Der am 8. Dezember wegen mutmaßlichen Betrugs in mehreren Fällen in Stuttgart festgenommene deutsche Mallorca-Makler war bereits wegen Betrugs in Deutschland vorbestraft. Das hat auf MZ-Anfrage eine Sprecherin der Staatsanwalt Stuttgart bestätigt. Die Ermittlungen dauern zurzeit noch an. Der Beschuldigte sitzt wegen dringenden Tatverdachts in der JVA Stammheim, normalerweise folgt darauf eine Anklage.

Gegen den 37-Jährigen, der systematisch Anzahlungen für Immobilien einbehalten haben soll, die letztlich gar nicht zum Verkauf standen (MZ berichtete), wird auch auf Mallorca ermittelt. Ob spanische oder deutsche Gerichte sich des Falls annehmen, muss sich noch herausstellen.

Zumindest in der Anfangsphase seines im September 2019 gemeinsam mit seiner Frau gegründeten Unternehmens arbeitete der Beschuldigte zudem mit einem weiteren Makler zusammen, der bereits zuvor verbrannte Erde hinterlassen hatte: H. L. hatte wegen unsauberer Machenschaften bereits im Jahr 2010 sein Immobilienunternehmen im Südwesten der Insel schließen müssen. Bei dem Beschuldigte übernahm er für einige Monate die Position des Vertriebsdirektors.

Der auch dank kräftiger Werbung bekannt gewordene Makler unterhielt Büros in Puerto Portals und Port d’Andratx. Beide sind inzwischen geschlossen, das Immobilienunternehmen hat MZ-Informationen zufolge Insolvenz angemeldet. An die zwölf Mitarbeiter haben kurz vor Weihnachten ihren Job verloren, sie müssen nun versuchen, über Anwälte Entschädigungen und ausstehende Provisionen zu erstreiten.

Die Frau des Beschuldigten, die als Geschäftsführerin des Unternehmens firmierte, hat laut mehreren Gesprächspartnern inzwischen mit den beiden Kindern die Insel verlassen. Bei einem Anruf der MZ, um dies zu bestätigen, legte sie auf. Auch gegen sie ist in Deutschland und Spanien Anzeige erstattet worden. Sowohl die Mitarbeiter als auch die Frau haben Dritten gegenüber angegeben, nichts von den mutmaßlich betrügerischen Machenschaften des Mallorca-Maklers gewusst zu haben.

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Auch ehemalige Kunden berichten von einem überaus zuvorkommenden und auf den ersten Blick überzeugenden Auftreten des 37-Jährigen, der mit Mallorca-Immobilien im Wert von teils mehreren Millionen Euro handelte. Eine wichtige Rolle spielte dabei die demonstrative Zurschaustellung seines eigenen Reichtums. Der Beschuldigte lud nicht nur gern in sein Haus im Villenviertel Bendinat, sondern fuhr auch stets mit luxuriösen Autos vor: Mal war es ein Mercedes G-Klasse, mal ein Porsche, mal ein Range Rover, mal ein Ferrari, den er allerdings eigenem Bekunden zufolge nur selten nutzte („zu laut“). Sowohl die Villa als auch Autos waren wohl nur gemietet, die dafür fälligen Zahlungen könnten den Immobilienunternehmer leicht in Schwierigkeiten gebracht haben.

Bislang bekannt ist ein gutes Dutzend Geschädigter. Ein Betroffener vermutet, dass es noch wesentlich mehr sein können. Nicht alle trauen sich als Betrugsopfer an die Öffentlichkeit. Die Schadenssumme könnte bei weit über zehn Millionen Euro liegen.