Die gute Nachricht: Das exponentielle Wachstum der Zahl der Corona-Neuinfektionen auf den Balearen scheint vorerst gestoppt. Dafür spricht auch das stetige Absinken des R-Werts. Der liegt trotz der vorherrschenden äußerst ansteckenden Delta-Variante inzwischen bei 1,17 und damit nur noch geringfügig über 1. Die schlechte Nachricht: Die Zahlen sinken – noch – nicht. Die Positivrate der Tests liegt im Wochenschnitt bei erschreckenden 13 Prozent. Gleichzeitig steigt die Zahl derjenigen, die aufgrund einer Covid-19-Erkrankung in die Klinik müssen. Zusätzlich wurden innerhalb von einer Woche auf den Inseln weitere neun Covid-19-Todesfälle dokumentiert. Somit sind nun 857 Menschen seit Ausbruch der Pandemie am oder mit dem Virus gestorben.

Am Mittwoch (28.7.) meldete das balearische Gesundheitsministerium 860 neue positive Corona-Tests auf den Inseln in den vergangenen 24 Stunden. Das waren fast 100 mehr als am Mittwoch zuvor. Auch die Inzidenz steigt nach wie vor weiter an. Am Mittwoch lag die 7-Tage-Inzidenz auf Mallorca bei 388,2, balearenweit erreichte sie 442,5.

Hunderte Neuinfektionen täglich lassen trotz Fortschreiten der Impfungen unweigerlich die Zahl der Krankenhauseinlieferungen wieder steigen. Inzwischen liegen auf den Stationen der Insel-Krankenhäuser 298 Covid-Patienten. Das sind 68 mehr als vor Wochenfrist. 53 von ihnen sind so schwer erkrankt, dass sie auf der Intensivstation betreut werden müssen, 21 mehr als am Mittwoch zuvor. Rund 85 Prozent von ihnen sind gar nicht oder unvollständig geimpft. Innerhalb von einer Woche stieg die Zahl der Krankenhauseinweisungen um 90 Prozent. Der Höchststand an Patienten ist unterdessen noch nicht erreicht, wie die balearische Gesundheitsministerin Patricia Gómez vorwegnahm. Sie erwartet den Höhepunkt der Krankenhausaufenthalte in der fünften Welle für Mitte August.

Wie aus dem Landeskrankenhaus von Son Espases berichtet wird, liegen dort mittlerweile fünf Männer unter 41 Jahren mit Covid-19 auf der Intensivstation. Einer ist 30 Jahre alt, drei sind 31 Jahre alt und einer ist 40 Jahre alt. Ob sie geimpft sind, wurde laut dem "Diario de Mallorca" nicht bekannt. 26 Covid-19-Patienten liegen in Son Espases auf der Intensivstation. Die meisten davon sind Männer, viele zwischen 50 und 60 Jahre alt. Der älteste Patient ist 73. Darüber hinaus liegen 34 weitere Patienten mit anderen Pathologien auf der Intensivstation. Die Lage im größten Krankenhaus der Balearen ist damit erneut angespannt. Die Leitung der Klinik bat darum, künftige Intensivpatienten in andere Krankenhäuser zu bringen.

Inzwischen breitet sich das Virus auch wieder in den Seniorenheimen aus, die nach den Impfungen im Frühling monatelang keinen positiven Corona-Test verzeichneten. Derzeit sind 64 Bewohner und 48 Angestellte mit dem Virus infiziert. Hinzu kommen 117 Angestellte im Gesundheitsbereich.

Und all das, obwohl die Impfkampagne gute Fortschritte macht. 71,3 Prozent der Balearen-Bewohner ab zwölf Jahren haben bereits eine Spritze erhalten, bei 60,4 Prozent ist die Impfung abgeschlossen. In Deutschland sind 61,1 Prozent der Gesamtbevölkerung einfach geimpft, 50,2 Prozent doppelt.

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Bisher gibt es noch keine Anzeichen für eine Impfmüdigkeit auf den Balearen. Eher im Gegenteil: Als die Gesundheitsbehörde am Freitag (23.7.) erstmals Impftermine für 12- bis 15-Jährige vergab, fanden sich gleich über hundert junge Leute ein. Auch viele 16- bis 29-Jährige haben bereits Impftermine vereinbart.

Sie sind es auch, die sich derzeit vor allem mit dem Virus infizieren. Die Polizei kämpft inzwischen mit Drohnenüberwachung gegen die gefürchteten Trinkgelage an, obwohl nächtliche Treffen laut den neuen Beschränkungen von 1 bis 6 Uhr verboten sind, an der Playa de Palma aber weiterhin Probleme bereiten. Bevor man über weitere Restriktionen entscheide, wolle man die Wirksamkeit der gerade erst beschlossenen abwarten, heißt es in der Landesregierung.