Richtig fröhlich sieht keiner aus, der zum ersten Mal die vielen Stufen erklimmt, um sich dann todesmutig in die Tiefe zu stürzen. „La Bestia“ hat es in sich. Es ist eine von etwa 20 Rutschen im Western Water Park, am Rande von Magaluf. „Arme überkreuzen und keine Faxen machen“, ermahnt der Bademeister. Aber an Faxen denkt ohnehin niemand. Schnell ist die prachtvolle Aussicht über die 75.000 Quadratmeter große Freizeitanlage vergessen. Die anderen Attraktionen wirken winzig, das Selbstbewusstsein ebenso. Da spielt es auch keine Rolle mehr, ob das Foto, das die unten am Becken stehende Freundin gerne von ihrem Helden machen möchte, später retuschiert werden muss, damit dieser der Nachwelt freudig entgegenblickt.

Der Held hat andere Sorgen, denn die Treppen wieder hinuntersteigen, imponiert niemandem. Also, Augen zu und durch. Erst in eine Röhre rein, dann mit Sonnenschein nahezu im freien Fall 30 Meter hinab. Je schwerer der Rutscher, desto wuchtiger die Talfahrt und die Fontäne beim Eintauchen ins Becken. Träger von schlabbrigen Badehosen sollten sich unbedingt etwas einfallen lassen, damit das gute Stück nicht plötzlich hinter den Ohren hängt.

Nach dem Adrenalinschub empfiehlt es sich, in einem gelben Reifen treibend, auf dem „Wild River“ zu relaxen. Richtig wild ist dieser nicht. Aber „Die Bestie“ kann in puncto Nervenkitzel ohnehin nichts toppen. Auch in dem 1.500 Quadratmeter großen Wellenbad lässt es sich gut entspannen. Die Wogen schaukeln sich mehr und mehr auf, und die Erinnerung an die Monsterrutsche mit. War die nicht mindestens 50 Meter hoch?

Kein Zweifel, viel ist von dem im Jahr 2000 als reinem Western Park geplanten Abenteuerspielplatz nicht übrig geblieben. Schnell war der damaligen Betreiberfirma Cursach klar, dass mit einem Cowboydorf, in dem es hin und wieder zu Schießereien kommt, dem gegenüberliegenden Aqua Park der mächtigen Aspro-Gruppe (38 Parks in Europa, davon neun in Spanien und vier auf Mallorca) das Wasser nicht abzugraben war. Also investierte Cursach ebenso in das feuchte Element. Schnell entwickelte sich die in Western Water Park umgetaufte Einrichtung zu einem Besuchermagneten. Im Frühjahr 2007 wurde die Anlage für 36,5 Millionen an die Konkurrenz verkauft. Bis auf einen kleinen Wasserpark in Alcúdia hat die Aspro-Gruppe damit das Monopol auf dem mallorquinischen Spaßbad-Markt. Der in Erwägung gezogene Umzug des ebenfalls zur Gruppe gehörenden Marinelands auf das Westerngelände fand letztlich doch nicht statt. Lediglich eine Robben- und Seelöwenshow erinnert an den Park in Costa d‘en Blanes.

Sonst hat sich für die maximal 6.000 Besucher täglich durch den Wechsel kaum etwas geändert. Ihnen stehen weiterhin rund vier Millionen Liter Wasser, drei Shows und jede Menge Attraktionen zur Verfügung. Fast zu viel Angebot, das täglich zwischen 10 und 18 Uhr lockt. Das haben auch die neuen Besitzer erkannt und bieten einen beträchtlichen Preis­nachlass für Wiederholungstäter. Statt 22 Euro werden beim zweiten Besuch nur noch sechs Euro kassiert. Kinder bezahlen die Hälfte.