Einmal im Jahr ist es so weit. Dann darf Palma de Mallorca sein wahres Gesicht zeigen. Das Gesicht einer Stadt, die seit etlichen Jahrhunderten zu den bedeutends­ten Metropolen der internationalen Schiffsbranche im westlichen Mittelmeer zählt. Und die seit mehr als 35 Jahren die Boat Show Palma ausrichtet, die hinter der von Barcelona größte Wassersport- und Nautikmesse in Spanien.

Nach der coronabedingten Zwangspause im vergangenen Jahr kündigte die balearische Landesregierung im Februar überraschend an, die Boat Show dieses Jahr trotz bestehender Restriktionen und Sicherheitsauflagen wieder orga­nisieren zu wollen. Überraschend deshalb, weil ­ähnliche Bootsmessen in Europa wie beispielsweise die deutsche „Boot" in Düsseldorf ihre Segel aufgrund der anhaltenden Pandemie unten ließen.

„Wir wollen mit der Messe nicht nur dem regionalen Wassersportsektor, der nach dem Tourismus größten Wirtschaftsbranche auf der Insel, unter die Arme greifen, sondern auch international ein Zeichen setzen, dass es wieder weitergehen kann und muss", erklärte Vize-Premier und Landesindustrieminister Juan Pedro Yllanes vor Kurzem bei seiner Ankündigung zur 37. International Boat Show Palma. Werften, Broker, Charterunternehmer, Refitfirmen, Zubehörhändler und et­liche weitere in der regionalen, spanienweiten und internationalen Wassersportbranche tätige ­Unternehmen spendeten Yllanes Beifall. Endlich ging es wieder los.

Geklärt werden musste allerdings, wie eine Messe, die in den vergangenen Jahren während ihrer fünf Veranstaltungstage bis zu 10.000 Besucher an die alte Hafenmole gegenüber Palmas einstiger Seehandelsbörse La Llonja lockte, unter den bestehenden oder zu erwartenden Covid-19-Auflagen überhaupt durchführbar ist. Aber auch das war scheinbar kein Problem. Dazu muss man allerdings wissen, dass Palmas Boat Show seit eh und je und im Gegensatz zu fast allen anderen europäischen Bootsmessen nicht von privater Hand organisiert wird, sondern von einem dem regionalen Industrieministerium unterstellten Wirtschaftsförderungsinstitut (IDI). Und das gab als erste Maßnahme bekannt, den alljährlichen Termin für die Boat Show Palma von Anfang Mai auf Anfang Juni zu verschieben. Vom 3. bis 6. Juni, um genau zu sein. Mit dieser Terminänderung gewann das IDI nicht nur einen Monat mehr Zeit zur Vorbereitung, sondern verkürzte die Besucher­tage gleichzeitig von bis dato fünf auf vier Tage.

Doch genau hier beginnen die Probleme. Unerwartete Probleme. Der jährlich für die Ausstellung von Freizeityachten auf dem Wasser genutzte Messehafen Moll Vell gegenüber der Kathedrale ist offiziell zwar „Hoheitsgebiet" der balearischen Hafenbehörde, wird von dieser aber ganzjährig an zwei private Konzessionsunternehmen verpachtet. Diese wiederum vermieten „ihre" Liegeplätze und Serviceeinrichtungen wie Strom- und Wasseranschlüsse an verschiedene Charter- und Brokerunternehmen als Dauer- oder Teilzeitparkplätze für deren Kunden.

Und eben diese Konzessionsunternehmen erklärten nach der Ankündigung aus dem Ministerium, die Liegeplätze an der Moll Vell für den von der Landesregierung in diesem Jahr neu anberaumten Zeitraum der Messe nicht räumen zu wollen. „Anfang Juni fällt der Startschuss für die Chartersaison", erklärte Andy Halcón, einer der beiden Moll-Vell-Konzessionäre. „Unsere Kunden haben bereits etliche Reservierungen angenommen. Die Stege in dieser Zeit zu räumen, würde für sie zu katastrophalen Umsatzeinbußen führen. Das ist inakzeptabel."

Öl aufs Feuer goss anschließend Arne Ploch, Präsident des balearischen Yachtbrokerverbandes BYBA, einem Zusammenschluss von Unternehmen, die sich auf den Verkauf und die Vercharterung der teuersten Privatyachten der Welt auf Mallorca spezialisiert haben. Und die seit dem Jahr 2013 innerhalb der Boat Show Palma die ­Palma Superyacht Show veranstaltet. Als internationales Zugpferd einer Messe, zu deren Ausstellern auch regionale Fischerboot-Werften und Angelhaken-Verkäufern gehören. „Sollte die Landesregierung die Liegeplatz-Pro­bleme an der Moll Vell nicht lösen, wird es keine Superyacht Show geben. Und damit auch keine Palma Boat Show", erklärte Arne Ploch gegenüber der Zeitung „Gaceta Náutica".

Auf Anfrage der Mallorca Zeitung wollte Ploch sich zu dem Thema nicht weiter äußern. „Das ist alleinige Sache zwischen der Landesregierung und den Konzessionären an der Moll Vell", so Ploch. „Grundsätzlich begrüßen wir, dass die Boat Show stattfinden wird."

Keine Zweifel daran lässt zumindest Mariona Luis Tomás, Direktorin der veranstaltenden Landesbehörde IDI. „Die Einwände der Konzessionäre an der Moll Vell entbehren jeglicher rechtlicher Grundlage", so Tomás. „Wir stehen mit den Unternehmen in Verbindung und haben ihnen darüber hinaus Alternativen angeboten, die Yachten ihrer Kunden während der Messetage im Juni kostenfrei auf andere Plätze in Palmas Hafen umzulegen", so Tomás.

Natürlich gebe es bei der diesjährigen Ausgabe infolge der Pandemie zahlreiche Änderungen. „Die Palma Boat Show 2021 läutet ein neues Konzept ein. Wir beschränken die Besucherzahl auf maximal 1.500 Personen pro Tag. Tickets werden nur online und unter Angaben persönlicher Daten hinsichtlich ihres Messe-Interesses verkauft", erklärt die IDI-Direktorin. „Wir wollen damit versuchen, möglichst ausschließlich Fachbesucher auf das Gelände zu lassen. Wärmekameras an den Eingängen des Messegeländes werden zudem alle Besucher scannen, um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten."

www.boatshowpalma.com