Die Menschen auf der Straße werden die Auswirkungen des Barsterbens aufgrund der Pandemie auf Mallorca wohl weniger mitbekommen. Nach Schätzungen der Branchenverbände CAEB und Pimem werden auf der Insel zwischen 30 und 40 Prozent der Barbetreiber die Krise nicht überleben und ihre Läden aufgeben müssen. Die meisten der Etablissements dürften allerdings dennoch wieder öffnen - mit anderen Betreibern, die ihr Glück in der Gastronomie versuchen.

Bei CAEB spricht Präsident Alfonso Robledo davon, dass rund 20 Prozent der Barbetreiber bereits diesen Sommer nicht mehr öffnen, weitere zehn Prozent dürften zu Beginn des anstehenden Winters 2021/22 dazukommen, weil sie feststellen werden, dass die Einnahmen aus dem Sommer nicht genügend Reserven zulassen. Noch pessimistischer ist die Vorsitzende von Pimem-Restauración, Eugenia Cusí, die die Zahl der Barbetreiber, die aufgeben müssen, auf 40 Prozent schätzt.

Auch wenn viele Bars und Cafes unter neuer Führung weiterexistieren dürften - die Folgen für die Betreiber, die aufgeben müssen, sind dramatisch, warnen die Branchensprecher. Viele stehen vor einem Schuldenberg, auch weil sie bis zum Letzten versucht hätten, die Pleite zu verhindern, indem sie eigenes Vermögen in den Betrieb gesteckt hätten. Die anstehenden Insolvenzverfahren drohten die Gerichte zu kollabieren, warnt Cusí.

Die neuen Entspannungsschritte in den Corona, die Bars erlauben, bis 2 Uhr geöffnet zu bleiben, bringe zwar den Vorteil, dass mehr Gäste die Etablissements aufsuchten, allerdings gleichzeitig auch den Nachteil, dass insgesamt mehr Bars öffneten und diese härter um Kundschaft buhlen müssten, sagt Robledo. Zwar könnten viele Betreiber inzwischen mehr und mehr Angestellte aus der Kurzarbeit zurückholen, doch sollten die ERTE-Regelungen im September enden, wäre das für den Sektor "tödlich", warnt Robledo.

Die zu erwartende Fluktuation bei den Barbetreibern macht Robledo und Cusí auch noch in anderer Hinsicht Sorgen. So müssten viele alteingesessene Läden aufgeben, die traditionelle Spezialitäten von der Insel angeboten hatten und die einen hohen Servicestandard an den Tag gelegt hätten. Die Gefahr bestehe nun, dass zahlreiche dieser Bars nicht adäquat ersetzt würden, sondern von unerfahrenen Betreibern übernommen würden, was mittelfristig die Attraktivität der Gastronomie auf der Insel bedrohen könnte. /jk