Wer ab Samstag (20.3.) auf Mallorca von einem Plastikteller isst, macht sich streng genommen strafbar. Das klingt hart, ist aber Teil des neuen Gesetzes, das auf den Balearen Einwegplastik verbietet. Während die EU-weite Gesetzgebung erst am 3. Juli in Kraft treten soll, sind die Inseln die europäischen Pioniere in diesem Bereich. Das macht Sebastià Sansó stolz. Der Generaldirektor für Abfälle im balearischen Umweltministerium ist verantwortlich für das Dekret. „Seit 25 Jahren diskutieren wir darüber. Wir konnten nicht länger warten und mussten endlich handeln", sagt der Mallorquiner.

Für Privatpersonen verboten

Die Änderungen werden nicht schlagartig kommen, zum Teil haben die Geschäfte schon darauf reagiert. In Palma durfte der Einzelhandel schon seit 2019 keine Plastiktüten mehr ausgeben. Viele Supermärkte setzen auf wiederverwendbare Beutel und Papiertüten. Ein Dorn im Auge der Umweltschützer waren lange Zeit die dünnen Plastiktütchen mit einer Wandstärke unter 15 Mikrometern, die es im Supermarkt in der Obst- und Gemüseabteilung gab. Diese sind nur noch in der kompostierbaren Variante erlaubt - hierbei ist das Zertifikat UNE-EN 13432:2001 entscheidend. Sie darf auch nur aus hygienischen Gründen benutzt werden, um Lebensmittel einzupacken. Tüten mit einer Wandstärke zwischen 15 und 50 Mikrometern sind komplett tabu. Und Tüten mit über 50 Mikrometern müssen zu 50 Prozent aus wiederverwertetem Plastik bestehen. Diese Quote soll bis 2024 auf 70 Prozent angehoben werden.

Das Plastikgeschirr wird aus den Regalen der Läden verschwinden. „Es war bei Picknicks und Partys beliebt", sagt Sansó. Faulpelze hatten keine Lust auf den Abwasch und füllten lieber die Mülleimer. Im Freien landeten Teller und Besteck gern auch mal in der Natur. Verboten sind der Verkauf, die Ausgabe und der Gebrauch. Auch für Plastikgeschirr dürfen kompostierbare Materialien nach selbigem Zertifikat weiter verwendet werden.

Die Liste wird ergänzt von vielen kleinen Haushaltsartikeln, so etwa die Stiele von Lollis, Trinkhalme, Einwegkapseln von Kaffeemaschinen, Einweg-Druckerpatronen oder Wattestäbchen. „Viele Leute werfen Wattestäbchen in die Toilette, und dann landen sie im Meer und am Strand", sagt Sansó. Ähnlich verhält es sich mit Feuchttüchern, die zwar nicht verboten, deren Entsorgung im Abfluss aber ausdrücklich untersagt ist. Strikt verboten sind außerdem die Plastikringe, die Dosen oder Flaschen zusammenhalten. Die Alternativen aus Karton oder kompostierbarem Material müssen klar als solche gekennzeichnet werden.

Sonderfälle sind Feuerzeuge und Rasierer. Erstere müssen zwar nicht auffüllbar sein, dafür aber mindestens 3.000 Nutzungen garantieren. Hersteller und Verkäufer müssen den Behörden zudem nachweisen können, dass die Feuerzeuge recycelt werden können. In Sachen Einwegrasierer bleibt hingegen noch Zeit für die Umstellung. „Die Hersteller haben einen längeren Aufschub ausgehandelt", sagt Sansó. Das Verbot tritt in diesem Fall erst in fünf Jahren in Kraft.

Eine weitere Änderung gibt es auch beim Shampoo geben. Die Zugabe von Mikroplastik, wie es bei manchen Reinigungsprodukten üblich war, ist nicht länger erlaubt.

Kostenloses Wasser

Die Gastronomen müssen ebenfalls auf Plastikgeschirr verzichten, was hauptsächlich das Angebot für die Speisen zum Mitnehmen betrifft. Bei den Getränken sollen die Flaschen und Dosen nachhaltiger werden. Ziel ist es, dass bis zum Jahr 2030 mindestens 40 Prozent der Wassergefäße, 70 Prozent von Softdrink- und 80 Prozent von Bierflaschen wiederverwertbar sind. Schon jetzt schreibt das Gesetz vor, dass es in Restaurants kostenloses Leitungswasser für die Gäste geben muss. „Das ist Gewöhnungs­sache", so Sansó über das Wasser, das manchmal etwas kalkig schmeckt. „Es ist einwandfrei, aber nur ein Drittel der Bevölkerung trinkt es."

Auf dem Restauranttisch verboten sind dann auch die kleinen Tütchen oder Portionstöpfchen mit Gewürzen, Marmelade, Butter, Soßen oder Kaffeesahne. Angedacht ist hier, dass auf größere Behältnisse zurückgegriffen wird, die dann von Hand zu Hand gehen. Das wiederum sorgt zu Corona-Zeiten für Stirnrunzeln. „Es ist verständlich, dass der Gebrauch von Einwegprodukten vor einem Jahr zugenommen hat, als wir das Virus noch kaum kannten. Aber mittlerweile ist klar, dass der Gebrauch von Plastikprodukten zum Wegwerfen das Ansteckungsrisiko nicht wirklich senkt", sagt Sansó.

Die Alternative

Die Industrie steht nicht still und hat sich bereits Alternativen zu den Einwegprodukten aus Plastik ausgedacht. „Die beste Lösung ist immer noch, auf wiederverwendbare Produkte zu setzen", sagt Sansó. Also ran an den Schwamm und die Teller abwaschen. „Wenn es gar nicht anders geht, dann müssen es kompostierbare Produkte sein." Hier gibt es eine Vielfalt an Materialien. Weit verbreitet auf der Insel sind die Waren des katalanischen Unternehmens Macadamia, die beispielsweise der mallorquinische Großhändler Distribucions Llevant aus Capdepera vertreibt. Im Katalog sind Teller und Besteck aus Karton, Zuckerrohrfaser, Palmblatt, Holz, Bambus, PET sowie weitere recycelbare Plastikprodukte zu finden. „In den meisten Fällen handelt es sich dabei aber um natürliche Rohstoffe, die es nicht unendlich gibt. So machen wir keine Fortschritte", sagt Sansó. Preislich seien die Alternativen zwar lange wesentlich teurer als die normalen Plastikprodukte gewesen, durch die Massenherstellung werden sie nun aber günstiger.

Kontrolle und Strafen

Trotz des Aufschubs des Gesetzes - die Einführung war eigentlich schon zu Jahresbeginn geplant - sind die Lager der Läden noch voll mit Plastikprodukten. „Wir raten den Unternehmen, auf uns zuzukommen. Dann finden wir schon eine Lösung", sagt Sansó. Die Ware schwarz zu verkaufen, ist keine gute Idee. Die Behörde schult derzeit die Inspektoren aus dem Handels- und Gastrobereich, damit sie ein Auge auf mögliche Verstöße haben. „Der beste Wächter bleibt der Bürger. Schließlich haben wir viel Zuspruch für das neue Gesetz erhalten." Die Bußgelder richten sich nach der Art des Vergehens, unterschieden werden leicht, schwerwiegend und gravierend. Eine mögliche multa geht bei 300 Euro los und kann sich auf einen Millionenbetrag steigern. „Dann müsste aber schon der Boden kontaminiert werden." Zunächst soll es aber noch eine Übergangszeit geben, während der die Inspektoren lediglich informieren.