Franz Kraus, Unternehmer "Fet a Sóller"

Welche Partei? Ich habe diesmal die Grünen gewählt.

Warum? Die Kompetenzen in Fragen der Klimapolitik haben den Ausschlag gegeben. Ich finde die Wahlen diesmal sehr spannend, weil wir uns in einem gesellschaftlichen Umbruch befinden, vergleichbar mit der Erfindung der Dampfmaschine. Der Klimawandel stellt uns vor enorme Herausforderungen, und wenn wir einen Schritt vorwärtsgehen wollen, müssen wir erst einmal zwei zurückgehen. Den Bruch mit der Zeit, der jetzt nötig ist, können nur Menschen mit Zukunftsvision leisten.

Natürlich haben die Klimaschutzaktivisten schon recht, wenn sie sagen, dass auch die Grünen zu wenig ambitioniert in dieser Frage sind. Aber es muss ja jemand Entscheidungen treffen, und Entscheidungsträger haben es nun einmal immer schwieriger als Leute, die einfach ihre Meinung äußern können. Die Union mit Armin Laschet wird deshalb auch abgestraft werden, Laschet tut für das Klima nur das, was ohnehin unausweichlich ist. Und eigentlich sind ja die Grünen die wahren Konservativen, denn conservare bedeutet ja bewahren. Die Grünen sind in diesem Sinne eine große Bewahrerpartei.

Das Personal: Die Grünen werden nicht stärkste Kraft, weil Annalena Baerbock noch nicht die Ausstrahlung einer Bundeskanzlerin hat. Ich halte Baerbock diesmal für die falsche Kandidatin bei den Grünen, weil sie noch nicht die innere Ruhe gefunden hat, die Robert Habeck besitzt. Auch Armin Laschet ist für die Union der falsche Kandidat. Er ist ja wie ich Rheinländer, ein netter Kerl, aber in den Fahrwassern der internationalen Politik ist er nicht der Richtige. Olaf Scholz dagegen hat schon das merkelsche Handzeichen gelernt und ist auch sonst der reifste Kandidat.

Wer macht am Ende das Rennen? Für mich steht ganz klar fest, dass es zu einer Koalition aus SPD, Grünen und der FDP kommen wird mit der SPD als stärkster Kraft. Die FDP wird sich nicht noch einmal die Blöße geben und eine Regierungsbeteiligung in einer Koalition an sich vorüberziehen lassen. Christian Lindner ist ja deutlich seriöser geworden, auch wenn für ihn noch immer alles der Markt regelt. Aber da irrt er nun einmal.

Jennifer Morisse, Office-Managerin

Welche Partei? Ich bin gerade mit der Briefwahl beschäftigt und wähle mit der Erststimme die Freien Wähler und mit der Zweitstimme die FDP.

Warum? Ich finde die FDP derzeit am überzeugendsten von allen Parteien. Mit der Regierungspolitik bin ich nicht zufrieden, das läuft nicht besonders gut. Statt aber immer zu meckern und nichts zu tun, wie das viele in meinem Umfeld auch in Deutschland tun, habe ich das erste Mal seit 14 Jahren, die ich nun auf der Insel lebe, Briefwahl beantragt. Die FDP setzt sich für einige Themenbereiche ein, die mir wichtig sind, wie etwa die Bildung, Steuerpolitik oder die Energiewende und auch die Digitalisierung. Was die Bildung angeht, finde ich es gut, dass die FDP zwar prinzipiell die Anliegen von Fridays for Future unterstützt, aber kritisiert, dass die Schüler sich dafür den Freitag freinehmen. Der Schultag fehlt ihnen dann doch. Bei der Steuerpolitik arbeitet die FDP auf Entlastungen für Selbstständige und Firmen hin. Viele Familienmitglieder in Deutschland sind selbstständig, und sie beklagen sich ständig über zu hohe Belastungen oder auch viele bürokratische Dinge, die nicht funktionieren. Und was die Energiewende angeht, halte ich es für einen Fehler, nur auf Elektroantriebe zu setzen, die ja teilweise alles andere als sauber sind. Die FDP will deswegen auch den Wasserstoff stark miteinbeziehen.

Das Personal: Ich habe mich vor allem mit Christian Lindner auseinandergesetzt, den ich überzeugend finde. Bei den Grünen haben manche sehr gute Ideen, andere eher abenteuerliche. Annalena Baerbock halte ich für keine geeignete Kanzlerkandidatin. Sie steht wegen Plagiatsvorwürfen in der Kritik, widerspricht sich häufig. Olaf Scholz war in die Wirecard-Affäre verstrickt und ist deshalb nicht seriös. Und Armin Laschet hat wenig eigenes Profil. Von ihm bekommt man wenig mit. Ich finde es schade, dass Markus Söder nicht Kanzlerkandidat der Union geworden ist.

Wer macht am Ende das Rennen? Ich rechne mit einem Sieg der Union. Auch die Grünen werden sehr stark. Gewinnt die Union, ist die FDP ja beinahe automatisch mit in der Regierung. Dann wird man sehen, ob es zu einer Mehrheit reicht. Die AfD scheidet als Partner aus.

Rudi Neuland, Galerist

Welche Partei? Ich bin seit 50 Jahren SPD-Mitglied und auch diesmal überzeugter SPD-Wähler gewesen.

Warum? Die Partei setzt sich wie keine andere für den sozialen Bereich ein. Sie bekämpft die soziale Ungerechtigkeit, was gerade in unseren Tagen wichtig ist. Denn man sieht, dass sich das Kapital in eine Richtung bewegt. Die einen können vor Reichtum kaum laufen, die anderen müssen drei Jobs machen und können dann doch kein Geburtstagsgeschenk für ihre Kinder kaufen. Speziell auf Mallorca sieht man diesen krassen Gegensatz ja sehr deutlich. Ich finde, Armut in einem reichen Land – das geht nicht. Die SPD packt die wichtigen Fragen an: Mindestlohn, Digitalisierung, Entbürokratisierung, aber auch das große Thema Umwelt und Klima. Bei der CDU weiß man, dass die Lobbyisten der Großindustrie einen enormen Einfluss haben. Deswegen haben wir im sozialen Bereich jetzt lange Jahre Stillstand gehabt. Das wenige, was in dieser Zeit voranging, ist der SPD geschuldet.

Thema Wirecard: Das ist ein Beispiel dafür, dass im Wahlkampf vor allem Fehler der politischen Gegner herausgeholt werden. Das Finanzministerium ist eine Riesenbehörde, und im Endeffekt ist Angela Merkel die Gesamtverantwortliche. Sie hat sogar für Wirecard geworben.

Holt die SPD die meisten Stimmen? Was vor ein paar Monaten noch ein veritables Wunder gewesen wäre, zeichnet sich ja inzwischen doch ab: Die SPD kann stärkste Kraft werden und könnte den Kanzler stellen. Ich bin nicht auf Olaf Scholz festgelegt, es geht mir eher ums Große und Ganze. Ich finde, die SPD macht einen guten Wahlkampf, und auch beim TV-Triell am Sonntag lag Scholz wieder vorn.

Welche Koalition wird es am Ende? Am ehesten könnte ich mir Rot-Grün-Rot vorstellen. Was die Grünen wollen, finde ich auch okay, das war ja ehemals auch SPD. Und die Linken muss man mal entdämonisieren. Die Leute in der Partei reden ja auch keinen Blödsinn. Und in Koalitionsgesprächen müssen sie viele ihrer Positionen ja wieder zurücknehmen. Gerade ihre außenpolitischen Ideen werden nicht zum Tragen kommen. Mit der FDP ist nicht gut regieren. Christian Lindner ist ein Quertreiber, der will als schwächste Fraktion sofort den Posten des Finanzministers.

Günter D., Rentner

Welche Partei? Ich habe die vergangenen drei Bundestagswahlen nicht gewählt und werde diesmal für die AfD stimmen. Damit meine Briefwahlunterlagen nicht auf dem Weg nach Deutschland verloren gehen können, fliege ich mit meiner Partnerin zur Wahl nach Deutschland.

Warum die AfD? Ich gebe der AfD meine Stimme, weil sie mich in der Opposition überzeugt hat. Das Problem in Deutschland ist, dass es außerhalb der AfD nur eine, wie ich sie nenne, undemokratische Einheitspartei Deutschlands gibt. Die Regierung hat sich die meisten Parteien der Opposition gefügig gemacht. Die AfD hat in den Reden im Bundestag, von denen ich die meisten verfolgt habe, vernünftige Einstellungen an den Tag gelegt, die nichts mit Rechtsradikalismus zu tun haben.

Warum kamen die anderen Parteien nicht infrage? Früher war ich ein typischer Wechselwähler, ich habe mal Brandt gewählt, war dann ein begeisterter Kohl-Anhänger. Ich hätte beispielsweise den Afghanistan-Krieg nicht angefangen, das habe ich im Prinzip mit den Grünen gemein. Aber die Grünen haben nicht zu ihren Versprechen gestanden, sondern den Krieg in Afghanistan unterstützt oder Atom-Endlager zumindest mitgenehmigt. Das ist ein allgemeines Dilemma: Alles, was in letzter Zeit an Versprechen gemacht wurde, wurde nicht gehalten. Und immer wurde die Schuld auf den jeweils anderen geschoben.

Wie können Sie mit den radikalen Positionen innerhalb der AfD leben? Ich habe bei der AfD nichts gefunden, was man nicht unterstützen kann. Es gibt vielleicht zwei, drei Aussagen von Parteimitgliedern, die so nicht gehen. Schließlich gibt es in jeder Partei ein paar Idioten. Aber die Presse hält ja den Leuten jahrelang etwas vor, selbst wenn sie sich entschuldigt oder davon distanziert haben.

Hat die Corona-Politik Einfluss auf Ihre Wahlentscheidung? Nein. Aber das, was sich die Politik durch Corona leistete, hat viele Dinge aufgezeigt, die schieflaufen, etwa wenn man als gesunder Mensch angeblich als Schutzmaßnahme eingesperrt wird. Auch, dass Kinder monatelang nicht in die Schule gehen, darf nicht sein. Sie werden dadurch dümmer, aber schließlich braucht man dumme Leute, die die Großkonzerne unterstützen und ihre ungesunden Lebensmittel kaufen.

Peter Pietsch, Anwalt 

Welche Partei? Die Zweitstimme bekommt diesmal die Linke. Es ist das erste Mal, dass ich diese Partei wählen werde.

Warum? Vor allem überzeugt mich die Friedenspolitik. Ist es vernünftig, 47 Milliarden Euro imJahr für die Bundeswehr auszugeben? Ich denke nicht. Ein weiterer Punkt:Die deutschen Waffenexporte ins Ausland müssen verboten werden. Es kann doch nicht sein, dass Deutschland viertgrößter Waffenexporteur der Welt ist und sich dann wundert, dass es Konflikte und daraus resultierend Migranten gibt. Ich bin kein Pazifist, habe aber pazifistische Neigungen und habe nie verstanden, warum Deutschland am Hindukusch verteidigt werden muss, wenn die Bundeswehr doch die Aufgabe hat, Deutschland zu verteidigen. Und da könnte man sie dann auch abschaffen, denn wer in Europa greift denn Deutschland an? Selbst wenn die Nato wegfallen würde, hätte ich damit kein Problem. Außerdem hat die Linke völlig recht, wenn sie Großverdiener stärker besteuern möchte. Das Kapital ist in der Hand von wenigen Menschen und Gruppen.

Wer macht das Rennen? Ich gehe davon aus, dass SPDund Grüne in eine Regierungskoalition gehen. Wer dann der dritte Partner wird, ist offen. Dass Olaf Scholz mit der Linken regieren würde, glaube ich nicht. Ich fände eine Wende wichtig, wir brauchen frischen Wind in Deutschland. Aber selbst wenn die Linke in der Opposition bleibt, gibt es einen Schub für das Land. 

Haben Sie kein Problem mit der SED-Vergangenheit der Linken? Wir leben alle mit unserer Vergangenheit, aber es geht doch darum, was in Zukunft geschieht. 

Gerlinde Weininger, Gastronomin

Welche Partei? Ich habe eigentlich mein ganzes Leben lang die Union gewählt und werde das auch dieses Mal tun. Da ich aus der Oberpfalz stamme, wird es demzufolge die CSU sein.

Warum die Union? Mit der CDU/CSU ist es Deutschland die vergangenen 16 Jahre gut gegangen. Und das ist auch wichtig für uns, die wir auf Mallorca leben. Wenn die Menschen in Deutschland Arbeit haben, kommen sie in den Urlaub nach Mallorca. Als Selbstständige habe ich das Gefühl, dass die Union mehr für Firmen und Selbstständige tut als andere Parteien.Und auch der Umweltschutz und die Klimapolitik kommen inzwischen prominent vor, was mir sehr wichtig ist. 

Das Personal: Wahrscheinlich wäre die Union mit Markus Söder als Kanzlerkandidat besser gefahren. Die Menschen fühlen sich eher Politikern zugewandt, die eine klare und deutliche Sprache sprechen und auch eine gewisse Sympathie wecken. Söder ist ein konsequenter Typ, und manchmal muss man das eben sein. Seine harten Corona-Maßnahmen in Bayern waren gerechtfertigt. Er hätte die Kanzlerkandidatur gut durchgezogen, denke ich. Annalena Baerbock und Olaf Scholz haben aus meiner Sicht teilweise zu radikale und utopische Vorstellungen, wenn sie zu sehr von links kommen.

Wer macht das Rennen? Ich glaube, die Grünen fahren ein sehr gutes Ergebnis ein. Andererseits gibt es auch viele Menschen, die den Grünen misstrauen, weil sie Firmen eher Steine in den Weg legen und somit Arbeitsplätze gefährden. Als Koalition wäre mir ein Bündnis aus CDU/CSU, der FDP und den Grünen am liebsten.