Nach einer großen Razzia in der Gastro-Szene in der Innenstadt von Palma de Mallorca am Montag (14.12.) kommen immer mehr Details ans Licht, wie die Mitarbeiter nach Erkenntnissen der Ermittler systematisch ausgebeutet wurden. So ist in einer Pressemitteilung der Nationalpolizei von einer "mafiösen Struktur" die Rede, ermittelt wird auch wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung.

Betroffen sind nach Informationen der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" insgesamt rund 1.200 Angestellte, die seit 2013 in den rund 30 inspizierten Bars und Restaurants arbeiteten. Hinter den Lokalen, die vor allem in von Touristen frequentierten Ecken der Altstadt liegen, steht eine Gesellschaftsstruktur mit einem Unternehmer an der Spitze, dem rund 100 Geschäfte in Palma gehören sollen. Der Mann soll die prekären Arbeitsbedingungen vorgegeben haben. Diese sahen nach Angaben der Ermittler 70-Stunden-Wochen und Monatsgehälter von 600 Euro. Viele Angestellte hatten zudem keinen Vertrag. In einem Fall soll es auch zu Aggressionen gegenüber einem Mitarbeiter gekommen sein, der gegen die Arbeitsbedingungen protestiert hatte.

Der Razzia waren monatelange Ermittlungen vorausgegangen, die in der Folge von zahlreichen Anzeigen eingeleitet worden waren. Die Bilanz der Razzia, an der mehr als 100 Beamte beteiligt waren: 14 Festnahmen, 25 Inspektionen, acht Hausdurchsuchungen sowie die Beschlagnahmung von Dokumenten und rund 500.000 Euro Bargeld. Ermittelt wird wegen Verstößen gegen Arbeitnehmerrechte, Dokumentenfälschung, Steuer- und Sozialversicherungsbetrug sowie auch Bildung einer kriminellen Vereinigung.

Fotogalerie: So lief die Razzia ab

Darüber hinaus wurde wegen Verstößen gegen Hygiene-Vorschriften eine Lagerhalle im Gewerbegebiet Can Valero in Palma versiegelt. Von dort sollen zahlreiche der Lokale beliefert worden sein.

Der Gastronomieverband von Mallorca verurteilte unterdessen in einer Pressemitteilung die Praktiken energisch. Es handle sich angesichts von mehr als 11.000 Lokalen auf der Insel um "Einzelfälle", mit denen unlauterer Wettbewerb betrieben werde und die das Image der Branche schädigten. /ff