Das kristallklare Wasser und die weißen Strände von Mallorca und seinen Nachbarinseln haben die Balearen zu einem Touristenmagneten gemacht. Doch wie gut geht es dem Meer, das in diesem Sinne das wichtigste Kapital des Archipels darstellt?

Die Meeresschutzstiftung Fundación Marilles hat vor Kurzem ihren ersten Bericht über das Meer der Balearen veröffentlicht. Ihm soll eine lange Serie folgen, die es im Laufe der Zeit ermöglichen soll, jedes Jahr neue Erkenntisse über den Zustand der Gewässer zu gewinnen und zu bewerten.

Dem Meer geht es prinzipiell nicht schlecht

Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es allerdings erst wenige klare Aussagen. Sicher ist nur: Dem Meer der Balearen geht es prinzipiell nicht schlecht. "Obwohl uns Datenreihen fehlen, anhand derer sich der Zustand exakt bestimmen lässt, können wir sagen, dass sich das Meer der Balearen im besten Erhaltungszustand des westlichen Mittelmeeres befindet", sagte Natàlia Barrientos, Doktorin für Meeresgeologie und eine der Koordinatorinnen des Projekts.

Sie betonte aber zugleich, dass der Lebensraum (abgesehen von diesem untyptischen Corona-Jahr) durch den Tourismus stehe."Deswegen müssen wir unser Wissen über viele Indikatoren vertiefen, um das aktuelle Vorgehen verbessern zu können."

Einer davon, der schon im ersten Bericht analysiert wurde, ist das Thema der Meeresschutzgebiete: Denn deren Umfang hat sich zwar im Laufe der Jahre immer mehr vergrößert, das Budget, um den Schutz zu gewährleisten und zum Beispiel Wilderer fernzuhalten, blieb allerdings dasselbe. "Das ist der Grund, weshalb sich in einigen Reservaten die Dichte an Fischen vervierfacht hat, wie in Els Freus bei Ibiza oder der Illa del Toro hier auf Mallorca, während jenes im Norden von Menorca, das vor mehr als zehn Jahren geschaffen wurde, weiterhin unter seinem Potenzial bleibt", sagte Barrientos.

Der Schermesserfisch ist ein Gewinner

Ein weiterer Indikator, der im Bericht Beachtung findet, ist die Situation des Schermesserfischs (raor), einer begehrten Delikatesse, besonders bei mallorquinischen Freizeitanglern. Die gute Nachricht ist: Trotz des enormen Drucks, den die Fischer auf diese Art ausüben, hält sich der Bestand offenbar stabil und ist nicht geschrumpft. Diese Aussage basiert auf Daten, die zwischen 2011 und 2018 vom Mittelmeer-Forschungsinstitut IMEDEA in der Bucht von Palma gesammelt wurden.

Der Wermutstropfen dabei: Offenbar profitiert der Schermesserfisch von einer invasiven Algenspezies, der Halimeda incrassata. Diese wächst auf dem sandigen Meeresboden und bietet Nahrung für Kleintiere, von denen sich wiederum der "raor" ernährt. Für andere Arten ist die Ausbreitung der Alge dagegen von Nachteil, weshalb in dem Nationalpark Cabrera auch ein Programm gestartet wurde, um sie auszurotten. Das Beispiel zeigt, wie komplex das Ökosystem tatsächlich ist, und wie schwierig, aus einer einzelnen Information generelle Aussagen abzuleiten.

Es braucht Verantwortungsbewusstsein und Nachhaltigkeit

Im Übrigen mahnten die Wissenschaftlerinnen, dass etwa der erfreuliche Zustand des Poseidongrases, das zur guten Wasserqualität beiträgt, kein Erfolg sei, auf dem wir uns ausruhen sollten: Die Schiffahrt sei für die Seegraswiesen eine ernste Bedrohung. Raquel Vaquer-Sunyer von der Balearen-Universität forderte daher mehr Verantwortungsbewusstsein und Nachhaltigkeit und sagte: "Im Moment haben wir ein Meer, das sich ausgezeichneter Gesundheit erfreut, aber wir müssen es schützen, wenn wir unseren aktuellen Lebensstil beibehalten wollen."

Anhand von immer mehr verschiedenen Quellen soll künftig ein immer umfassenderes Bild der Lage entstehen. In der ersten Version des Berichts sind 101 Indikatoren von 25 Institutionen eingeflossen, darunter Informationen von der Fundación Marilles, des Centro Oceanográfico, IMEDEA, dem Consejo Económico y Social (CES), der UIB und dem Observatorio Socioambiental de Menorca (OBSAM).

In diesem ersten Jahr, und voraussichtlich in den drei kommenden Jahren, werden die Kosten für die Berichte von der gemeinnützigen Fundación Marilles selbst getragen, die sich wiederum aus privaten Geldern aus Holland, der Schweiz und Spanien finanziert. Später sollen die Regierung und andere öffentliche und private Institutionen in die Pflicht genommen werden. /bro