Geschlossene Geschäfte, deutlich weniger Bewohner als sonst auf den Straßen, dafür erhöhte Polizei-Präsenz, insgesamt viel mehr Beamte als sonst: In der Nacht von Freitag (11.9.) auf Samstag (12.9.) wurden Teile der Stadtviertel Son Gotleu, Son Canals, Can Capes und La Soledat Nord in Palma de Mallorca von den übrigen Bewohnern abgeriegelt. Für die dortigen Bewohner gelten wegen der Pandemie seither so strenge Restriktionen wie nirgendwo anders auf der Insel.

Hintergrund: Lockaler Lockdown für Großraum Son Gotleu in Palma de Mallorca

Sie dürfen zwar ihre Wohnungen verlassen, ihr Viertel für die Dauer von zwei Wochen aber nur in Ausnahmefällen, etwa um zur Arbeit oder zur Schule zu gehen. Treffen sind nur noch in Kleingruppen von bis zu fünf Personen erlaubt, Geschäfte und Bars müssen um spätestens 22 Uhr schließen. Der Grund: In dem sozialen Brennpunkt sind die Covid-19-Fallzahlen besonders hoch. Die Gesundheitszentren der betroffenen Gebiete meldeten für die vergangenen zwei Wochen etwa fünf Corona-Virus-Patienten pro 1.000 Einwohner.

Hintergrund: Seit Jahren vernachlässigt - das ist Son Gotleu

Von den jüngst in Kraft getretenen Einschränkungen im Großraum Son Gotleu sind rund 23.000 Bewohner betroffen. Getroffen hat es das Gebiet der Balearen-Hauptstadt, in dem Menschen mit bis zu 68 verschiedenen Nationalitäten zusammenleben und zudem die Einwohnerdichte vergleichsweise hoch ist (300 Bewohner pro Hektar).

Am Freitagabend (11.9.) kontrollierten Beamte der Polizei die Zugänge zu dem Großraum, etwa an der Brücke, die Son Gotleu mit Es Rafael verbindet. Noch bevor die neuen Restriktionen um 22 Uhr in Kraft traten, hatten einige Geschäfte und Bars ihre Lokale bereits geschlossen. Alle Lokale im Carrer Indalecio Prie, der Hauptverkehrsader des Viertels, etwa schlossen Punkt 22 Uhr ihre Türen. Nicht eine Minute länger bedienten sie ihre Kunden, entgegneten ihnen stattdessen, wie die MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" schreibt, "Wir haben geschlossen", wie beispielsweise der Besitzer einer frutería gegenüber einem Jugendlichen, der trotz heruntergelassener Rolläden unbedingt noch etwas kaufen wollte.

Auf den Balkons und hinter einigen Fenstern sah man am Freitagabend (11.9.) viele neugierige Anwohner. Durch die Straßen fuhren unter anderem in drei Polizeiwagen Beamte der Ortspolizei. Sie lösten etwa Gruppen von über fünf Bewohnern auf und erinnerten sie an die neuen Restriktionen.

Nach 22.30 Uhr war die Stimmung auf den Straßen im abgeriegelten Großraum Son Gotleu dann schon eine andere: Die Beamten fanden nur noch vereinzelt Klein-Gruppen aus Bewohnern vor. Nicht alle hielten sich dabei an die Regeln, trugen ihre Masken etwa am Kinn statt über Nase und Mund, oder rauchten.

Noch etwas vor 23 Uhr hatte man beim Besuch des Viertels den Eindruck, als seien die frühen Morgenstunden angebrochen. An der Plaça Miquel Dolç etwa, die im Süden der abgegrenzten Zone liegt, konnte man den Unterschied zu den angrenzenden Straßen gut spüren: Während es in Son Gotleu ruhig war, hörte man auf der anderen Seite im Carrer Médico José Darder aus einigen Lokalen Gemurmel.

Um die Bewohner schon einige Tage zuvor über die neuen Restriktionen zu informieren, hatte die Balearenregierung Informationsmaterial in sechs Sprachen (Spanisch, Katalanisch, Französisch, Englisch, Chinesisch und Arabisch) aufhängen lassen. /sw