Der Countdown für das nächste Subventionsprogramm auf Mallorca läuft. Ab dem 15. Januar nimmt das balearische Energieministerium wieder Anträge zur Förderung von Fotovoltaikanlagen zur Eigenversorgung an. Diesmal sind aus EU-Mitteln insgesamt 5 Millionen Euro im Topf - 1,5 Millionen Euro mehr als beim Programm von 2020. Und trotzdem dürfte es wieder nicht für alle reichen, meint Aitor Urresti, zuständiger Generaldirektor im balearischen Energieministerium. Nur etwa die Hälfte der rund 2.000 Antragsteller kam im zu Ende gehenden Jahr zum Zug und konnte 30 bis 50 Prozent der Installationskosten geltend machen. Intern geklärt werden muss derzeit auch noch, ob die Subventionen auch Zweithausbesitzer beantragen können.

Der großen Nachfrage zum Trotz: Der Aufholbedarf in Sachen Fotovoltaik zum Eigenbedarf auf den Balearen ist enorm. In den Jahren seit 2012 ging fast nichts, weil die spanische Zentralregierung im Zuge der Wirtschaftskrise Subventionen kappte und bürokratische Hürden aller Art errichtete - Stichwort „Sonnensteuer" -, während in anderen EU-Ländern mit deutlich weniger Sonnenstunden die Module auf den Privatdächern schon längst zum Stadtbild gehörten. Bislang sind es auf den Inseln vorwiegend Fincas auf dem Land oder Einfamilienhäuser in Wohnsiedlungen sowie zu etwa einem Drittel kleinere und mittlere Betriebe, die die Sonne anzapfen.

Die rund 2.000 registrierten Anlagen auf den Balearen, die für den Eigenbedarf ausgelegt sind, steuern derzeit rund ein Viertel der erzeugten Solarenergie bei. Deren Gesamtleistung auf den Inseln beziffert Urresti mit insgesamt 110 Megawatt. Und dieser Wert wiederum macht gerade mal rund drei Prozent der gesamten auf den Balearen produzierten Energie aus.

Ähnlich wie bei den großen Solarparks, wo in den kommenden zwei Jahren ein großer Boom ansteht, soll nun auch im Bereich des Eigenbedarfs viel passieren. Nachdem ein spanisches Dekret im April 2019 endlich Klarheit schaffte und die Grundlage dafür legte, nicht benötigten Strom ins Netz einzuspeisen, richten sich die Augen nun erneut nach Madrid. Die Bestimmungen des Dekrets sollen nachgebessert werden, voraussichtlich bis Frühjahr.

Es geht vor allem um eine Flexibilisierung, etwa damit sich Nutzer den Strom einer Anlage leichter teilen können, was bislang praktisch nicht vorkommt. Von dieser Neuerung würden nicht nur Eigentümergemeinschaften profitieren, die dann gemeinsam die Module auf dem Dach finanzieren und nutzen könnten. Auch andere Modelle, bei der etwa öffentliche Verwaltung und Privatleute in einem Boot sitzen, sind denkbar. Urresti nennt das Beispiel einer Fotovoltaikanlage auf dem Dach einer Schule, die nicht nur das Gebäude selbst, sondern auch die Nachbarn mit Energie versorgen könnte. Prozentsätze und Nutzungszeiten ließen sich dann endlich individuell festlegen.

Auch hinsichtlich des Standorts wird auf flexiblere Regeln gewartet. So darf eine Anlage zur Eigennutzung bislang laut Urresti in maximal 500 Meter Entfernung stehen. Dabei sei es mitunter sinnvoller, die Module in größerer Entfernung zu montieren, um mehr Platz zu haben oder sie besser nach der Sonneneinstrahlung ausrichten zu können.

Im künftigen Energiemix der Balearen, der bis zum Jahr 2050 ohne fossile Energieträger auskommen soll, wird der eigenproduzierte Strom nach dem Willen der Balearen-Regierung eine wichtige Rolle spielen - auch deshalb, weil es um demokratischere Produktionsstrukturen geht. Statt von wenigen Big Playern abzuhängen, sollen die Bürger selbst zu Produzenten werden. Große Solarparks werden sie aber aller Voraussicht nach nicht ersetzen können: Im balearischen Energieministerium geht man davon aus, dass die Anlagen zur Eigenversorgung rund ein Fünftel der Gesamtproduktion beisteuern könnten.

Die derzeitige Pandemie bremst freilich die Investitionsfreude, allerdings bislang in erster Linie im Bereich der mittleren und kleinen Unternehmen, wie Generaldirektor Urresti festgestellt hat. Bei Privatleuten sei die Nachfrage dagegen weitgehend stabil. Deswegen dürften auch diesmal wieder viele Interessenten, die nicht rechtzeitig ihren Antrag einreichen, außen vor bleiben. Aber zum einen rentiere sich die Investition auch, wenn die Amortisierung etwas länger brauche. Und zum anderen arbeite man bereits am folgenden Subventionsprogramm, das dann über die Jahre 2022 bis 2023 laufen soll.