Auf Mallorca wird derzeit gebaut wie verrückt. Im vergangenen Jahr wurden auf der Insel laut Zahlen des Verbands der Bauleiter und Architekten COAAT insgesamt 2.771 Genehmigungen für Neubauten erteilt, nur eine weniger als 2019, dem Jahr vor der Pandemie. Weitere 1.243 Gebäude wurden der COAAT zufolge saniert oder umgebaut.

Häusle auf Mallorca bauen

Der Jobmarkt

Entsprechend groß sei der Bedarf an Fachkräften, sagt Luis Alfonso de León Piñeiro, Vorsitzender der COAAT: „Eigentlich wird in allen Bereichen qualifiziertes Personal gesucht. Sowohl bei Architekten und Bauingenieuren als auch bei Maurern, Tischlern und Installateuren.“

Oliver Girharz, Projektleiter der Bauprojektmanagementfirma Matrol aus Llucmajor, bestätigt dies. Das Matrol-Team sei allein im vergangenen Jahr um 30 Prozent gewachsen. „Es werden vor allem Leute gesucht, die schon eine gewisse Erfahrung haben und die man nicht selbst schulen muss“, so Girharz. An Hilfsarbeitern herrsche weniger Mangel.

Die Tätigkeitsbereiche für Fachkräfte sind vielfältig. „Der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes bietet Arbeit“, sagt Curd Manthey, der seit 1998 als freischaffender Architekt auf der Insel lebt. „Von der Planung und dem Bau einer Immobilie bis hin zur Erneuerung oder dem Abriss.

Im Bereich Projektmanagement für Bauherren könne man ebenso tätig werden wie etwa als Gutachter. Hier seien beispielsweise die Bereiche rechtliche und bautechnische Prüfung oder auch Wertermittlung zu nennen. Ebenso gebe es viele Jobmöglichkeiten im Bereich des Facility-Managements, also der Verwaltung von Gebäuden.

Voraussetzungen

Akademische Titel aus dem Ausland müssen in Spanien erst einmal anerkannt werden, bevor man damit auf Jobsuche gehen kann. Informationen dazu bietet das spanische Bildungsministerium unter folgender Web- site: https://bit.ly/TitelAufMallorca

Laut Luis Alfonso de León Piñeiro kann das mehrere Monate dauern. „Die große Schwierigkeit liegt aber nicht so sehr in der Anerkennung eines ausländischen Titels, als darin, dass die spanischen Gesetze sich teilweise deutlich von anderen Ländern unterscheiden.“ Erfahrungsgemäß dauere es mindestens ein Jahr, bis man auf dem richtigen Stand sei, so der Chef des Verbandes. Hinzu kommt, dass jede Gemeinde ihre Regularien für Bauprojekte hat, die es zu beachten gilt.

Zudem muss mindestens ein Weiterbildungskurs belegt werden: ein spezifischer zwanzigstündiger Kurs zur Vorbeugung von Arbeitsrisiken im Bauwesen, wie die dafür auf Mallorca zuständige Stiftung „Fundación Laboral de la Construcción“ mitteilt. Informationen dazu gibt es unter der Website baleares.fundacionlaboral.org

Sprachkenntnisse

Auch auf dem Bau muss man Spanisch sprechen können. „Sicherlich gibt es Ausnahmen und jemand kommt nur mit Deutsch durch,“ sagt Oliver Girharz. „Aber im Allgemeinen muss man sich täglich mit Einheimischen verständigen können.“

Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen weist auf ihrer Website sogar auf die Bedeutung der Inselsprache hin: „Wer auf Mallorca arbeiten will, sollte auch Grundkenntnisse des Katalanischen mitbringen, denn dieses wird dort als erste Sprache gesprochen.“

Jobbörsen

Für das Bauwesen gibt es einige spezialisierte Jobbörsen. Die Architektenkammer der Balearen etwa bietet unter diesem Link die Möglichkeit, Arbeitsgesuche und -angebote einzustellen und einzusehen.

Die „Fundación Laboral de la Construcción“ führt ebenfalls Arbeitsangebote unter construyendoempleo.com. Hier werden spanienweite Angebote gelistet.

Zudem gibt es die Möglichkeit, sich auf der Website reformam.com kostenlos zu registrieren. Die Seite wurde mit dem Ziel gegründet, Firmen mit Interessenten zusammenzubringen, die ein Bauprojekt haben, aber nicht wissen, an wen sie sich wenden sollen.

Die Architektin Maria Gómez vom Verband der jungen Architekten Mallorcas empfiehlt, Lebensläufe und Portfolios direkt an Architekturbüros zu schicken.

Das Gehalt

Wer auf Mallorca seinen Traum vom Architekten- oder Bauingenieursleben umsetzen möchte, muss im Gegensatz zu Deutschland Gehaltseinbußen hinnehmen. Girharz beziffert den durchschnittlichen Jahresverdienst mit 35.000 Euro brutto. Die COAAT gibt den Verdienst mit 25.000 bis 35.000 Euro brutto je nach Qualifikation und Erfahrung an.

Arbeiten, die keine Fachausbildung voraussetzen, werden entsprechend schlechter bezahlt. Das balearische Statistikamt Ibestat bezifferte den Durchschnittsverdienst im Bauwesen für 2018 mit 20.715 Euro brutto.

Die große Nachfrage führe aber dazu, dass Fachkräfte deutlich mehr Geld verlangen können, sagt Luis Alfonso de León Piñeiro. „Wer zum Beispiel als selbstständiger Maurer bereit ist, Überstunden zu machen und am Wochenende zu arbeiten, kann locker auf ein Jahresgehalt von 25.000 Euro oder mehr kommen, also ähnlich verdienen wie ein Architekt“, sagt der Verbandschef.