Damit auf einem Kreuzfahrtschiff Tausende von Menschen ihren Urlaub genießen können, muss eine eingespielte Crew von mehreren hundert Leuten hart arbeiten. Und obwohl die Bilder der gekenterten „Costa Concordia" die Welt erschreckt haben, geht der Boom weiter.

So braucht die deutsche Reederei Aida Cruises in diesem Jahr mindestens 600 neue Mitarbeiter, damit im Mai ihr neues Schiff ­„AidaMar" den Betrieb aufnehmen kann. Auch die „Columbus 2" der Ree­derei Hapag-Lloyd-Kreuzfahrten soll in diesem Frühjahr in See stechen. Die Besetzung der ausgeschrieben Stellen übernimmt hier die auf die Kreuzfahrt-Branche spezialisierte Agentur Sea Chefs (mit Sitz in Deutschland, Schweiz und Zypern). Da die Branche seit Jahren wächst, brauchen auch die anderen großen Reedereien ständig Personal. Gesucht wird alles, was man auf einem Schiff braucht: Reinigungspersonal, Kellner, Musiker, Mechaniker, Umwelttechniker, Reiseführer … ja sogar Journalisten. Die Bewerbungen werden fast ausschließlich über Online-Formulare entgegengenommen.

Die Arbeit ist härter, dafür wird sie etwas besser bezahlt als auf dem Festland, fasst Francoise Ruck von der Agentur Sea Chefs zusammen, die für mehrere Kreuzfahrtreedereien (Tui Cruises, Hapag Lloyd, Phoenix ...) das Personal anwirbt. Wer beispielsweise als Kellner auf einem Kreuzfahrtschiff arbeitet, hat in der Regel eine Sieben-Tage-Woche bei durchschnittlich mindestens zehn Arbeitsstunden pro Tag. Vom Arbeitnehmer wird verlangt, dass er fünf bis sechs Monate durcharbeitet, meist ohne freie Tage. Dafür hat man anschließend zwei Monate frei, bleibt also an Land, bevor man dann wieder auf dem Schiff eingesetzt wird.

Von der Welt sieht man viel und wenig zugleich. Denn auch wenn das Schiff alle Kontinente bereist, sind Landgänge für das Personal meist auf zwei oder drei Stunden beschränkt. Dafür ist das Umfeld der Kollegen so international, dass man das meiste über die Welt an Bord erfährt.

Die rechtliche Grundlage bilden sogenannte Hochsee-Arbeitsverträge, die in Europa meist nach zypriotischem, maltesischem oder italienischem Recht abgeschlossen werden. Steuern und Lohnnebenkosten werden dabei keine gezahlt. „Brutto ist gleich netto", nennen die Arbeitgeber das. Gewerkschaften kritisieren solche Arbeitsverträge.

Auch wenn die Bezahlung nur leicht über der von vergleichbaren Jobs an Land liegt, eignet sich so eine Anstellung zum Sparen. Schließlich erhalten die Mitarbeiter kostenlose Kost (am täglichen Buffet) und Logis (meist in relativ engen Doppelzimmern). Arbeitskleidung wird gestellt und gereinigt. Viele Arbeitgeber übernehmen auch die An- und Abreise der Mitarbeiter, die ihren Landurlaub nicht selten bei Eltern oder Freunden verbringen, um so auch die Miete zu sparen.