"Mallorca ist schon voller Deutscher" - unter diesem Motto versuchen britische Reiseveranstalter dieser Tage, Druck auf die Regierung von Premierminister Boris Johnson aufzubauen, Reisen auf die Balearen doch schon vor dem 19. Juli zu erlauben. Die Unternehmen sehen ihre Felle davonschwimmen, weil nach derzeitigem Stand Reisen nach Spanien wohl kaum vor Anfang August aufgenommen werden.

Es ist unter anderem Steve Heapy, der CEO des Reiseveranstalters Jet2, der sich für eine getrennte Betrachtung der Balearen bei der britischen Covid-Ampel ausspricht. Die Balearen müssten grün gekennzeichnet werden, so seine auch von anderen Vertretern der Branche geteilte Forderung. Spanien wird von Großbritannien derzeit noch immer als Einheit mit Gelb bewertet. Das hat zur Folge, dass Urlauber mindestens drei PCR-Tests bezahlen müssen und nach ihrer Rückkehr in Quarantäne müssen.

Die Befürchtung: Wenn die Balearen ab Ende Juli dann vielleicht endlich als Reiseziel infrage kommen, könnten die Hotels bereits von deutschen und anderen Urlaubern belegt sein, und die Briten müssten höhere Preise zahlen. Derzeit ist der Anteil britischer Urlauber auf Mallorca tatsächlich aufgrund der Reisebeschränkungen minimal. Laut dem Flughafenbetreiber Aena kamen im Mai 5.813 Briten in 333 Flügen in Son Sant Joan an. Dem gegenüber standen 397.931 deutsche Passagiere in 3.336 Flügen.

Die Hoteliers auf der Insel hingegen wundern sich über die Kampagne der britischen Reiseveranstalter. Die Zielgebiete auf Mallorca seien klar verteilt, heißt es da. Im Klartext: Die Hotels in Magaluf oder Port d'Alcúdia werden sich nicht plötzlich mit Deutschen füllen. Diese Ziele haben deutsche Reiseveranstalter eher selten im Programm.

"Man ändert doch nicht in zwei Tagen die Zielgruppe eines Hotels", gibt auch Jaume Horrach zu bedenken, Präsident der Hoteliersvereinigung Alcúdia-Can Picafort. Man lasse den britischen Markt schon nicht im Stich. Das Hotelangebot sei groß genug, um auch den Briten noch freie Betten anzubieten, erklärt auch Ramón Hernández, Direktor bei den BlueBay Hotels.

Auch die Antwort der deutschen Reiseveranstalter ließ nicht lange auf sich warten. "Schön wär's", wenn sich die Insel mit Deutschen füllen würde, heißt es von einem der deutschen Big Player. Der Mai sei nicht nach den Erwartungen gelaufen. Im Moment gebe es mehr als genug Betten und Flüge, so auch ein Vertreter eines anderen Reiseveranstalters.

Das liegt auch daran, dass auf Mallorca immer mehr Hotels öffnen. Nach den aktuellen Zahlen der Hoteliersvereinigung FEHM waren zum Stichtag Freitag (18.6.) rund 63 Prozent der Häuser auf der Insel geöffnet - etwas mehr als acht Prozentpunkte mehr als vor Wochenfrist.

Insgesamt empfangen inzwischen 524 Hotels, die der FEHM angeschlossen sind, Gäste. Inzwischen sind alle Agroturismos geöffnet, auch in Sóller und S'Illot stehen mehr als 90 Prozent der Hotelbetten zur Verfügung. An der Playa de Palma sind es immerhin knapp über 70 Prozent. /jk