Nein, sie war noch nie in einer Gewerkschaft, versichert Nani Sánchez. „Würde mich mein Arbeitgeber angemessen behandeln, dann würde ich ihm auch keinerlei Pro­bleme bereiten", sagt sie. Sánchez ist harte Arbeit gewöhnt. Seit 30 Jahren ist sie eine der rund 10.000 camareras de piso (deutsch: Zimmermädchen) auf den Balearen. „Ich fing mit 16 Jahren an, obwohl ich bereits eine Friseurausbildung abgeschlossen hatte", so die 46-Jährige. „Ich hätte nicht in die Hotelbranche gemusst, aber ich wollte."

Damals habe sie ihre Arbeit gemocht. „Der Kontakt zu den Gästen, die geregelten Arbeitszeiten, all das hat mir gefallen." Doch aus der einst zufriedenen Sánchez wurde mit den Jahren eine Frau, der die Frus­tration ins Gesicht geschrieben steht. Eine Frau, die anders als viele ihrer Kolleginnen den Mund aufmacht, den Kopf hinhält und öffentlich für das eintritt, was ihrer Meinung nach schon vor Jahren verloren gegangen ist: die Gerechtigkeit und Würde in ihrem Berufsstand.

Und so war Sánchez vorne mit dabei, als Zimmermädchen auf den Balearen vor gut einem Jahr einen Ableger der freien Vereinigung „Las Kellys" (Kurzform von „las que limpian", also „die, die sauber machen") gründeten. „Die Gewerkschaften unterstützen uns nicht genug", so Sánchez und fügt kämpferisch hinzu: „Also müssen wir selbst für uns einstehen."

Rund 300 Mitglieder zählen „Las Kellys" auf den Inseln. Bereits im vergangenen Sommer machten sie mit einer Demonstration auf sich aufmerksam. Schon damals forderten sie die Rente ab 55, die rechtliche Anerkennung von Arbeitskrankheiten in ihrem Metier, weniger Arbeitsbelastung und vor allem einen Stopp der Unterwanderung der Tarifverträge. „Viele Hotels buchen die Zimmermädchen heute bei externen Firmen, bei denen sie nur als normale Reinigungskräfte angestellt sind und 900 Euro brutto im Monat für 40 Wochenstunden verdienen", so Sánchez. Als beim Hotel angestelltes Zimmermädchen bezieht sie dagegen 1.300 Euro brutto. „Immerhin."

Am Freitag (25.8.) um 19 Uhr ist eine neue Demonstration an Palmas Plaça d'Espanya geplant - mit denselben Forderungen. „Nein, im vergangenen Jahr hat die Demo nichts bewirkt", räumt Sánchez ein. Es habe seitdem weder Gespräche mit Politik oder Hotelverbänden gegeben, noch habe sich die Situation verbessert. „Mir ist bewusst, dass wir nur etwas erreichen, wenn wir wehtun", so Sánchez. Streik oder die Verweigerung von Überstunden könnten Hoteliers und Politik gerade im August schwer treffen. „Aber viele von uns trauen sich das nicht, sie werden in ihren Unternehmen unter Druck gesetzt. Ich kenne niemanden, der skrupelloser ist als einige Hoteliers."

Es habe in der Krise begonnen. „Damals strömten zahlreiche Menschen ins Hotelgewerbe. Sie waren bereit, zu miesen Konditionen zu arbeiten, um irgendwie über die Runden zu kommen." Das hätten viele Hoteliers ausgenutzt. Anstatt mehr Personal einzustellen, seien oft einfach die Bedingungen verschärft worden. „Wir schuften uns kaputt, machen unbezahlt Überstunden, haben körperliche Schmerzen und schaffen es nur noch mit Medikamenten zur Arbeit." Touristen, die das Zimmer wie einen Saustall hinterlassen, tun ihr Übriges.

„Ich erhoffe mir von der Demonstration zumindest etwas mehr Gehör. Und vielleicht motivieren wir ja noch mehr Menschen, uns zu unterstützen. Jeder ist willkommen."

(Anmerkung der Redaktion: Ursprünglich war die Demonstration von "Las Kellys" für Freitag, 18. August, geplant. Aufgrund der Terroranschläge in Katalonien haben die Verantwortlichen die Veranstaltung nun um eine Woche - auf Freitag, 25. August - verschoben.)