Hat der spanische Wetterdienst Aemet den Sturm "Hortense" auf Mallorca unterschätzt? Warnstufen und Prognose wurden letztlich dem Ausmaß nicht gerecht.

Aemet hatte für den vergangenen Freitag anfangs die Warnstufe Gelb ausgegeben, die niedrigste der möglichen Warnstufen. Diese galt für hohe Wellen an der Küste und Sturm auf der Insel. Der Wetterdienst rechnete mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 80 km/h im Flachland und bis zu 100 km/h in den Bergen.

"15 Wetterstationen auf Mallorca und Menorca haben Werte jenseits der 100 km/h aufgezeichnet. Und das nicht nur auf Berggipfeln, sondern vor allem im Stadtgebiet und Flachland", berichtet MZ-Wetterexperte Duncan Wingen. 177 km/h waren es auf dem Berggipfel Alfàbia, 153 km/h in Formentor und 130 km/h am Flughafen von Mallorca.

Bei Letzterem wurde dadurch gar ein neuer Rekord aufgestellt. Zuvor lag dieser bei 118 km/h bei einem Sturm 1996. "Zwölf km/h Unterschied klingt nicht viel, machen bei Windgeschwindigkeiten über 120 km/h aber einen großen Unterschied aus", so Wingen.

Der MZ-Experte will den staatlichen Meteorologen dennoch keinen Fehler ankreiden. "Die Atmosphäre ist launenhaft. Schon die kleinste Änderung kann jegliche Vorhersage über den Haufen werfen."

Im Falle vom Freitag hat sich das Unwetter "Hortense" mit lokalen Windbewegungen vermischt und dadurch verstärkt. Die Meteorologen hatten das zwar vorhergesehen, aber damit gerechnet, dass es über dem Meer im Norden von Mallorca geschieht. Der Sturm erreichte am Freitag (22.1.) um 11 Uhr die Küste von Sant Elm im Südwesten von Mallorca und zog von dort über die Insel. Die Spitzengeschwindigkeiten auf dem Flughafen Mallorca wurden um 11.20 Uhr erreicht.

"Es ist möglich, dass der Klimawandel hinter diesen schweren Stürmen steckt", so Wingen und erinnert an den Sturm, der im August über Banyalbufar zog und eine Spur der Verwüstung hinterließ. /rp

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