Ungewohntes Bild in der Innenstadt von Palma de Mallorca, wo am Donnerstag wieder größere Urlaubergruppen im Pulk unterwegs waren. Am frühen Donnerstagmorgen (17.6.) hatte gegen 6 Uhr nach 15 Monaten coronabedingter Sperre mit der "Mein Schiff 2" erstmals wieder ein Kreuzfahrtschiff im Hafen angelegt. Uneingeschränkt begrüßt wurde das auf der Insel aber nicht.

Welche Bedeutung die Balearen-Regierung der Wiederaufnahme der Kreuzfahrten beimisst, machte der balearische Tourismusminister Iago Negueruela deutlich, der das Schiff mit rund 870 Passagieren und 764 Besatzungsmitgliedern am Vormittag persönlich im Hafen willkommen hieß. Nach "monatelanger Arbeit" könne diese Form des Tourismus, von dem besonders der Einzelhandel und die Gastronomie in Palma profitierten, nun endlich wiederbelebt werden, so der Minister.

Zugleich betonte der Sozialist, dass die Landesregierung an ihren Plänen festhalte, die Kreuzfahrtschifffahrt etwa über die Anzahl der gleichzeitig erlaubten Anläufe zu regulieren. Vor der Pandemie lagen im Hafen teilweise bis zu sechs Kreuzfahrschiffe gleichzeitig, und wahre Menschenströme ergossen sich über die historische Altstadt.

Für die Kritiker ist das ein Szenario, das sich auf keinen Fall wiederholen darf. Entsprechend scharf reagierten sie auf den offiziellen Empfang der "Mein Schiff 2" durch den Tourismusminister. "Wenn uns die Pandemie nicht gelehrt hat, dass uns die wirtschaftliche Abhängigkeit vom Tourismus in den Ruin treibt, dann haben wir nichts gelernt", sagte etwa Neus Truyol, Stadrätin des linksgrünen Koalitionspartner Més. Man könne nicht überholte Tourismusmodelle aufrecht erhalten und die Stadt für das Wohlergehen einiger weniger vermarkten. Auch die Umweltschutzorganisation Gob und der Dachverband der Nachbarschaftsvereinigungen von Palma kritisierten den feierlichen Empfang des Kreuzfahrtschiffs durch die Regierung.

Zumindest die knapp 900 Kreuzfahrtgäste von Donnerstag dürften tatsächlich nur wenig zur wirtschaftlichen Erholung der Balearen beigetragen haben. Abgesehen von einigen Hotelübernachtungen derjeniger, die in Palma das Schiff bestiegen, hatten die Kreuzfahrer praktisch keine Gelegenheit, Geld auf der Insel auszugeben. Während ihres Landausflugs in der Altstadt von Palma waren die Passagiere in einer sogenannten "bubble" (einer Blase) unterwegs, durften also lediglich als Gruppe durch die Stadt gehen. Ihnen war nur erlaubt, einige wenige Geschäfte und Lokale aufzusuchen, die zuvor mit mit der Reederei abgestimmt waren.

Die "Mein Schiff 2" war am Donnerstag aus Málaga auf die Insel gekommen, nachdem sie im Winterhalbjahr auf den Kanaren unterwegs war. Von Palma de Mallorca aus geht die Fahrt am späten Abend in Richtung Cartagena, Cádiz und Málaga, bevor es zurück nach Palma de Mallorca geht, von wo aus dann eine neue Reise beginnen kann. Die erste internationale Kreuzfahrt steht am 6. Juli an. /jk