An die 500 Gastronomen haben sich am Dienstagvormittag (12.1.) dem Demonstrationsverbot widersetzt und vor den Gebäuden der balearischen Landesregierung am Consolat de Mar in Palma de Mallorca gegen die Corona-bedingte zweiwöchige Schließung von Bars und Restaurants protestiert, die am Mittwoch (13.1.) in Kraft treten soll.

Die Vertretung der spanischen Zentralregierung auf den Balearen hatte die angekündigte Kundgebung am Montag (11.1.)aufgrund der hohen erwarteten Teilnehmerzahl mit der Begründung verboten, dass dadurch die Ansteckungsgefahr weiter steige und ein "sehr hohes Risiko" für die Gesundheit bestehe.

Hunderte von Wirten und Angestellten widersetzten sich nun dem Verbot und störten dabei auch den Verkehr am Paseo Marítimo. "Ich habe Hunger" und "es reicht" war auf zahlreichen Plakaten der Teilnehmer zu lesen. Einige forderten in Sprechchören den Rücktritt der balearischen Ministerpräsidentin Francina Armengol. Spanische Medien berichten von "aufgeheizter Stimmung", einige Demonstranten hätten auch Bengalos mitgebracht. Rund ein Dutzend Polizisten beobachteten die Demonstranten, die vom Consolat de Mar zum Parlamentsgebäude weiterzogen, und leiteten den Verkehr um, schritten aber nicht ein.

Wie MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" berichtet, betonte der Initiator Víctor Sánchez, selbst Gastronom, dass sie das "in der Verfassung festgeschriebene Recht" hätten, friedlich zu demonstrieren. Sánchez hatte die Demonstration in den vergangenen Tagen über die sozialen Netzwerke organisiert. Unter dem Motto "Si el pueblo no trabaja, tú no cobras" (Wenn das Volk nicht arbeitet, bekommst du kein Gehalt) wollen die in der Gastronomie tätigen die Verantwortlichen in der balearischen Landesregierung direkt ansprechen.

Hauptkritikpunkt ist das Fehlen staatlicher Hilfen für die Gastronomen. Anders als in Deutschland, wo Betreiber von Restaurants und Bars Corona-bedingt ebenfalls haben schließen müssen, aber 75 Prozent ihres Umsatzes aus dem Vorjahreszeitraum vom Staat bekommen, fühlen sich viele Gastronomen auf den Balearen alleingelassen.

Ein Sprecher der Zentralregierung kündigte Sanktionen gegen die Veranstalter an, weil sie das Kundgebungsverbot missachtet haben. Bei "Widerstand gegen die Staatsgewalt" würden auch die Teilnehmer der Demonstration belangt, hieß es. /somo/ck