Seit Samstag (19.6.) sind die Corona-Regeln auf Mallorca und den anderen Balearen-Inseln gerade auch beim Nachtleben noch einmal deutlich gelockert worden. Etwas weniger locker geht es allerdings an der Playa de Palma zu. Für dieses Gebiet hat die Balearen-Regierung am Freitag (18.6.) strengere Regeln als für den Rest der Inseln erlassen. Der Grund sei, dass die überwiegende Zahl der Beschwerden in Bezug auf Nicht-Beachtung der Corona-Regeln aus diesem Gebiet stamme, heißt es von Seiten der Regierung.

Auf den ersten Blick sind die Änderungen wenig spektakulär. Die Lokale an der Playa de Palma dürfen wie auch anderswo auf Mallorca und den Nachbarinseln seit Samstag statt bis Mitternacht nun bis 2 Uhr morgens öffnen. In Innenräumen dürfen ebenso wie in allen anderen Etablissements auf den Inseln maximal sechs Personen an einem Tisch sitzen. Draußen sind an der Playa de Palma zehn Personen zugelassen, so wie anderswo in Bars auch.

Aber dann gibt es da noch zwei Einschränkungen, die es in sich haben, und vor allem die großen Partytempel, wie Bierkönig, Bamboleo oder den noch geschlossenen Megapark treffen. Die Zahl der Gäste im Innenraum wird auf 100 beschränkt, draußen sind maximal 200 Personen erlaubt. Und: Stehtische, wie sie etwa im Bierkönig oder im Bamboleo stehen, sind tabu. Hier werden ab sofort keine Getränke mehr serviert. Wie am Samstagvormittag zu hören war, ist man im Bierkönig und im Bamboleo bereits dabei, Bierbänke anzuschaffen - der ohnehin schon gedrosselte Betrieb dürfte so aufrechterhalten werden.

"Wir sind so weit vorbereitet und haben alle Bereiche in Betrieb und mit entsprechenden Sitzmöglichkeiten ausgestattet. Wir werden natürlich weiterhin alles tun, um uns an die Auflagen zu halten und gleichzeitig den Gästen wenigstens ein kleines Stück Bierkönig-Feeling liefern zu können", heißt es seitens des Bierkönigs.

Die Wiedereröffnung des Megaparks hingegen dürfte durch die neuen Auflagen unmöglich gemacht worden sein. Die riesige Anlage des ehedem einflussreichen, nunmehr in Ungnade gefallenen Nachtclub-Unternehmers Bartolomé "Tolo" Cursach fasst Tausende von Menschen - und kann auch nur bei größeren Besucherzahlen rentabel betrieben werden. Die Balearen-Regierung hat in den vergangenen Jahren immer wieder deutlich gemacht, dass sie den mit dem Partytourismus einhergehenden Krawall ein Ende setzen will. Der Megapark steht wie kein zweites Lokal auf der Insel für diese Art von Belustigung.

"Das ist eine Katastrophe, wie vertragen sich diese Auflagen mit der praktischen Duldung von Saufgelagen auf offener Straße- sei es an der Playa de Palma, an Palmas Stranpromenade oder in den Gewerbegebieten?", kommentiert ein einflussreicher Unternehmer gegenüber der MZ. "Man könnte meinen, dass die Politiker die Saufgelage zum Vorwand nehmen, um ihren Traum vom Qualitätstourismus durchzusetzen." Damit würden sie jedoch Hunderte Arbeitsplätze aufs Spiel setzen.

Eine Rolle spielt bei den Neuregelungen auch die Angst, dass Urlauber, in diesem Fall vor allem deutsche, für mehr Neuinfektionen auf der Insel sorgen könnten. Seit Mitte Februar befindet sich die Sieben-Tage-Inzidenz auf Mallorca beständig unter 35, ab Montag (21.6.) können deutsche Urlauber aus 14 Bundesländern allerdings ohne jeglichen Test nach Mallorca einreisen. Und wer abends mal an der Playa de Palma unterwegs war, der weiß, dass die Maskenpflicht, die nun am 26. Juni im Freien aufgehoben wird, für viele Urlauber ein Fremdwort ist.

Im Nachtleben wie in der Gastronomie gilt die Maskenpflicht auch am Platz. Die Maske darf nur zum Trinken oder Essen abgenommen werden und muss dann wieder aufgesetzt werden. In der Praxis halten sich nur wenige Menschen auf Mallorca daran. /jk/ck