Omikron hat Mallorca ebenso wie ganz Spanien fest im Griff. Die neue Variante des Coronavirus ist inzwischen für mehr als 80 Prozent der Infektionen zuständig. Und weil die Mutation derart ansteckend ist, werden zurzeit täglich neue Rekordwerte bei den Infizierten erreicht. Gab es rund um den Jahreswechsel noch um die 2.000 registrierte Neuinfektionen täglich, ist diese Zahl inzwischen auf über das Doppelte gestiegen. Am Donnerstag (6.1.) meldete die balearische Gesundheitsbehörde 4.934 positive Corona-Tests in den zurückliegenden 24 Stunden. Zwischen einem Drittel und einem Viertel aller Tests fallen positiv aus.

Höhepunkt der Welle zu den Patronatsfesten

Und die Zahlen dürften auch in absehbarer Zeit nicht schnell fallen, denn der R-Wert liegt derzeit im Wochendurchschnitt bei 1,4. Das bedeutet, dass das Virus sich schnell ausbreitet. Experten gehen davon aus, dass der Höhepunkt der sechsten Welle in der dritten Januarwoche erreicht wird, genau dann, wenn die Patronatsfeste Sant Antoni (17. Januar) und Sant Sebastià (20. Januar) anstehen. Viele Gemeinden haben ihre offiziellen Feierlichkeiten bereits abgesagt. Dennoch darf man davon ausgehen, dass viele Menschen zusammenkommen und etwa gemeinsam grillen.

Gute Nachrichten gibt es (noch) von der Krankenhausfront. Omikron ist zwar deutlich ansteckender als Delta, aber möglicherweise weniger gefährlich. Ausgehend von den Daten am Dienstag (4.1.) landen derzeit auf den Inseln nur noch 0,2 Prozent der Infizierten auf der Intensivstation. Zur fünften Welle waren es 1,2 Prozent, und der Vergleich mit der ersten Welle, als noch lange keine Impfung in Sicht war, fällt noch viel deutlicher aus: Damals mussten 16,2 Prozent aller Infizierten auf die Intensivstation, wobei die Dunkelziffer der Infizierten damals deutlich höher gewesen sein dürfte. Und so liegen in den Krankenhäusern der Balearen Stand Mittwoch (5.1.) 263 Covid-19-Patienten, nach 284 am Vortag. Gestiegen ist die Zahl der Intensivpatienten. Waren es vor Wochenfrist noch 57 Erkrankte, sind es nun 72. Die Zahl der Toten stieg innerhalb von sieben Tagen um vier auf nun 1.072 an.

Stress in Gesundheitszentren

Eng wird es in den Gesundheitszentren, die leichten Fälle stellen alles bisher Dagewesene in den Schatten. Derzeit werden auf den Balearen 32.170 Infizierte versorgt, die nicht in den Krankenhäusern liegen, 26.205 von ihnen auf Mallorca. Inzwischen sind die Krankenschwestern und Ärzte in den Gesundheitszentren derart belastet, dass sich Müdigkeit, Angstzustände und Depressionen häufen. Gleichzeitig nimmt die Unzufriedenheit der Patienten zu, die lange Wartezeiten in den Zentren in Kauf nehmen müssen und am Telefon kaum noch durchkommen.

Auch die Sache mit den Krankschreibungen klappt schon seit einiger Zeit nicht mehr. Der MZ sind Fälle bekannt, in denen Arbeitgeber seit Juli auf eine Krankschreibung wegen Corona warten. Die Gesundheitsbehörde IB-Salut arbeitet derzeit an einer Online-Anwendung, mit der jeder selbst seine Krankschreibung wegen Covid-19 auf den Weg bringen kann. So soll der Kollaps des Gesundheitssystems verhindert werden.

Die Schule geht normal weiter

Trotz der akut steigenden Infektionszahlen und der damit verbundenen Gefahr, dass ganze Schulklassen in Quarantäne gehen müssen, wird das Schuljahr nach den Weihnachtsferien am 10. Januar für alle Jahrgangsstufen mit Präsenzunterricht fortgeführt. Das gab die Zentralregierung nach einer Konferenz mit den Gesundheits- und Bildungsministern der Regionen am Dienstag (4.1.) bekannt. Bereits zuvor hatten Eltern, Lehrkräfte und Gewerkschaften gefordert, den Präsenzunterricht weiterzuführen. Der balearische Bildungsminister Martí March betonte in einer Pressekonferenz, dass die Schulen dank der strengen Protokolle zu den sichersten öffentlichen Orten gehörten. Gerade mal 2,5 bis drei Prozent aller Ansteckungen ereigneten sich in den Bildungseinrichtungen, so der Landesminister. Dennoch gehe er davon aus, dass die kommenden Wochen an den Schulen eine Herausforderung werden dürften.

Wie es in Zukunft mit der Quarantäne bei einem Corona-Fall in einer Klasse weitergeht, ist noch nicht ganz klar. Derzeit gilt noch die bisherige Regelung, dass Kinder ab der Grundschule, die eine Maske im Unterricht tragen, nicht in Quarantäne müssen, wenn es einen Fall in der Klasse gab. Bei zwei oder mehr Fällen ist häusliche Isolation erforderlich. Bei jüngeren Kindern, die keine Maske tragen, muss weiterhin bei jedem positiven Test in der Gruppe die gesamte Klasse in Quarantäne. Diese wurde in der vergangenen Woche von zehn auf sieben Tage reduziert. Die spanische Zentralregierung erwägt eine weitere Lockerung in den Schulen und Kindergärten, hat sich bislang aber nicht abschließend geäußert.

Wenig geimpfte Kinder

Kontraproduktiv wirkt sich in dieser Hinsicht die niedrige Impfquote unter den Kindern auf den Balearen aus. Erst 14,7 Prozent der Altersgruppe sei auf den Inseln geimpft, berichtete die MZ-Schwesterzeitung „Diario de Mallorca“ am Mittwoch (5.1.). In Nordspanien ist man da weiter: Kantabrien hat bereits 43 Prozent der Altersgruppe geimpft, Asturien 39 Prozent und Galicien rund 36 Prozent. Durchschnittlich sind in Spanien 28 Prozent der jüngsten Gruppe geimpft. Bei den Zwölf- bis 19-Jährigen beträgt die Quote 86,6 Prozent.

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Auch wegen der geringen Nachfrage wurde bereits am Dienstag – und damit früher als eigentlich geplant – die Terminvergabe für Kinder zwischen fünf und acht Jahren über Bitcita aufgenommen. Bislang konnten sich nur Kinder zwischen neun und elf Jahren impfen lassen. Auch Personen über 18, die beide Dosen mit AstraZeneca erhalten haben, können sich nun auf der Website Bitcita einen Termin für die Booster-Impfung holen. Der Rest der Bevölkerung unter 50 Jahren muss nach wie vor warten, bis die spanische Zentralregierung die dritte Dosis auch für diese Altersgruppe freigibt.