Trotz seit Monaten stabiler Ansteckungszahlen will die Balearen-Regierung die Innengastronomie auf Mallorca und Ibiza vorerst weiter geschlossen halten. Dafür sollen Restaurants und Cafés mehr Außentische aufstellen und am Abend länger öffnen können. Das ist zumindest die Position, mit der die Behörden in die Verhandlungen mit den Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden ziehen. Verhandlungsbasis wäre die vollständige Öffnung der Außenbereiche und eine Sperrstunde von 22 Uhr. Dafür blieben die Innbereiche komplett geschlossen.

Doch am Verhandlungstisch mit den Arbeitgebern und Arbeitnehmern bröckelt langsam der Konsens. Während der Gewerkschaftsverband CCOO ebenfalls für Vorsicht plädiert, um das bisher Erreichte nicht zu gefährden, fordert der andere große Dachverband UGT eine zaghafte Öffnung der Innengastronomie. Auch innerhalb der Unternehmerverbände ist der bislang gezeigte Schulterschluss mit der Balearen-Regierung in Gefahr. Zwar stellten sich die Sprecher von Caeb und Pimem offiziell hinter die Behörden. Innerhalb der Verbände protestieren aber die Mitgliedervereinigungen der Gastronomie-Branche.

Das Hauptargument der Balearen-Regierung lautet, kein Risiko einzugehen, um die niedrigen Corona-Zahlen vor der Sommersaison nicht zu gefährden. Die Opfer der vergangenen Monate könnten zunichte gemacht werden, sollte die Pandemie unmittelbar vor einer erhofften Urlaubersaison erneut außer Kontrolle geraten. Die Regierung führt hier auch Erfahrung unmittelbar vor Ostern an. Für kurze Zeit hatte man auf Mallorca die Innengastronomie geöffnet. Nach wenigen Tagen schnellten die Infektionszahlen nach oben, sodass der Schritt sofort wieder zurückgenommen wurde.

Auf der anderen Seite der Waagschale wiegt die wirtschaftliche und soziale Not vieler Gastronomen schwer. Vielen von ihnen stehen keine Außenbereiche zur Verfügung, und nach Monaten ohne Einkommen müssen immer mehr Lokale schließen. Laut der Sprecherin der Gastronomen-Gruppe innerhalb des Unternehmerverbands Pimem mussten bereits 40 Prozent der Unternehmen das Handtuch werfen. Die Gewinneinbußen der Branche lägen bei 80 Prozent. Jeder dritte Angestellte habe bereits seinen Job verloren.

Viele Wirte fühlen sich gegenüber Hotels, dem Einzelhandel, Kinos, Fitnessstudios oder anderen Bereichen benachteiligt, die längst wieder Kunden in Innenräumen empfangen. Sie empfinden es als ungerecht, dass sie allein für die Entwicklung der Ansteckungskurve verantwortlich gemacht werden. Außerdem berufen sie sich auf das von der Balearen-Regierung im November 2020 verabschiedete Corona-Protokoll. Dieses sieht eine vierstufige Gefahrenskala vor. Mallorca befindet sich aufgrund der stabil niedrigen Ansteckungszahlen in der Gefahrenstufe 2 für die das Protokoll die vorsichtige Öffnung der Innengastronomie vorsieht.

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