Wie viel verdient ein Office-Manager, der in der Bundesliga arbeitet? Wie finanzieren sich Plattformen, auf denen Touristen Ausflüge und Touren in Urlaubsdestinationen buchen können? Was ist eine Incoming-Agentur? Wer an der Ascenso Akademie für Business und Medien in Palma studiert, hat nach seinem drei Jahre dauernden Bachelor-Studium im besten Fall Antworten auf diese Fragen. Die 2007 mit 14 Studierenden gegründete deutsche Privatakademie ist ein Ableger der Hochschule Mittweida. Durch die Kooperation können die Studierenden den Abschluss an einer staatlichen Hochschule in Deutschland mit einem zweijährigen Studienaufenthalt im spanischsprachigen Ausland vereinbaren. Die Hochschulkarriere beginnt in Palma. Die letzten beiden Semester verbringen die Studierenden in Sachsen.

Wer wird zugelassen?

Grundvoraussetzung, um zugelassen zu werden, ist in jedem Fall ein Abiturabschluss. Einen Numerus clausus gibt es nicht. Alle aktuell bei Ascenso eingeschriebenen 85 Studierenden mussten stattdessen aber ein dreistufiges Auswahlverfahren zur Persönlichkeit, Motivation und ihren Interessen durchlaufen. Spanisch-Kenntnisse sind ebenfalls keine Voraussetzung. Theoretisch steht die Privatakademie auch spanischen Studierenden offen, die Deutsch-Kenntnisse auf C1-Niveau nachweisen können. „Bisher hatten wir allerdings lediglich spanische Immatrikulierte, die in Deutschland Abitur gemacht haben", erklärt Klaus Vorbrodt, der die Akademie seit 2008 leitet. Sie ist im obersten Stockwerk des Estudio General Luliano untergebracht, der ersten Universität Palmas.

Der Betrieb läuft nach der Hochschulgesetzgebung im Bundesland Sachsen ab. Daher geht in Palma das Wintersemester von September bis Februar, das Sommersemester von März bis August, und die Unterrichtssprache ist Deutsch. Lediglich bei Fachvorträgen oder Exkursionen kommen die Studierenden auch mit Spanisch oder Englisch in Kontakt.

Sprachkurs und Studiengänge

Da über die Hälfte von ihnen laut Vorbrodt mit gar keinen oder nur Schulspanisch-Kenntnissen an der Akademie startet, beginnt das Studium mit einem freiwilligen Spanisch-Intensivkurs. Dabei profitiert die Akademie von den im selben Gebäude angebotenen Kursen. Meist im Oktober starten dann die Fachvorlesungen und -seminare.

Momentan kann man bei Ascenso nur einen Studiengang (Angewandte Medien) studieren und sich dabei für eine von zwei Studienrichtungen (Sportjournalismus und Sportmanagement oder Sport-, Event- und Medienmanagement) entscheiden. „Der Tourismus-Zweig setzt gerade aus, da die Inhalte überarbeitet und erst noch akkreditiert werden müssen", erklärt Vorbrodt. Daher werden für den Studiengang gerade keine neuen Studenten zugelassen, die alten können ihn aber noch zu Ende bringen.

Unterrichtsablauf

Die Vorlesungen und Seminare der einzelnen Studien-Module sind in der Regel als Blockveranstaltungen angelegt, die beispielsweise dreimal je eine Woche lang stattfinden.

Dozent Jörg Boeckmann etwa, der noch die letzten Immatrikulierten des auslaufenden Tourismus-Studiengangs auf dem Gebiet „Tourismusmanagement" unterrichtet, war schon im Mai und Dezember 2018 an der Akademie. Vergangene Woche hat der MZ-Lesern auch als Autor bekannte Kreuzfahrt-Experte die letzte Blockwoche gegeben.

Der Arbeitstag an der Akademie beginnt für die Studierenden meist um 9 Uhr. Bis 14.45 Uhr stehen drei Einheiten Fachunterricht à 90 Minuten an. „Einen Gong und feste Pausenzeiten gibt es nicht", sagt Jürgen Bösemeyer, der akademische Leiter. Auch das mit der Anwesenheit sehen die Mitarbeiter der Akademie, wie es auch an der Hochschule in Sachsen gehandhabt wird, locker: In Jörg Boeckmanns Kurs etwa wird am Donnerstag (17.1.) in der 16-köpfigen Kleingruppe zwar eine Anwesenheitsliste herumgereicht, laut einer Studierenden ist das aber eher eine Formsache. „Manche meiner Kommilitonen kommen gar nicht", so die Frau. In dem Raum sitzen auffällig viele Frauen. Für die Sportspezialisierung interessieren sich hingegen vorwiegend Männer. Insgesamt seien die Teilnehmerzahlen beider Geschlechter aber ausgeglichen, so Bösemeyer. Die Gruppen in den Seminaren sind immer ähnlich klein, was wohl mit einer der größten Vorteile privater Einrichtungen gegenüber den staatlichen ist. Das sorgt nicht nur für eine entspanntere, sondern auch persönlichere Arbeitsatmosphäre: Sportmanagement-Dozent Michael Lang etwa kennt alle seiner 13 Schützlinge beim Namen.

Lehrbeauftragte

Etwa 45 Lehrbeauftragte sind pro Semester an der Akademie tätig. Alle gehen hauptberuflich einem anderen Job nach. Boeckmann etwa ist Geschäftsführer einer Firma in Deutschland, die unter anderem Kreuzfahrten vertreibt. An der Arbeit an der Akademie schätzt er, dass er sein Fachgebiet praxisnah unterrichten kann. „Ich kann immer einen Bezug zu den Gegebenheiten auf Mallorca herstellen. Das macht es mir wie auch den Studierenden einfacher", so der Tourismus-Experte. „Auch die Lage in der Altstadt, in 50 Metern Luftlinie zur Kathedrale, ist einzigartig. Damit befinden wir uns im Epizentrum des Inseltourismus."

Ein weiteres Schmankerl der Akademie: Oft steht auch prominenter Besuch auf dem Programm. Der ehemalige Boxweltmeister Henry Maske, ARD-Sportjournalist Markus Othmer oder Fredi Bobic (Vorstand bei Eintracht Frankfurt) etwa waren schon da.

Studiengebühren

Die genannten Privilegien schlagen sich in den Studiengebühren, über die sich die Akademie ausschließlich finanziert, nieder. In den rund 25.000 Euro, die Studierende nur für die zweijährige Ausbildung an der Akademie in Palma zahlen, sind unter anderem Bücher, Manuskripte und eine Kopierkarte enthalten. Wer am eingangs erwähnten Spanisch-Intensivkurs und weiteren am Nachmittag stattfindenden Lehreinheiten teilnehmen möchte, zahlt zusätzlich rund 2.000 Euro. „Viele denken, wir wären eine Millionärskinderbude. Dabei finanzieren sich 60 Prozent der Studenten ihr Studium über einen Studienkredit", erzählt Vorbrodt. Einige würden auf der Insel zudem Nebenjobs nachgehen.

Sprachkenntnisse

„Das finden wir gut, denn hier können sie ihre Sprachkenntnisse anwenden", so der 49-Jährige. Auch ein Wohnheim bietet die Akademie bewusst nicht an, damit die Studierenden mit den Einheimischen in Kontakt kommen. Lennart Fenselau etwa, der im dritten Semester die Sportspezialisierung macht, wohnt zumindest in einer deutsch-spanisch-italienischen Wohngemeinschaft. In seinem Fall kommen die Eltern für den Studienkredit auf.

Seine Kommilitonin Hannah Hausigk wohnt in einer rein deutschen WG. Dabei kam sie an die Ascenso Akademie, weil sie in einem spanischem Umfeld studieren und leben wollte. „Ich habe ein Jahr in Madrid als Au-pair gearbeitet und bin dadurch schon sehr selbstständig geworden", erzählt die 22-Jährige. Die im Auswahlverfahren gestellte Frage, warum sie es sich zutraut, im Ausland zu studieren, konnte sie also gut begründen. Hausigk hat im Gegensatz zu Kommilitone Fenselau schon konkrete Vorstellungen davon, wie es nach ihrem Studium weitergehen soll. „Ich möchte als Managerin in der Hoteldirektion arbeiten, am liebsten im Burj al Arab in Dubai. Ich weiß, dass dort gerade ein deutscher Manager arbeitet", erzählt sie. Auf das Lachen ihrer Kommilitonen hin gibt sie zu, dass sie zuvor ihr Netzwerk noch etwas ausweiten muss: „Es muss ja nicht sofort sein. Mit London oder Hamburg wäre ich fürs Erste auch zufrieden. Aber Dubai bleibt das Endziel."

Berufsaussichten

Nur rund 20 Prozent der Studierenden mache im Anschluss an den Bachelor einen Master, sagt Akademie-Direktor Klaus Vorbrodt. Der Großteil steigt nach dem Studium direkt bei Kreuzfahrtgesellschaften, Airlines oder Reiseveranstaltern ein. Andere Absolventen landeten bei Eventagenturen, die Hochzeiten auf Mallorca organisieren, halfen bei der Organisation von Automessen sowie im Management eines Golfclubs oder dem Landessportbund eines Bundeslandes. Als Beispiel dafür, wohin die Studienreise bei Ascenso auch gehen kann, nennt der Direktor gern Lawrence Johannes Mommenthal, der mittlerweile Marketing-Chef beim Fußballclub Atlético Baleares ist. „Es gibt nicht den klassischen Job, auf den die Ausbildung bei Ascenso vorbereitet. Alle Studierenden haben eigene Ideen. Die versuchen wir zu fördern", sagt Jürgen Bösemeyer.