Unternehmen in der Tourismusbranche auf Mallorca haben in diesem Jahr wenig Grund zur Freude. Und trotzdem empfiehlt es sich gerade jetzt, mit Kunden geduldig zu sein, die ihren Urlaub wegen einer Reisewarnung und der damit verbundenen Quarantänepflicht im Herkunftsland nicht antreten wollen oder können. Viele Hotels und Anbieter von Ferienwohnungen haben kulant auf Stornierungen in diesem Jahr reagiert und lassen die Kunden gratis auf die kommende Saison umbuchen. Nicht so die Vermittlungsagentur Homerti mit Sitz in Inca.

Homerti wurde erst vor rund vier Jahren von drei Mallorquinern aus Sa Pobla gegründet und ist auf die Vermittlung von großen Fincas an Urlauber spezialisiert. Mehr als 1.500 Fincas und Ferienhäuser auf der Insel sowie an der Costa Blanca hat Homerti im Angebot.

Darunter auch die idyllische Landvilla „Ses Pedres" nahe Manacor. Diese hatte der Deutsche Sascha Maier (Name geändert) gemeinsam mit mehreren Arbeitskollegen im September für eine Woche angemietet. Seine Nichte hatte geplant, in dieser Zeit auf Mallorca zu heiraten. Nachdem die Bundesregierung auch Mallorca Mitte August mit einer Reisewarnung belegte, wurde die Hochzeit abgesagt. Maier wollte die Finca stornieren und im kommenden Jahr wieder buchen.

Auf Durchzug gestellt

Er versuchte mehrfach mit Homerti Kontakt aufzunehmen, doch niemand meldete sich zurück. Schließlich schrieb ihm Anfang September eine Mitarbeiterin des Portals, um zu erklären, dass eine Umbuchung auf das nächste Jahr nicht möglich sei und in diesem Fall der Gesamtpreis von gut 1.800 Euro fällig werde. Der Alarmzustand in Spanien sei am 21. Juni aufgehoben worden. „Aktuell haben wir keine speziellen Konditionen für Reservierungen mit Anreise August/September/Oktober und keine Informationen über Reisebeschränkungen von Seiten der spanischen Behörden für den Zeitraum", so Homerti. Und weiter: „Wenn Sie Ihre Reservierung zum jetzigen Zeitraum stornieren wollen, fallen 100 Prozent der Gesamtmiete als Stornogebühren an."

Maier und seine Mitreisenden konnten aber nicht anreisen, weil eine Quarantänepflicht in Deutschland nicht mit ihren beruflichen Verpflichtungen in Einklang zu bringen war. Möglich sei, so ließ man bei Homerti verlauten, eventuell eine Datumsänderung noch im laufenden Jahr. Maier und seine Kollegen klärten mit ihrem Arbeitgeber ab, dass sie in der Woche nach Weihnachten Urlaub bekommen und auf die Insel kommen könnten. Die Antwort von Homerti zunächst: Man werde das mit dem Hauseigentümer abklären. Zwei Tage später dann die Mail: „Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass eine Änderung nicht mehr möglich ist, der Kalender in diesem Haus ist im Winter geschlossen."

Maier versuchte noch, die Kontaktdaten des Vermieters zu erfragen, um mit ihm in Verhandlungen zu treten, doch Homerti gab diese nicht heraus. Seit dem 7. Oktober ist die Korrespondenz mit Homerti zum Erliegen gekommen.

Reihenweise Beschwerden

Wer sich die Bewertungen der Plattform im Internet anschaut, stellt schnell fest, dass Sascha Maier kein Einzelfall ist. Fast alle der dort 53 verzeichneten Kundenmeinungen zeichnen ein katastrophales Bild des Unternehmens, vor allem seit dem Beginn der Pandemie. So schreibt eine Userin: „Die Firma Homerti zeigt sich total unflexibel. Wegen Covid-19-Reisewarnung konnten wir nicht anreisen. Null Entgegenkommen, kein Gutschein, keine Umbuchung auf 2021 und auch keine Teilerstattung. Pochen auf Ihre AGBs. Kann Homerti nicht empfehlen und würde nie wieder über diese Firma buchen. Hoffentlich merkt die Firma Homerti, dass 2021 die Kunden dieses Verhalten nicht vergessen haben."

Ein anderer wittert gar Betrug: „Leider kann man die Finca nicht umbuchen, die man aus Corona-Gründen nicht bereisen kann. Wir bekommen keinen Cent wieder. 1.800 Euro in den Sand gesetzt! Noch ein Nachtrag: Ich habe es geschafft, den eigentlichen Besitzer der Finca zu erreichen. Dieser sagte, dass er kein Geld von Homerti bekommen habe, er will den Vertrag mit dem Verein beenden, das ist meiner Meinung nach noch eine größere Sauerei."

Eine Rezension nach der anderen liest sich ähnlich, doch beim Unternehmen mit Sitz in Inca gibt man sich auf MZ-Anfrage zunächst ahnungslos.„Welche Bewertungen meinen Sie?", fragt eine Mitarbeiterin am Telefon. Die MZ bekommt trotz mehrfacher Nachfragen lediglich eine sehr allgemeine Mail als Antwort auf die Vorwürfe. „Die Stornobedingungen, die wir derzeit anwenden, sind die normalerweise üblichen. Zurzeit herrscht kein Alarmzustand (die Mail wurde vor der erneuten Ausrufung des Alarmzustandes am Freitag geschickt, Anm. d. Red.), täglich reisen Kunden an." Man habe durchaus zeitweise flexiblere Buchungsoptionen angeboten, mit der Möglichkeit, bis 48 Stunden vor Anreise kostenlos zu stornieren, heißt es etwas nebulös. Weiter wird auf eine Reiserücktrittsversicherung verwiesen, die den Kunden nahegelegt wird.