Die Corona-Pandemie hat die Tourismus­branche auf den Inseln mit voller Breitseite ­getroffen. Der Verkauf eines Hotels ist für so manchen Familienbetrieb genauso wie für größere Hotelketten eine Möglichkeit, auf einen Schlag einen Batzen Geld einzunehmen und gleichzeitig einen Kostenfaktor aus den Bilanzen zu streichen. Solche Überlegungen kamen bei der mallorquinischen Kette Roc zum Tragen, die 24 Häuser auf Mallorca, aber auch auf dem spanischen Festland und in der Karibik besitzt. Seit Monaten geistern Gerüchte durch die Presse, dass Roc sich von mehreren Hotels trennen will. Vizepräsident Guillermo Miralles will zwar gegenüber der MZ zunächst weder bestätigen noch dementieren, sagt dann aber doch: „Wir haben eine Transaktion abgeschlossen und werden sie in wenigen Tagen öffentlich machen." Den Namen des Hotels und den Käufer will er vorab nicht verraten.

Dafür räumt er offen ein, dass die Corona-Krise der Auslöser des Verkaufs war. „Auf diese Weise lösen wir mehrere Probleme", sagt Miralles und meint vor allem die Liquiditätsengpässe, die sich ergeben haben, nachdem Roc Kredite aufgenommen hat, um über die Runden zu kommen. „Das haben fast alle Hoteliers gemacht, sonst wäre das in diesem Jahr gar nicht gegangen." Diese sogenannten ICO-Kredite, die mit den deutschen KfW-Krediten vergleichbar sind, müssen ab dem kommenden Jahr zurückgezahlt werden. Und das sei dank des Hotelverkaufs kein Problem mehr. „Unsere Zukunft ist jetzt gesichert. Sowohl wir als auch die Käuferseite werden von dem Geschäft profitieren", prognostiziert Miralles.

Dass Miralles und seine Roc-Gruppe mit den Liquiditätsproblemen nicht allein da­stehen, zeigt sich bei einem schnellen Blick ins Internet. Es genügen drei Wörter bei einer ­Suche im Netz: „Hotel Mallorca Venta". Schon spuckt die Suchmaschine Plattformen aus, auf der Hotels auf Mallorca zum Kauf an­geboten werden. Allein bei der Plattform ­thinkspain.com finden sich mehr als 30 Einträge. Von Boutiquehotels über Agroturismos bis hin zu einfacheren Drei-Sterne-Hotels am Strand ist alles vertreten.

Es gibt aber auch andere Offerten: So bietet die Firma SAE Invest ein Hotel an der Playa de Palma mit „mehr als" 275 Zimmern zum Kauf an. Der Preis: 35 Millionen Euro. In der Beschreibung ist nachzulesen, dass das Haus komplett renoviert ist, 100 Meter vom Strand entfernt liegt und Meerblick hat. Außerdem könne es gute wirtschaftliche Resultate aufweisen. Mehr Information bekomme man erst, wenn man einen Beweis für seine Liquidität vorlege und eine Vertraulichkeitserklärung unterschreibe.

So ist der Markt in Bewegung geraten. Das ­bestätigt Gabriel Buades von der Kanzlei Bufete Buades in Palma der MZ. Der Anwalt hat häufig mit Hotelverkäufen zu tun. „Es gibt Hotels, die aus strategischen Überlegungen verkauft ­werden, aber zahlreiche Geschäfte sind dieses Jahr aus wirtschaftlicher Notwendigkeit heraus ­erfolgt", sagt Buades. Die großen Transaktionen, so der Anwalt, würden dabei den Investmentfonds zufallen. Diese wittern in Krisenzeiten ein Schnäppchen. Ein Beispiel ist der Fonds Emin ­Capital, der am Dienstag (15.12.) für 165 Millionen Euro von der Barceló-Gruppe das legendäre Hotel Formentor übernahm.

Und es gibt weitere Akteure: In der Presse war jüngst zu lesen, dass allein der Fonds Blackstone mit seiner Hotel Investment Partners genannten Hotelsparte etwa 3,5 Milliarden Euro in den Kauf von Hotels mallorquinischer Unternehmen in aller Welt investieren will. Eine Anfrage in der Niederlassung des Fonds in ­Barcelona brachte keine Bestätigung dieser Summe. Per Mail erreicht die MZ die Antwort, dass HI Partners sich vor allem auf „Premium-­Hotels spezialisiert" hat, weshalb „nicht so ­viele der zum Verkauf stehenden Hotels ins Portfolio passen". Immerhin 18 Hotels betreibt HI Partners bereits auf den Balearen, darunter die Alua-Soul-Hotels.

Die Balearen stehen somit vor einem Wendepunkt. Bislang war die Hotelstruktur auf den Inseln weitgehend von einheimischen Unternehmen geprägt, Investmentfonds ließen lange die Finger von den Inseln, erklärt der Tourismus-Dekan der Balearen-Universität, Tolo Deyà. „Sie haben eingesehen, dass die balearischen Unternehmer beim Know-how in Sachen Badeurlaub einfach besser waren", sagt Deyà. Nun aber würde sich - vor allem auch wegen der Corona-Krise - das Blatt langsam wenden. Dass die Fonds dabei ein großes Risiko eingehen, glaubt Deyà nicht. „Die Balearen werden wieder zu einem der rentabelsten Ferienziele im Mittelmeer werden."

Auch deshalb werde es laut Gabriel Buades im kommenden Jahr vermehrt zu Verkäufen kommen. „Viele halten im Moment noch durch, aber ich gehe davon aus, dass wir deutlich mehr Verkäufe rein aus wirtschaftlicher Not sehen werden, vor allem wenn auch die Saison 2021 nicht wie erhofft läuft."