Seit gut einem Jahr sieht man sie immer häufiger durch die Stadt Palma de Mallorca flitzen: die Ausfahrer des Bringdienstes Glovo, die sich im firmeneigenen Jargon 'Glovers' nennen. Seit sich das in Barcelona gegründete Startup-Unternehmen im September 2017 auch auf Mallorca niederließ, ist die Zahl der Ausfahrer stetig gestiegen. Während der Hochsaison im August 2018 sind über 70 Personen damit beschäftigt, Essen, Pakete oder kleine Einkäufe mit dem Fahrrad auszufahren.

Allerdings sind die Arbeitsbedingungen nicht so, wie viele sich das am Anfang vorgestellt hatten. "Ich muss 60 oder 70 Stunden reißen, damit sich der Aufwand für mich lohnt", erklärt einer der Mitarbeiter, der lieber anonym bleiben möchte. Die Mitarbeiter arbeiten selbstständig und müssen deshalb ihre eigenen Lohnnebenkosten tragen. Von der Firma erhalten sie nur den gelben kastenförmigen Rucksack, in dem sie Pakete von einem Gewicht von maximal acht Kilo ausfahren. Pro Fahrt, so der Interviewpartner, erhalte er durchschnittlich 5 Euro. Das Fahrrad und das Handy müsse er selber stellen.

Hauptauftraggeber in Palma de Mallorca sind nicht nur Schnellimbiss-Ketten. Auch andere Restaurants, Apotheken, Lebensmittelgeschäfte oder Blumenläden arbeiten mit Glovo zusammen. Die Ausfahrer stehen dabei unter dem ständigen Druck der Zufriedenheit der Endabnehmer, die am Ende eine Bewertung in die App eintippen. "Wenn sich das Restaurant bei der Bestellung irrt, werden wir schlecht bewertet", meint der Ausfahrer, der sich nach der Sommersaison nach einem anderen Job umschauen möchte.

Neben den Vorteilen - zum Beispiel der flexiblen Arbeitszeit - gebe es eine Reihe von Nachteilen. Dazu gehöre auch das Risiko, ständig unter Zeitdruck mit dem Fahrrad durch Palma fahren zu müssen. "Wenn du einen Unfall hast und dich verletzt, interessiert das keinen in der Firma. Keiner kümmert sich um dich. Du musst pausieren und verdienst kein Geld." /tg