Die Männer, die am Dienstagnachmittag (18.5.) in Palma de Mallorca auf offener Straße auf einen 29-Jährigen geschossen haben, sind weiter auf freiem Fuß. Die Polizei rekonstruiert, wie es zu der Schießerei kam. Offenbar handelte es sich um eine Auseinandersetzung zwischen zwei verfeindeten Clans von Gitanos, wie die Roma in Spanien genannt werden.

Für die Motive der Tat kursieren in den spanischen Medien mehrere Theorien. Von einem Autokauf und dem Streit wegen der Besetzung einer Wohnung ist die Rede. Anwohner berichten, dass die Beteiligten der Schießerei zuvor stundenlang auf der Straße diskutierten.

Zum Streit kam es offenbar zwischen den Mitgliedern der Clans "Los Pelúos" und "Sheriff". Die Pelúos sind ein bekannter Familienclan, der in den Drogenhandel auf der Insel verstrickt ist. 2009 verhaftete die Polizei zwei Mitglieder nach einem Mord in der als Drogendorf bekannten Barackensiedlung Son Banya. Der "Sheriff "-Clan ist eher in der Gegend um Almería beheimatet, wo die Bande für mehrere Straftaten und Schießereien verantwortlich sein soll.

Zur Schießerei in Palma de Mallorca kam es, als drei oder vier Mitglieder der Sheriffs bewaffnet aus einem Auto im Stadtviertel Son Gotleu ausstiegen und das Feuer eröffneten. Auch hier gibt es wieder unterschiedliche Darstellungen des Geschehens. Einmal heißt es, die Männer hätten auf den 29-Jährigen "Pelúo" geschossen, der sich dann in seine Wohnung flüchtete. Daraufhin schossen die Angreifer auf die Fenster. Eine der Kugeln streifte sogar ein Kleinkind.

In einer anderen Darstellung haben die Angreifer erst auf die Wohnung geschossen und die Waffen dann gegen den 29-Jährigen gerichtet. Die Männer flohen, der 29-Jährige kam mit zwei Kugeln im Rücken und einer im Arm ins Krankenhaus. Anders als zuvor berichtet, waren die Verletzungen nicht schwerwiegend, womöglich weil nur mit einer kleinkalibrigen Waffe geschossen wurde. Der Mann wurde noch am selben Tag aus dem Krankenhaus entlassen.

Die Polizei riegelte das Stadtviertel ab und hat die Präsenz erhöht, um bei einer weiteren Auseinandersetzung schnell eingreifen zu können. Angeblich hätten die Angreifer bei ihrer Attacke geschrien, dass die Pelúos die Insel verlassen sollen oder mit Konsequenzen zu rechnen haben. /rp