m Sommer kann sich Roberto Muradas seinen Lebensunterhalt gut in der Tourismusbranche verdienen, doch in der Nebensaison arbeitete er bisher immer als Deutschlehrer. „Aber diesen Winter werde ich mir einen Plan B überlegen müssen", sagt der Deutschspanier, der unter anderem an der Academia Einstein in Arenal und an der Academia Manacor-Porto Cristo unterrichtet. Schuld daran ist die Ende 2015 gefallene Entscheidung der Linksregierung, die Vergabe der für 2016/2017 geplanten Weiterbildungskurse für Arbeitslose rückgängig zu machen.

Statt wie bisher an Privatakademien sollten die Kurse künftig an öffentlichen Berufs- und Sprachschulen stattfinden, hatte Llorenç Pou, der Leiter des balearischen Arbeitsamts Soib, damals erklärt. Zahlreichen Unternehmen, die seit vielen Jahren gut von den staatlich subventionierten Kursen - nicht nur Sprach- oder Computerkurse, sondern auch Lehrgänge für Kellner oder Elektriker - lebten, wurde damit der Geldhahn abgedreht. Die Proteststürme ließen nicht lange auf sich warten: Der balearenweite Verband der Bildungsunternehmen Cecap startete umgehend eine Online-Petition und forderte eine Rücknahme dieser Entscheidung. Kritisiert wurde vor allem, dass die öffentlichen Schulen der Nachfrage gar nicht gerecht werden könnten, da sie nicht über ausreichend speziell geschultes Personal, ­etwa Deutschlehrer, verfügten. Aus der Führungsetage des Arbeitsamtes soll es daraufhin lediglich ­geheißen haben: „Dann sollen die Leute eben mehr Englisch lernen."

Rückendeckung erhielt Cecap dagegen von der Bürgerpartei Ciudadanos, deren Vorsitzender Xavier Pericay anmahnte, dass angesichts der Neuregelung bereits zehn Akademien schließen mussten. Statt über die immer prekärere Lage auf dem Arbeitsmarkt zu lamentieren, sollte die Regierung lieber Unternehmer und Selbstständige unterstützen und ihnen das Leben nicht zusätzlich erschweren. Ganz ähnlich sieht es Natalia Poma Humke, Leiterin der Sprachschule Die ­Akademie in Palma. „Das Soib will mit diesen Kursen die Arbeitslosigkeit bekämpfen, schafft aber nun an anderer Stelle neue Arbeitslose." Sie selbst habe die neue Konkurrenz durch die öffentlichen Bildungseinrichtungen schon vergangenes Jahr zu spüren bekommen. Bis 2014 hätten an der Akademie beispielsweise immer die Deutsch- und Englischkurse von PalmaActiva, der Agentur für Beschäftigung und Wirtschaftsförderung der Stadt, stattgefunden. Damit sei nun Schluss. Das liege auch daran, dass die im Vorjahr neu gewählte Regierung das Budget für die Sprachkurse 2015 komplett gestrichen hat, wie der Branchenverband Cecap mitteilt.

Die Frage, ob das alles dem Sparzwang geschuldet ist, wird im balearischen Arbeitsministerium aber mit einem klaren Nein beantwortet. Vielmehr habe sich die neue Führungsriege, darunter auch der Leiter des Arbeitsamts, mit Vertretern aus dem Bildungsministerium und der Gewerkschaften zusammengesetzt, um eine neue „Strategie zur Berufsbildung" zu erarbeiten. Da die öffentliche Verwaltung selbst über zahlreiche Bildungseinrichtungen verfüge, habe man beschlossen, ein Gros der Kurse künftig ­in ­Eigenregie zu stemmen, erklärt Sprecher Xim Fuster. Die balearische Hotelfachschule etwa sei in ihrem Fachbereich die erste Adresse auf der Insel.

„Wir haben die Infra­struktur, wir haben einen Haufen guter Lehrer, wir nutzen also einfach die öffentlichen Ressourcen besser." Und ganz nebenbei - das spricht aber natürlich niemand laut aus - wird auf diese Weise jeglicher Versuch von Gemauschel und Vetternwirtschaft im Keim erstickt. Denn in dieser Hinsicht sind die Linksparteien gebrannte Kinder: Unter dem vorherigen Linkspakt (2007-2011) soll es, so der Verdacht der Staatsanwaltschaft, bei der Vergabe der Kursmittel zu groben Unregelmäßigkeiten gekommen sein.

Angesichts des Proteststurms der privaten Kursanbieter ließ sich die Balearen-Regierung aber offenbar doch wieder umstimmen. Mitte April wurde erstmals in der Legislatur eine Ausschreibung von Kursmitteln bekannt gegeben. Die Subventionen in Höhe von fast 3,4 Millionen Euro seien insbesondere für die Privatakademien gedacht, heißt es - wobei sich theoretisch auch öffentliche Anbieter für die Kurse bewerben können. Beim Branchenverband zeigt man sich nun wieder dialogbereit, die Online-Petition wurde vorerst auf Eis gelegt. „Wir glauben, dass wir auf dem Weg zu einer guten Lösung sind", sagt ein Sprecher. Teil davon sei, so hoffe man, die Wiederauflage der Deutschkurse, „die auf dieser Insel so nötig sind".

Roberto Muradas würde es freuen - denn damit sei nicht nur ihm, sondern auch seinen Schülern geholfen. „Deutschkenntnisse werden schließlich für einen Job im Tourismus immer wichtiger."