Hat die konservative Volkspartei PP Ende Juli mit Steuergeldern zahlreiche Abgeordnete zum regionalen Parteitag nach Palma einfliegen lassen, bei dem die neue Balearen-Vorsitzende Marga Prohens gekürt wurde? Es sieht danach aus, denn drei der insgesamt 20 Parteimitglieder, die dem ungewöhnlich umfangreichen Tross angehörten, haben bereits eingeräumt, dass sie ihre Flugtickets aus Mitteln des spanischen Parlaments bezahlt haben.

Das ist nicht verboten, aber der Verdacht, dass bei der „Klassenfahrt“, wie es spanische Medien nannten, nicht alles nach höchsten ethischen Standards zuging, liegt nahe, zumal einer der Beteiligten einen Tag vor dem Kongress bereits ein Instagram-Foto im Kreise seiner Familie auf Mallorca postete. Und außerdem: 20 Abgeordnete braucht es eigentlich nicht für einen regionalen Parteitag. Angeführt hatten die Delegation der Parteivorsitzende Pablo Casado, Generalsekretär Teodoro García Egea und der Schatzmeister der Partei, Sebastián González. Die restlichen 13 Teilnehmer waren gewöhnliche Abgeordnete aus den verschiedensten Regionen des Landes.

Trotz der Kritik der anderen Parteien und der Medien stellt die PP auf Durchzug. Zum einen ließ die Partei aus dem Sitz in Madrid verlauten, dass man nicht gewillt sei, weitere Details zur Bezahlung der Reisen bekannt zu geben. Denn Casado sowie die anderen Teilnehmer der Gruppe hätten ja eindeutig einer politischen Veranstaltung beigewohnt.

Zum anderen nahm die Vize-Vorsitzende der Partei auf den Balearen, Sandra Fernández, ihre Parteikollegen in Schutz und erklärte die große Zahl der Abgeordneten damit, dass sie die „Realität der Insel“ kennenlernen wollten. Das sei im Übrigen bitter nötig, denn schließlich ignoriere der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez die Inseln ja komplett.

Pablo Casado unterdessen wagte sich gleich noch einmal auf die Insel – diesmal aber vermutlich rein privat. Er machte Anfang der Woche gemeinsam mit seiner Frau ein paar Tage Urlaub auf Mallorca und ließ sich von der neuen Balearen-Chefin durch Palmas schöne Innenstadt führen.