Angesichts des anhaltenden Stroms irregulärer Migranten aus Nordafrika, die an der balearischen Küste anlanden, wird die Notwendigkeit eines provisorischen Auffanglagers auf der Insel immer offensichtlicher. Zwischen Montagabend und Dienstagmorgen (20.7.) gelangten laut Informationen der Vertretung der Zentralregierung auf den Inseln acht Boote mit insgesamt 103 Migranten, darunter zwei Frauen, bis nach Mallorca und Formentera. Seit Jahresbeginn wurden somit 36 Boote mit insgesamt 505 Insassen entdeckt.

Zwar werden Boatpeople in der Regel aufs Festland überstellt, von wo sie in ihre Heimatländer abgeschoben werden sollen. Da sie aber zunächst einen Corona-Test absolvieren und dann gegebenenfalls Quarantäne einhalten müssen, wussten die Behörden auf Mallorca in den vergangenen Wochen mehrfach nicht mehr wohin mit den Migranten. Die Nationalpolizei hat deswegen die Errichtung eines provisorischen Auffanglagers beantragt, in dem sich die Migranten „maximal 72 Stunden“ aufhalten sollen, bis Papiere und Gesundheitszustand der Menschen geprüft sind.

Die Nationalpolizei bestätigte die Pläne vergangene Woche in einer Pressemitteilung, nachdem die Debatte um das Auffanglager bereits losgebrochen war. Als die Zeitung „Última Hora“ berichtete, dass Palmas Stadtverwaltung ein Grundstück bei s’Aranjassa im Hinterland der Playa de Palma für ein Zentrum herrichte, sprach die oppositionelle Volkspartei von „Heimlichtuerei“, die rechtsradikale Partei Vox von einem „Camp illegaler Immigranten“, Anwohner bezeichneten das Gelände an der Kläranlage als ungeeignet, es handle sich um Überschwemmungsgebiet, wo regelmäßig Mückenplagen drohten.

Auch im linken Lager gab es Kritik, Vertreter von Més und Podemos kritisierten den Standort als unwürdig für die Unterbringung von Menschen, die vor Krieg, Armut und Hunger flöhen. Besser wäre die ehemalige Kaserne Son Busquets im Norden von Palma oder ein Covid-Hotel. Die beiden Juniorpartner im Linksbündnis in Palma waren offenbar ebenfalls nicht von den regierenden Sozialisten über die Pläne informiert worden.

Im Rathaus der Balearen-Hauptstadt dagegen wird auf ein Provisorium in Container-Bauweise verwiesen, das nur im Fall einer massiven Ankunft von Bootsflüchtlingen zum Einsatz kommen solle. In solchen Fällen seien die Einrichtungen im Hafen nicht ausreichend, zumal jetzt wieder Kreuzfahrtschiffe einträfen. Es handle sich um kein permanentes Zentrum. Inzwischen wurde bekannt, dass das Grundstück den Stadtwerken Emaya gehört. Bislang sei es lediglich hergerichtet worden, heißt es dort. Da es sich bei den Containern nicht um eine Bebauung im eigentlichen Sinne handle, sei auch keine gesonderte Baugenehmigung für die punktuelle Nutzung durch die Nationalpolizei nötig.

Die Delegierte der Zentralregierung auf den Balearen, in deren Zuständigkeit die Flüchtlingsfragen fallen, äußerte sich unbestimmt. Das Gelände bei s’Aranjassa sei die „letzte Option“, nachdem man alle Möglichkeiten ausgelotet habe, so Aina Calvo. Man sei offen für andere Lösungen. Es gehe darum, sich um Migranten zu kümmern, „nicht um Kriminelle, Vergewaltiger, Islamisten oder Terroristen“. Bei der Nationalpolizei wurde zudem betont, dass zwar die Zahl der Bootsmigranten zugenommen habe, Mallorca aber nicht wie beispielsweise die Kanaren auf einer fixen Flüchtlingsroute liege.