Vor allem die Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf der Insel wollen von der Pandemie nichts mehr wissen. Nicht nur in den Gewerbegebieten von Palma treffen sie sich vor allem am Wochenende zu Trinkgelagen. Auch das Bergdorf Deià kämpft seit einigen Wochen gegen botellones mitten im Zentrum an. Wolfgang Dumpfhart beklagt gegenüber der MZ besonders die Zustände rund um eine Bar an der Hauptstraße. Seit diese Anfang Juni unter neuer Führung wieder geöffnet hat, würden sich Nacht für Nacht Dutzende junger Menschen betrinken und auch Drogen zu sich nehmen. „Die Bar war jahrelang ein Treffpunkt für die Einheimischen. Aber jetzt haben sich Betreiber und Klientel geändert, und es wird nachts Party gemacht. Ohne Masken und Abstand natürlich“, berichtet Dumpfhart, der bereits seit 25 Jahren in Deià sein Restaurant betreibt und in dieser Zeit immer die Stille des Ortes schätzte.

Jetzt ist es damit vorbei. „Es ist unerträglich, wenn man um 4 Uhr morgens das dritte Mal aufstehen muss, weil der Lärm einen nicht schlafen lässt“, schimpft der Restaurant-Betreiber. Und es seien bei Weitem nicht nur die Jugendlichen des Ortes, die da feierten. „Die Leute kommen aus Palma zu uns, dazu gesellen sich auch noch Urlauber.“ Weil sich die Bar Sa Fonda, eigentlich Anlaufstelle für Nachtschwärmer im Ort, an die Restriktionen halte und deshalb stets Gäste draußen bleiben müssten, stiegen viele nun auf andere Lokale um, sagt Dumpfhart. Am Morgen danach liege der Müll und Dreck auf der Straße.

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Die Behörden sind machtlos, wie Bürgermeister Lluís Apesteguia der MZ klagt. Er spricht von mehreren Orten in Deià, an denen sich das Partyvolk inzwischen treffe. Das grundlegende Problem von Deià, wie auch vieler anderer Gemeinden auf Mallorca, ist der Mangel an Polizisten. Und das spüre man in Zeiten der Pandemie noch stärker als vorher, weil ein „gewisser Party-Tourismus“ auf der Insel eingesetzt habe. Die Feierwütigen wissen offensichtlich sehr genau, wo sie nachts ungestört Party machen können, weil Einsatzkräfte fehlen. „Wir haben in Deià einen Ortspolizisten – tagsüber“, sagt der Politiker der Regionalpartei Més. Nachts gebe es keinerlei Beamte. Und erst recht nicht, wenn der Ortspolizist mal einen freien Tag habe. Dann müssten bei Einsätzen die Kollegen der Guardia Civil entweder aus Esporles, Sóller oder Marratxí nach Deià kommen. „Das machen sie ja, aber es kann dauern, weil nachts in der gesamten Tramuntana nur zwei Beamte der Guardia Civil im Dienst sind“, erklärt Apesteguia.

Und die könnten dann meist auch wenig ausrichten. Sie nehmen die Ruhestörung auf, mehr aber auch nicht. „Um etwa dem Betreiber einer Bar zumindest eine Zeit lang die Lizenz zu entziehen, bräuchten wir selbst einen Polizisten, der regelmäßig Anzeigen ausstellt, sodass wir irgendwann genügend in der Hand haben“, sagt der Bürgermeister, der von zahlreichen Amtskollegen auf der Insel weiß, denen es ähnlich gehe. „Wir haben das Geld und den Willen, weitere Polizisten einzustellen.“ Doch dafür müssten zunächst die übergeordneten Institutionen den Rathäusern mehr Stellen genehmigen. Gemeinsam mit den Amtskollegen werde er weiter Druck machen.