Eine bulgarische Prostituierte und zwei aus Großbritannien stammende mutmaßliche Mitglieder der Rockerbande Hells Angels sind am vergangenen Freitag (11.6.) in Palma de Mallorca wegen schwerem Raub und Erpressung zu jeweils neun Jahren Haft verurteilt worden. Sie hatten bereits im Jahr 2019 einen britischen Millionär in seinem Luxusanwesen in Port d'Andratx überfallen und erpresst.

Die Prostituierte und der 59-jährige Millionär hatten sich sieben Jahre vor dem Überfall in einem Bordell in Belgien kennengelernt. Seither hatte sich der von seiner Frau geschiedene zweifache Vater mehrfach mit ihr auf seinem Anwesen auf Mallorca wie auch anderswo in Europa getroffen.

Am Tag des Überfalls, dem 4. September 2019, erschien die Prostituierte dann nicht alleine. "Sie kam gegen 23.20 Uhr nachts, ich ließ sie rein. Sie bat mich, die Musik lauter aufzudrehen, während ich mich badete. Als ich in der Badewanne lag, kamen plötzlich zwei große, kräftige Männer mit Sturmhauben, Handschuhen und Stiefeln sowie zwei Macheten rein. Sie sagten mir 'Sei still, sonst töten wir dich!'", schilderte der Millionär, als er drei Tage nach dem Überfall bei der Guardia Civil Anzeige erstattete.

Die drei Angeklagten haben vor Gericht gestanden und das Urteil akzeptiert. Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor jeweils 14 Jahre Haft gefordert. Die Ermittlungen der Guardia Civil hatten ergeben, dass die beiden Männer in enger Verbindung zur Rockerbande "Hells Angels" stehen. Einer der beiden Täter erschien zu dem Gerichtstermin mit einem T-Shirt der Hells Angels.

Die beiden Männer hielten den Millionär dann über eine Stunde in der Badewanne fest. "Einer von ihnen holte sein Handy heraus und zeigte mir Fotos meiner beiden 15 und 20 Jahre alten Töchter sowie meiner Ex-Frau und meinem Haus in Belgien. Er forderte von mir 150.000 Euro, andernfalls würde er die drei töten", schilderte das Opfer den Beamten.

Nachdem die Täter geflohen waren, erlitt der Mann einen Herzinfarkt und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Bevor er Anzeige erstattete, überwies er den nach Großbritannien geflüchteten Verurteilten 134.000 Euro, Ermittler konnten die Männer dank der GPS-Daten des Autos, das sie sich am Flughafen ausgeliehen hatten, ausfindig machen.

Zu Zwischenfällen mit Hells Angels war es auf Mallorca in den vergangenen Jahren immer wieder gekommen. Höhepunkt war die spektakuläre Festnahme des Hannoveraner Hells-Angels-Chefs Frank Hanebuth und 20 weiterer Personen am 23. Juli 2013. /sw