Aufgrund zahlreicher Verstöße gegen die Corona-Restriktionen droht die Balearen-Regierung damit, die wichtigsten Partystraßen der Playa de Palma auf Mallorca - die sogenannte Bierstraße (Carrer Miquel Pellisa) und die sogenannte Schinkenstraße (Carrer Pare Bartomeu Salvà) wieder zu schließen. Einen ähnlichen Beschluss gab es bereits im Sommer 2020, nun werde diese Option wieder geprüft, berichtet die MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" am Mittwoch (23.6.) und beruft sich auf Quellen in der Balearen-Regierung.

Man sehe die "Trinkgelage" der vergangenen Tage, bei denen weder Abstand noch Maskenpflicht eingehalten werden, mit "großer Sorge", heißt es. Die an der Playa de Palma schon aus Vor-Corona-Zeiten geltenden Regeln verbieten den Alkoholkonsum auf offener Straße.

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Zudem gelten dort, wie am vergangenen Freitag (18.6.) beschlossen, seit Samstag Corona-Einschränkungen, die über die in anderen Teilen der Insel hinausgehen. So dürfen an der Playa de Palma draußen zwei Personen weniger an einem Tisch sitzen als anderswo auf der Insel (zehn statt zwölf Gäste). In den Lokalen sind Stehtische verboten. Vor allem aber: Die Anzahl der Gäste in den Innenräumen ist auf maximal 100 Personen begrenzt, draußen dürfen es 200 sein. Das macht die Wiedereröffnung der größten Partyhalle, des Megaparks unrentabel.

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Bereits am Freitag haben man innerhalb der Regierung erwogen, die Bars und Restaurants der Party-Straßen zu schließen. Man habe sich aber zunächst darauf geeinigt, die Restriktionen zu verschärfen, zitiert der "Diario" eine Quelle in der Landesregierung. Sollte dies keine Besserung bringen, werde man die Schließung erneut erwägen müssen.

Nach bald anderthalb Jahren Pandemie ausgiebig und auf offener Straße gefeiert wird auf Mallorca nicht nur am Ballermann, sondern auch anderswo. Seit dem Wegfall der Ausgangssperre kommt es auch etwa im Szeneviertel Santa Catalina sowie in den Gewerbegebieten von Palma de Mallorca zu Menschenansammlungen und Trinkgelagen. Zudem sind die Party-Freunde keineswegs nur deutsche Urlauber. Sorge bereiteten in den vergangenen Tagen auch spanische Schüler auf Abschlussfahrt. Teilweise feiern auch sie, ebenso wie etwa holländische Urlauber, an der Playa de Palma.

In der Vergangenheit haben die Bilder von unbesorgt feiernden Menschen an der Playa de Palma auch über Mallorca hinaus für Unmut gesorgt. Die im Juli 2020 durchgeführte Schließung war nicht zuletzt auf direkten Druck der Bundesregierung auf die spanische Regierung beschlossen worden. Die balearische Justiz entschied, dass die Schließung rechtmäßig war.

Auf Mallorca wächst der Druck laut "Diario de Mallorca" auch innerhalb der Gewerkschaften und der Unternehmerverbände. Unter den Gastronomen befürchtet man, dass man die unter schweren Opfern erreichte niedrige Inzidenz leicht wieder verspielen könnte, wenn es in einzelnen Straßen zu unkontrollierten Trinkgelagen komme. Die Gewerkschaften fürchten um die Arbeitsplätze, sollte es aufgrund dieser Vorfälle erneut zu einem Lockdown kommen. /tg/ck

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