Nach Zoff zwischen Gewerkschaften: Neuer Tarifvertrag für Hotel- und Gastgewerbe auf Mallorca steht

Beinahe wären die Verhandlungen geplatzt, doch Arbeitsminister Iago Negueruela vermittelte erfolgreich

Mehr Geld für die Angestellten in der Tourismusbranche auf Mallorca.

Mehr Geld für die Angestellten in der Tourismusbranche auf Mallorca. / B. Ramon

Fernando Guijarro

Der balearische Arbeits- und Tourismusminister Iago Negueruela hat einmal mehr seine Fähigkeiten als Verhandler und Vermittler in den Ring geworfen und dementsprechend einen großen Anteil daran, dass die rund 150.000 Beschäftigten in der Hotel- und Gaststättenbranche auf Mallorca und den Nachbarinseln demnächst einen neuen Tarifvertrag haben werden. Negueruela schaffte es in mehreren Treffen, die zunächst durchaus weit entfernten Positionen von Arbeitgebern und Gewerkschaften zusammenzubringen und außerdem noch einen Zwist zwischen zwei Gewerkschaften zumindest weitgehend auszuräumen.

Der für die meisten Beschäftigten wichtigste Aspekt: Sie bekommen 8,3 Prozent mehr Gehalt in den Jahren 2023 und 2024, wobei in diesem Jahr fünf Prozent mehr ausbezahlt werden und 2024 dann noch einmal 3,3 Prozent. Zusätzlich zu den rund 17 Prozent Gehaltserhöhung, die bei den letzten Verhandlungen 2017 durchgesetzt wurden, werden somit die Bezüge der Beschäftigten innerhalb von sechs Jahren um rund 25 Prozent nach oben gehen. 

"Beste Einigung, die wir erzielen konnten"

Mit den nun ausgehandelten 8,3 Prozent können beide Seiten leben. Die Gewerkschaften bezeichneten das Gehaltsplus als „akzeptabel“, Vertreter der Hoteliers zeigten sich ebenfalls zufrieden. Ein Hotelier sagte der MZ: „Wir haben die beste Einigung, die wir erzielen konnten.“ Man habe sich die Verträge aus den anderen Regionen des Landes angeschaut, wo überwiegend ein Gehaltszuwachs von zehn Prozent über drei Jahre ausgehandelt worden war. „Mit dem Zeitraum von zwei Jahren sind wir nun ein bisschen flexibler“, sagt der Hotelier. Es sei abzusehen, dass es eine gute Saison werde, weshalb die Gehaltserhöhungen für die meisten Hoteliers zu stemmen seien. 

Anders sieht das in der Gastronomie und im Nachtleben aus. Dort beklagt man sich seit jeher darüber, dass die kleine Eckbar im Gewerbegebiet im Tarifvertrag auf den Balearen mit großen und finanzstarken Hotelketten gleichgestellt ist. „Wir werden deshalb wieder einmal darauf drängen, dass unser Sektor einen Anhang im Tarifvertrag bekommt, der auf unsere besonderen Bedingungen eingeht“, sagt Alfonso Robledo der MZ. Der Wirt ist Präsident der Gastronomenvereinigung auf Mallorca.

Arbeitsbelastung vermeiden

Weder das Gehalt, noch die Arbeitsbedingungen könnten in Bars oder Restaurants dieselben sein wie in Hotels. „Wir arbeiten das ganze Jahr, manche Hotels nur sechs Monate“, sagt Robledo. Die weiteren Aspekte des Vertrages – neben der Gehaltserhöhung – müssen nun noch zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften ausgehandelt werden. 

Vor allem geht es den Arbeitnehmervertretern dabei darum, eine erneute Arbeitsüberlastung zu vermeiden, wie sie teilweise im vergangenen Sommer aufgetreten war. Weitere Anliegen der Gewerkschaften sind regelmäßige Fortbildungen für die Beschäftigten, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder auch Strategien gegen die Wohnungsnot auf Mallorca, um Fachkräften vom Festland oder aus anderen Ländern den Zuzug auf die Inseln zu erleichtern. 

Die Verhandlungen über den neuen Tarifvertrag standen mehrfach kurz vor dem Scheitern. Zuletzt zeigte sich die Gewerkschaft Comisiones Obreras (CCOO) brüskiert darüber, dass sie nicht zu den Tarifverhandlungen eingeladen wurde. Erst durch eine Unterredung mit Arbeitsminister Negueruela am Montag (16.1.) ließen sich die Vertreter der CCOO wieder befrieden. CCOO warf der Hauptgewerkschaft UGT vor, sich nur auf die Gehaltserhöhung zu konzentrieren, die anderen Aspekte aber außenvorzulassen.