Nach Medienberichten über mutmaßliche Verstöße gegen Corona-Restriktionen bei einer Abschiedsfeier unter Polizisten in der Wache Sant Ferran in Palma de Mallorca sind nun neue Einzelheiten ans Licht gekommen. Anscheinend nahmen bei dem Umtrunk auch ehemalige Kollegen der Ortspolizei teil, die wegen verschiedenen Straftaten verurteilt und vom Dienst suspendiert worden waren. Zudem trafen wohl Polizisten aus verschiedenen Gruppen aufeinander, die aufgrund der Infektionsschutzregeln niemals gleichzeitig Dienst haben dürfen.

Die Verabschiedung, die nun Gegenstand einer Untersuchungs des Rathauses Palma ist, soll am Dienstag (13.4.) in der ehemaligen Cafeteria der Polizeiwache im Carrer Sant Ferran stattgefunden haben. Die Cafeteria wurde vor Jahren aufgegeben, stattdessen befinden sich in den Räumlichkeiten nun Räume, in denen das Personal Pause machen und sich umziehen kann. Die Räumlichkeiten sind für bis zu 20 Personen ausgelegt, wie es im Rathaus hieß. Ob und unter welchen Umständen sich Unbefugte in der Wache aufhielten, müsse ebenso geklärt werden, wie der Umstand, dass die Feier wohl deutlich nach Beginn der Ausgangssperre um 22 Uhr geendet habe.

Das Überprüfen der Videoaufzeichnungen ergab Berichten der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" zufolge, dass verschiedene vom Dienst suspendierte Polizisten erschienen waren. Zwei der Beamten waren erst kürzlich zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden, weil sie eine lesbische Kollegin - heute als linke Stadträtin im Rathaus tätig - systematisch gemobbt hatten und die Ermittlungen in dem nachfolgenden Gerichtsfall behinderten. Ein weiterer Anwesender war 2011 wegen Folter verurteilt und vom Dienst suspendiert worden.

Der diensthabende Chef der Wache am Tag der mutmaßlich illegalen Feier ist selbst kein unbeschriebenes Blatt. Die Staatsanwaltschaft fordert für ihn 14 Jahre Haft für diverse mutmaßliche Straftaten im Mega-Korruptionsfall um den Magnaten und Nachtclubunternehmer Bartolomé Cursach. Trotz der Vorwürfe, die bislang nicht vor Gericht bewiesen wurden, macht dieser Polizist gerade weiter Karriere in der Ortspolizei.

Palmas Bürgermeister José Hila und Sicherheitsstadträtin Joana Maria Adrover äußerten sich vorsichtig zu den Vorfällen. Diese würden untersucht. Solange es keine Ergebnisse gebe und man keine genauen Informationen habe, wolle man keine Stellung beziehen. Grundsätzlich gebe es keine Hinweise darauf, dass es sich um eine illegale Party gehandelt habe. Wenn Kollegen im Aufenthaltsraum zur gewöhnlichen Zeit zusammenkommen und statt eines Sandwiches ein Stück Kuchen essen, um einen Kollegen zu verabschieden, sei das grundsätzlicher erst einmal kein Problem, erinnerte Adrover. /tg