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Angestellte von Mallorcas größter Molkerei fürchten um Zukunft des Milch-Sektors

Gerüchte um mögliche Schließungen mehrerer Produktionslinien des Unternehmens Agama sorgen für Unmut bei den Mitarbeitern. Man müsse die "Ernährungssouveränität Mallorcas verteidigen"

Die Milchproduktion auf Mallorca ist seit langem in der Krise

Die Milchproduktion auf Mallorca ist seit langem in der Krise / Redaktion DM

EP

Neue Gerüchte darum, dass Mallorcas größte Molkerei Agama bis Jahresende mehrere Produktionslinien schließen will, hat unter den Beschäftigten große Sorgen hervorgerufen. Arbeitnehmervertreter des Unternehmens mit Sitz in Palma stellten bei einem Treffen mit Verantwortlichen des Landwirtschaftsministeriums am Freitag (10.10.) klar, dass sie möglichst schnell darüber informiert werden wollen, welche Auswirkungen die Entscheidungen der Unternehmensleitung auf die Belegschaft hat. Sie baten zudem darum, ein von der Firmenleitung für den 20. Oktober geplantes Treffen vorzuziehen.

Faire Preise für Landwirte

In einer Pressemitteilung forderten die Arbeitnehmervertreter zudem eine sofortige Einrichtung eines dreigliedrigen Verhandlungstisches mit der Regionalregierung, dem Unternehmen und den Arbeitnehmervertretern. So wolle man "Beschäftigungs- und Produktionsgarantien auf Mallorca, faire Preise für die Landwirte sowie eine produktive Diversifizierung zur Wiederbelebung traditioneller Erzeugnisse" erreichen.

„Agama ist nicht nur eine Fabrik. Sie ist das Gedächtnis von Generationen von Arbeitern und Landwirten. Wir werden nicht zulassen, dass sie durch Täuschungen und mit öffentlichen Geldern wie ein führerloses Schiff versenkt wird", heißt es in der Mitteilung. Und weiter: "Agama zu verteidigen heißt, die Ernährungssouveränität und Identität Mallorcas zu verteidigen.“

Die Beschäftigten beklagten, dass die möglichen Kürzungen beim Milcheinkauf zu dem bereits 2021 erfolgten Umzug der Glasproduktion von Laccao nach Katalonien hinzukämen – „unter dem falschen Versprechen, sie nach der Modernisierung der Anlage zurückzubringen“ – und dem anschließenden Verkauf dieser Marke an Cacaolat, was als Verlust „eines Flaggschiffs“ betrachtet wurde.

Schon lange in der Krise

„Von da an war die Abfüllanlage praktisch führungslos“, fügte die gesetzliche Vertretung der Beschäftigten von Agama hinzu. Agama gehört seit 2017 zu dem katalanischen Bier-Giganten Damm und kaufte 2022 von sechs Milchviehbetrieben auf Mallorca rund 8,5 Millionen Liter Rohmilch auf – das entspricht rund 80 Prozent der Gesamtproduktion der Insel. Davon gingen nur rund vier Millionen Liter auf der Insel als Milchprodukte in den Verkauf – Agama stellt auch den Schokodrink Laccao her. Die andere Hälfte der Produktion muss das Unternehmen mit deutlichen Preisabschlägen an Molkereien auf dem spanischen Festland weitergeben. Ein Verlustgeschäft.

Dass es bei Agama kriselt, ist seit Jahren bekannt. Bei den neusten möglichen Kürzungen bei den Milcheinkäufen habe das Unternehmen die Mitarbeiter aber weder informiert noch „einen echten Beteiligungsprozess“ zugelassen, beklagen die Beschäftigten. Das Offensichtliche werde "geleugnet", heißt es in der Pressemitteilung.

Nach Auffassung der Arbeitnehmervertretung zeigen die Kürzungen, „dass es sich nicht um ein isoliertes Problem einer einzelnen Fabrik handelt, sondern um den planmäßigen Abbau eines ganzen Sektors, der durch Entscheidungen, die nichts mit den Interessen Mallorcas zu tun haben, ins Abseits gedrängt wird“.

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