimmte Personen angeordnet werde.

Wie Gesundheitsministerin Patricia Gómez zudem bekannt gab, sollen in den kommenden Tagen in Palmas Kongresszentrum zusätzliche Krankenhausbetten sowie Intensivstationen aufgebaut werden, um so einen möglichen Anstieg schwerkranker Covid-Patienten bewältigen zu können. "Das Gesundheitssystem ist gut vorbereitet", versicherte Gómez.

Aufgrund steigernder Fallzahlen werden zur Zeit im Wochentakt neue Maßnahmen für Mallorca und die Nachbarinseln Menorca, Ibiza und Formentera beschlossen. Die Woche zuvor hatte die Balearen-Regierung die Maskenpflicht am Arbeitsplatz, die Schließung der Strände über Nacht und das allgemeine Rauchverbot in der Öffentlichkeit verkündet. /tg, somo

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